Kernkompetenzen gefragt

Wolfgang Huber zur Frage, welche Kirche die Gesellschaft braucht

Die Mitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die vor wenigen Wochen veröffentlicht wurde, habe ein klares Bild gezeichnet, was die Menschen von der Kirche erwarten. Dies erläuterte der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, am Buß- und Bettag im Bildungszentrum Sanctclara in Mannheim. „Drei Erwartungen an das Handeln der Kirche werden vorrangig genannt: Es handelt sich erstens um die Begleitung der Menschen an den Wendepunkten des Lebens.“ Weiter gehe es „um die Zuwendung zu Menschen in persönlichen oder sozialen Notlagen: die Betreuung von Alten, Kranken und Behinderten sowie die Anwaltschaft für Menschen in Not. Und es geht schließlich um einen Raum für das Heilige.“

Andere Formen des kirchlichen Handelns mögen um ihrer selbst wichtig sein, äußerte sich Huber, doch die Kernkompetenz werde in der Begleitung der Menschen gesehen. Zugleich habe aber der Missionsauftrag neue Bedeutung gewonnen: Christen müssten über die Tragfähigkeit des Glaubens im Alltag Auskunft geben. Neu nachgefragt werde auch nach der spirituellen Dimension des Lebens. Huber sieht darin einen Gegenzug zur verbreiteten Ökonomisierung des Denkens: „Die wichtigste Aufgabe der Kirche sei die Eröffnung eines Raums für die Begegnung mit dem Heiligen, die Botschaft von Gottes Zuwendung zu seiner Welt, die Sorge für die Seelen.“

Um die Frage zu beantworten, welche Kirche die Gesellschaft brauche, müsse die Kirche genau auf die Erwartungen der Menschen achten, sei aber gut beraten, auf diese Erwartungen eine Antwort zu geben, die nicht aus gesellschaftlichen Funktionszusammenhängen, sondern aus dem Evangelium gespeist werde.

Hannover, 19. November 2003

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Der Vortrag im Wortlaut