„Das Wort Gottes macht frei von Zwang“

5. Tagung der 11. Synode der EKD mit Gottesdienst in Lübeck eröffnet

Mit einem festlichen Gottesdienst wurde die 5. Tagung der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an diesem Sonntag im Dom zu Lübeck eröffnet. Der Leitende Geistliche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Bischof Gerhard Ulrich (Schleswig), legte seiner Predigt den Beginn des Johannesevangeliums zugrunde: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“ (Johannes 1,1)

Davon ausgehend erinnerte Ulrich an den Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel: „Gott sprach – und es ward: Licht, Leben, Himmel, Erde. Gottes Wort ist immer schöpferisches Wort. Bei ihm ist Reden immer gleich Tun. Worte von Menschen können demütigen, verletzen, auch töten. Gottes Wort aber bringt hervor Leben auf Leben – Neues Leben, Ewiges Leben“. Auch Martin Luther, so der Bischof, habe immer daran erinnert, dass „allein das Wort Gottes des Menschen Herz regieren soll, keine Macht sonst“; und ergänzte: „Von Gottes Wort regierte Herzen regieren die Welt anders: barmherzig, mit Liebe, zur Freiheit. Solche Herzen sind hörende Herzen, unruhige Herzen, die sich nicht zufrieden geben mit dem, was immer schon so war.“

Ulrich betonte, dass die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich kein „gottgewolltes Schicksalsgefüge“ sei, sondern „von Menschen entfachter Irrsinn, und das Recht der Starken gegen die Schwachen sei nicht der Weg des göttlichen Heils, sondern „menschlicher Irrweg“. Vielmehr gelte, dass der Wert des Menschen und seine Würde nicht abhängen von „Leistung und Reichtum, Schönheit und Klugheit.“ Das Wort Gottes wolle vielmehr freimachen von Zwängen, und ein Glaube, der die Realität der Welt und die Realität Gottes gleichermaßen, in sich trage, führe dazu, „dass Worte Frieden stiften.“

In Bezug auf das Reformationsjubiläum 2017, das Schwerpunktthema der heute beginnenden EKD-Synode, sagte der Bischof: „Reformation stellt Kirche wieder auf ihren Anfang – und stellt sie hinein in die Welt. Wir müssen uns immer wieder vergewissern, wie nah unser Reden und Tun dem Fleisch gewordenen Wort Gottes ist. Und nie darf aufhören diese Vergewisserung, diese Erneuerung, dieses Anfangen mit dem Wort.“ Auch die verschiedenen christlichen Kirchen und Konfessionen machten gemeinsam immer wieder die Erfahrung, dass das biblische Wort größer sei als alle Konfessionen: „Es gehört uns nicht, es ist uns gemeinsam anvertraut. Und darum wollen wir weiter alles tun, um trennende Grenzen zu überschreiten“, so Ulrich abschließend.

Der Gottesdienst wurde live im Zweiten Deutschen Fernsehen übertragen. Im  Anschluss an den Gottesdienst beginnt die Tagung der EKD-Synode in Timmendorfer Strand.

Hannover, 4. November 2012

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick