Für eine Ethik der Einfühlung

Bedford-Strohm vor EKD-Synode: Historische Welle von Hilfsbereitschaft. Warnung vor Rechtsterrorismus. Kirchen gegen Status-Herabstufung von syrischen Flüchtlingen.

Eine Bestandsaufnahme der Situation von Flüchtlingen in Deutschland und Europa hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in seinem Bericht vor der seit heute (8.11.2015) in Bremen tagenden EKD-Synode vorgenommen.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm unterstrich zu Beginn seines Berichtes: „Das Ausmaß, in dem solche Empathie angesichts des Leids der Flüchtlinge überall in Deutschland sichtbar und spürbar geworden ist, das ist das eigentlich Historische an dem, was wir erlebt haben und erleben. Als Kirchen können wir uns über diese Empathie gegenüber Flüchtlingen nur freuen. Und jeder, der der jüdisch-christlichen Tradition wirklich zentrale Prägekraft für unsere Kultur zukommen lassen will, wird für das gelebte Christentum, das in dieser Empathie seinen Ausdruck findet, nur dankbar sein können.“ Es sei eine Ethik der Einfühlung aus der Kraft der Spiritualität, die Christinnen und Christen dazu bewege, sich jetzt zu engagieren, so Bedford-Strohm weiter.

Heinrich Bedford-Strohm bekräftigte ausdrücklich seine Unterstützung für die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der EKD-Ratsvorsitzende ermutigte Kanzlerin Merkel, „auch unter schwierigen Bedingungen diesen flüchtlingspolitischen Kurs zu halten und der Versuchung zu widerstehen, auf einen Kurs der Abschottung und des Einzäunens von Europa einzuschwenken.“

Deutliche Worte wählte Bedford-Strohm, um auf die Gefahren gewalttätiger Fremdenfeindlichkeit hinzuweisen: „Daher ist in diesen Tagen höchste Wachsamkeit gegenüber allem aufkeimenden Rechtsterrorismus geboten. Gegen solchen Rechtsterrorismus müssen alle rechtsstaatlichen Mittel aufgeboten werden. Das Gleiche gilt für den Rechtsradikalismus als seinen Nährboden.“

Eine Status-Herabstufung syrischer Flüchtlinge lehnen die beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland ab. Bedford-Strohm: „Für die beiden christlichen Kirchen – und ich darf das heute auch nach Rücksprache mit Kardinal Marx sagen – ist eine rechtliche Herabstufung von syrischen Flüchtlingen und eine Flüchtlingspolitik der Abschreckung und der Abschottung gegenüber Menschen, die vor dem Horror des IS fliehen, nicht akzeptabel. Gerade die rechtliche Ausgestaltung des Familiennachzugs werden wir als Kirchen genau verfolgen.“

Der gesamte Bericht des EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm ist abrufbar:

Bremen, 8. November 2015

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt


Über die Synode der EKD: Die Synode der EKD ist neben Rat und Kirchenkonferenz eines der drei Leitungsorgane der EKD. Sie tagt vom 8. bis 11. November in Bremen. Nach der Grundordnung der EKD besteht die 12. Synode aus 120 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Synode zählen die Erarbeitung von Kundgebungen und Beschlüssen zu Fragen der Zeit sowie die Begleitung der Arbeit des Rates der EKD durch Richtlinien. Die Synode berät und beschließt aber auch den Haushalt und die Kirchengesetze. Geleitet wird die Synode vom Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Irmgard Schwaetzer. Sie ist zugleich Mitglied des 15-köpfigen Rates der EKD, der in Bremen neu gewählt wird. Vorsitzender des Rates der EKD ist Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Die EKD ist die Gemeinschaft von 20 lutherischen, reformierten und unierten Landeskirchen. 23 Millionen evangelische Christinnen und Christen in Deutschland gehören zu einer der 15.000 Kirchengemeinden.