Johannes Bugenhagen – der Realist unter den Reformatoren

Vorsitzender des DNK/LWB, Landesbischof Johannes Friedrich, würdigt pommerschen Theologen zum 450. Todestag

„Johannes Bugenhagen hat entscheidend dazu beigetragen, dass sich die Reformation in Norddeutschland langfristig behaupten und durchsetzen konnte.“ Mit diesen Worten würdigte der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), den pommerschen Reformator anlässlich seines 450. Todestages. Bei einem Festakt im Greifswalder Dom sagte Friedrich am 14. September, Bugenhagen sei – anders als der Visionär Martin Luther – der Realist unter den Reformatoren gewesen. Er habe keine umstürzenden Programmschriften verfasst wie sein vertrauter Freund Luther. „Als sein herausragendes Verdienst gilt die umsichtige und detaillierte Ausarbeitung evangelischer Kirchenordungen, in denen die theologischen Einsichten und Zielperspektiven der Reformatoren ihre alltagstaugliche Umsetzung in die Lebenspraxis erfuhren“, führte Friedrich aus. Bugenhagen sei es um eine Antwort auf die Frage gegangen, was ein Christ konkret tun solle. Diese Frage sei von zeitloser Aktualität. Die moderne Form des gegenwärtig so populären positiven Denkens, der erfolgsorientierten Selbstoptimierung und der machbarkeitsgewissen Lebensplanung einschließlich der damit verbundenen Selbstüberschätzungen wäre ihm jedoch zutiefst fremd gewesen, ist sich der Vorsitzende des DNK/LWB sicher. Das gute Leben im Sinne Gottes, so Bugenhagens fundamentale Überzeugung, habe seinen Ermöglichungsgrund allein in der Liebe Gottes, der den sündigen Menschen aus Gnade zu seinem geliebten Kind erkläre. Auf die Gegenwart übertragen, müssten die Menschen heute begreifen, „welcher Gewinn sich ihnen für ihr persönliches Leben im Raum der evangelischen Kirche erschließt“.

Greifswald / Hannover, 14. September 2008

Udo Hahn
Pressesprecher

Vortrag Landesbishof Johannes Friedrich zum Bugenhagen-Gedenken