EKD-Synode berät über „Mittelfristige Finanzperspektiven bis 2009“

Sich an den Herausforderungen der Zukunft orientieren

Über ein Konzept mittelfristiger Finanzperspektiven bis 2009 beriet die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag, 8. November in Berlin. Man wolle "den Protestantismus stärken", erklärte das Mitglied des Rates der EKD, Vizepräsident Klaus Winterhoff. Hintergrund der Beratungen sind Überlegungen des Rates der EKD, wie den kleiner werdenden finanziellen Möglichkeiten inhaltlich begegnet werden kann. Es gehe darum „die künftige Finanzpolitik an den Erfordernissen und Herausforderungen der Zukunft zu orientieren.“

Winterhoff erläuterte die Notwendigkeit für dieses Konzept anhand der Entwicklungen der letzten 15 Jahre: Die deutsche Einheit habe „wunderbare Entwicklungen“ mit sich gebracht. Die wiederaufgebaute Frauenkirche in Dresden sei ein „Symbol neu erstandener kirchlicher Arbeitsmöglichkeiten“ gerade im Osten. Andererseits seinen die finanziellen Spielräume kleiner geworden. So seien die Kirchensteuern seit 1992 um 14 Prozent zurückgegangen, gleichzeitig aber die tariflichen Verpflichtungen um 23 Prozent angestiegen. Eine der Hauptursachen sei der durch die Demografie bedingte Rückgang der Mitgliederzahl. „Es werden zuwenig Kinder geboren in Deutschland - und demzufolge zu wenige getauft,“ betonte Winterhoff. Daher sei in den nächsten zehn Jahren ein weiterer Rückgang der Mitgliederzahl und der Finanzkraft zu erwarten.

Die „Mittelfristigen Finanzperspektiven“ trügen dem Rechnung. Trotz einer Reduktion um 11 Millionen Euro bis 2009 könne es durch „kreative Neuaufstellung“ gelingen, die Aufgaben der EKD mittelfristig finanziell zu sichern und inhaltlich zu gestalten. Winterhoff machte darauf aufmerksam, dass für die weitere Entwicklung „Weisheit und Mut“ gefordert sei: „den Herausforderungen zu entsprechen und dem Auftrag der Kirche gemäß zu handeln.“ Er betonte: „Wir sind befreit zum Handeln, weil wir in der Gewissheit leben, dass die Zukunft der Kirche im Letzten nicht von uns abhängt.“

Berlin, 07. November 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Hinweis:

Sechs Grundsätze einer mittelfristigen Finanzpolitik des Rates

I. Angesichts der strukturellen Neugestaltung wird zukünftig die Begründungspflicht umgekehrt: Nicht mehr die lange oder gute Tradition einer Aufgabe ist ausschlaggebend, sondern die zukünftige Bedeutung. Bei jeder finanziellen Unterstützung durch die EKD muss die Frage überzeugend beantwortet werden können, ob es für die Zukunft des Protestantismus in Deutschland von herausragender Bedeutung sei, diese Aufgabe fortzusetzen. Was würde der evangelischen Kirche fehlen, wenn es diese Aufgabe nicht mehr gäbe ? Dieses Kriterium führt in allen Bereichen der EKD zu einer generellen Überprüfung der Aufgaben und Unterstützungen; am Ende werden diejenigen Bereiche definiert, die ganz oder überproportional gekürzt werden sollten.

II. Es gehört zu den schwierigsten Aufgaben dieses Prozesses, gewachsene Strukturen und Verbände in ihrer historischen Bedeutung zu würdigen und dennoch zu prüfen, ob sie für die Zukunft des Protestantismus in ihrer vorhandenen Struktur und Aufstellung weiterhin hilfreich sein können. Die Erfahrungen lehren dabei, dass eine vorgehaltene stabile Infrastruktur immer genügend Spielräume lassen muss, um Mittel für Projekte und Innovationen zur Verfügung zu haben.

III. Zukünftig haben alle diejenigen Bereiche finanzielle Priorität, die - neben den durch die Grundordnung zugewiesenen Aufgaben - die EKD als Dienstleister und Beförderer der missionarisch einladenden Gliedkirchen ausweisen.

IV. Wie bisher stellen die theologische Grundlagenarbeit, insbesondere die ethische Positionierung, das sozial- und bildungspolitische Engagement, die Pflege der ökumenischen Beziehungen und die Auslandsarbeit die kontinuierlichen Hauptaufgaben der EKD dar. In dieser Ratsperiode soll darüber hinaus besonders die kulturelle Kompetenz des Protestantismus Schwerpunkt der zu finanzierenden Aufgaben sein.

V. Nicht nur aufgrund der prinzipiell unsicheren Perspektiven für die Finanzentwicklung, sondern auch, um auch späteren Zeiten Handlungsspielräume zu erhalten, ist es erforderlich, mehr als das aktuell Unausweichliche zu kürzen.

VI. Die finanziellen Auswirkungen des Verbindungsmodells namentlich auf das Kirchenamt können erst nach dem Abschluss der Verhandlungen benannt werden.

Berichte im Wortlaut