Defizite am Arbeitsmarkt verursachen Armut

Kurzreferat von Uwe Becker zum Synodenschwerpunktthema

Einen steuerpolitischen Kurswechsel zur Finanzierung eines zweiten Arbeitsmarktes hat der Vorstandssprecher des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche im Rheinland, Uwe Becker, auf der 5. Tagung der 10. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), gefordert. In einem „diakonischen Zwischenruf“ zum Schwerpunktthema „Gerechtigkeit erhöht ein Volk – Armut und Reichtum“ beklagte Becker „die mangelnde politische Courage“, die einen solchen Kurswechsel bislang verhindert hätte.

Strukturelle Defizite seien die Hauptursache für mangelnde Arbeitsmarktintegration, die wiederum unmittelbar mit drohender Armut zusammen hänge. „Wenn etwa 7 Millionen Erwerbssuchenden, von denen gut 4 Millionen als arbeitslos registriert sind, knapp 600 Tausend offene Stellen gegenüberstehen, dann ist diese Lücke nicht allein bildungspolitisch zu schließen.“ Auch in den nächsten Jahren „wenn nicht Jahrzehnten“ werde eine hohe Sockelarbeitslosigkeit erhalten bleiben, prognostizierte Becker. „Um so dringlicher ist die Frage nach der sozialen Integration und der Armutsprävention jenseits des 1. Arbeitsmarktes zu stellen.“

Becker warnte davor, die Erklärung der Armut, bei den „Opfern“ zu suchen. Mitarbeitende der Diakonie in Arbeitslosenzentren oder Ehe- und Lebensberatungszentren könnten „beredt“ von dem Schaden berichten, „den das psychosoziale Klima der Stigmatisierung von arbeitslosen Menschen unter dem Stichwort „Missbrauchsdebatte“ in Familien - und damit auch im Innenleben von Kindern und Jugendlichen ausgelöst hat“. Auch das sei eine Form der Armut, „nämlich der Verarmung der öffentlichen politischen Kultur in unserem Land.“

Würzburg, 06. November 2006

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Das Kurzreferat von Uwe Becker während der EKD-Synode in Würzburg