"Niemand hat das Recht, zur Vernichtung eines anderen Staates aufzurufen"

Gemeinsame Erklärung des Vorsitzenden des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber, und des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, zu den Äußerungen des iranischen Präsidenten

Niemand hat das Recht, zur Vernichtung eines anderen Staates aufzurufen. Auf entsprechende Äußerungen des iranischen Präsidenten können Christen aller Konfessionen nur mit Empörung und Abscheu reagieren. Wohin es führt, wenn ein Volk einem anderen das Existenzrecht abspricht, ist den Christen in Deutschland aus ihrer Geschichte schmerzlich bewusst.

Die christlichen Kirchen in Deutschland sind aus theologischen wie aus geschichtlichen Gründen in Solidarität mit Israel besonders verbunden. Aus der verbalen Bedrohung Israels kann - wie die Ereignisse der letzten Woche zeigen - schnell auch tatsächliche Gewalt werden. Die beiden großen Kirchen werden weiterhin in großer Verbundenheit mit dem „Land der Bibel“ und seinen Menschen leben und arbeiten. Diese Verbundenheit zeigt sich auch in den verschiedenen Aktivitäten und Einrichtungen in Israel und Palästina.

Die evangelische und die katholische Kirche fühlen sich auch mit den Menschen in Ostjerusalem, in der Westbank und in Gaza verbunden. Gemeinsam mit Israelis und Palästinensern hoffen wir auf einen erfolgreichen Weg in die Zweistaatlichkeit, der nicht durch politische Provokationen behindert werden darf.

Wir begrüßen, dass der UN-Sicherheitsrat und die politischen Vertreter der Staaten in der Europäischen Union umgehend den Äußerungen des iranischen Präsidenten widersprochen haben. Wir sind auch dankbar dafür, dass sich Vertreter muslimischer Verbände in Deutschland eindeutig von diesen Aussagen und den zustimmenden Demonstrationen am Wochenende distanziert haben.

Hannover / Bonn, 31. Oktober 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz
Dr. Martina Höhns

Die Pressemitteilung wird zeitgleich von der Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz und der Pressestelle der Evangelischen Kirche in Deutschland verschickt.