Religiöse Erziehung wichtig für Werteorientierung Europas

Delegation der Konferenz der Europäischen Kirchen traf EU-Kommissionspräsidenten Barroso

Im Dialog um die Werteorientierung der Europäischen Union (EU) sind die europäischen Kirchen wichtige Partner. Darauf wies der Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Pfarrer Jean-Arnold de Clermont, bei einem Treffen mit dem Präsidenten der EU-Kommission, José Manuel Barroso, am Montag, 7. November, in Brüssel hin. Antje Heider-Rottwilm, Leiterin der Europa-Abteilung im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Co-Moderatorin der Kommission Kirche und Gesellschaft der KEK, erklärte, dass die derzeitige Situation seit dem Scheitern des EU-Verfassungsentwurfs als enttäuschend oder sogar als Krise erlebt werde. Die KEK-Delegation, der auch der russisch-orthodoxe Priester George (Ryabykh) und der Direktor der Kommission Kirche und Gesellschaft, Pfarrer Rüdiger Noll angehörten, betonte die Bedeutung der religiösen Erziehung, die als Faktor der Wertebildung nicht ausgeblendet werden dürfe.

Der EU-Kommissionspräsident habe die Rolle der Kirchen als Anwältin für die Schwachen, insbesondere der Flüchtlinge, gewürdigt, berichtete Antje Heider-Rottwilm nach der Begegnung. Er habe sich überzeugt gezeigt, dass sich die KEK weiterhin gegen Tendenzen zur Ausgrenzung oder Fremdenfeindlichkeit einsetzen werde. Gemeinsam sei der man der Überzeugung, dass der seit langem entwickelte Dialog sowohl auf der Fachebene wie zwischen den jeweiligen Ratspräsidentschaften und der KEK und der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) fortgesetzt werden sollte. Darüber hinaus solle das Gespräch mit einem Kreis von Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Religionen verstetigt werden.

Im Blick auf die Chancen und Grenzen der europäischen Integration verwiesen die Vertreter der KEK auf die Diskussion um den Beitritt der Türkei und machten deutlich, dass die Gewährleistung der Menschenrechte und der Religionsfreiheit unabdingbare Voraussetzung für einen möglichen Beitritt sein müssten. Sie berichteten über die inakzeptablen Bedingungen für christliche Kirchen und andere nicht-islamische Gemeinschaften, die in ihrer Existenz eingeschränkt oder sogar bedroht seien.

Die europäischen Kirchen könnten einen Beitrag zur Gestaltung eines gerechten, solidarischen und die Menschenrechte wahrenden Europas leisten. Die KEK bringe mit ihren 124 Mitgliedskirchen aus ganz Europa ihr Versöhnungspotential ein. „Die KEK ist selbst ein europäisches Versöhnungsprojekt,“ erklärte Antje Heider-Rottwilm. „Als sie vor mehr als 40 Jahren gegründet wurde, hat sie über den Eisernen Vorhang hinweg Menschen miteinander verbunden.“ Die Kirchen in der KEK hätten gelernt, ihre Unterschiede zu respektieren und sich hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Ziele zu verständigen. Dies sei ein Beispiel für gelingende Einheit in Vielfalt, die auch für den europäischen Integrationsprozess eine große Herausforderung bedeute. „Diese Erfahrungen bringen die Kirchen in den Einigungsprozess Europas ein“, so Antje Heider-Rottwilm.

Die KEK-Delegation hat den Präsidenten der EU-Kommission zur 3. Europäischen Ökumenischen Versammlung eingeladen. Sie findet im September 2007 im rumänischen Sibiu/Hermannstadt statt.

Hannover / Berlin, 08. November 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi