„Kapital der Verlässlichkeit“

Bischof Walker aus England spricht zum Synodenschwerpunktthema

Die Kirchen und Christen in England seien ein „Kapital der Verlässlichkeit“ für das Gemeinwesen, hat der Bischof von Dudley, David Walker, in einem Kurzreferat auf der 5. Tagung der 10. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montag, 6. November, in Würzburg erklärt. In seinem Beitrag zum Schwerpunktthema der Synodentagung „Gerechtigkeit erhöht ein Volk – Armut und Reichtum“ bekräftigte der englische Theologe das „erklärte Ziel“ der englischen Kirchen, „dass Armut der Geschichte angehören soll.“

Kirchen, so Bischof Walker, müssten sich als Reservoirs sehen, die Sozialkapital, spirituelles Kapital und religiöses Kapital verknüpften. Ein in diesem Sommer der Generalsynode der Church of England vorgelegter Kommissionsbericht unter dem Titel „Faithful Cities“ füge dieser Begriffssammlung den Ausdruck „Faithful Capital“ – „Kapital der Verlässlichkeit“ hinzu. „Im Englischen wird das Wort 'faithful' für gewöhnlich im Sinne von loyal, verlässlich, 'jemand, der auch unter Druck nicht aufgibt' und 'jemand, auf den wir zählen können' verwendet“, so der Bischof in seinem auf Englisch gehaltenen Vortrag. In diesem Sinne seien die kirchlichen Gemeinschaften in den städtischen Gebieten Großbritanniens faithful (verlässlich), weil sie vor Ort blieben und den Menschen dienten. Die Kirchen gäben auch die ärmsten, von hoher Bevölkerungsfluktuation geprägten Gemeinwesen nicht auf: „Wir bleiben dort und beten und tun in ihnen unseren Dienst. Man kennt uns, wir sind respektiert und werden oft als die Stimme der Gemeinschaft angesehen.“ Aus der Sicht der Regierung sei dieses Kapital der Verlässlichkeit einerseits eine wertvolle Ressource, könne aber auch „eine Quelle der Irritation“ sein.

Bischof David Walker ging auch auf die unterschiedlichen Ansätze sozialethischer Debatten in England und Deutschland ein. „Ich bin beeindruckt von der Art und Weise, in der Sie verschiedene Begriffe der Gerechtigkeit entwickelt haben. Vielleicht sagt es etwas über die jeweiligen politischen Orthodoxien in unseren beiden Nationen, dass Sie verdeutlichende Begriffe für Gerechtigkeit entwickelt haben wie Einkommensgerechtigkeit, Chancengerechtigkeit, Tauschgerechtigkeit und, vor allem anderen, Beteiligungsgerechtigkeit - während wir den Amerikanern gefolgt sind und mit dem Begriff Kapital arbeiten.“ Die Arbeit der evangelischen Kirchen in Deutschland zeige auch, „dass wir in Großbritannien zu individualistisch sind. Das Konzept der Solidarität, das in Ihren Schriften so deutlich zum Ausdruck kommt, ist in den unseren kaum erkennbar.“

Würzburg, 05. November 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Der Vortrag von Bischof David Walker bei der 5. Tagung der 10. EKD-Synode in Würzburg

Englische Version des Vortrages