"In der Diaspora bewährt sich die Volkskirche"

Bischof Koppe predigt beim Gemeindejubiläum in Neu Delhi

Nicht einem engstirnigen Nationalismus gehöre die Zukunft, sondern einem "toleranten Geben und Nehmen" zwischen den Völkern und Kulturen, so der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rolf Koppe, in seiner Predigt anlässlich des 45jährigen Jubiläums der Deutschsprachigen Protestantischen Kirchengemeinde in Nordindien. Die Menschen seien "eine große Weltfamilie, die gemeinsam handeln muss, wenn sie eine Zukunft haben will", sagte Koppe am Sonntag, den 30. November, in Neu Delhi.

Immer mal wieder tauche die Frage auf, warum die EKD Menschen und auch Geld aus Deutschland einsetze, um "relativ wenigen Personen" eine geistliche Heimat in der Fremde zu ermöglichen. Darauf gebe es nur eine Antwort, so Koppe: "In der Diaspora bewährt sich die Volkskirche." Sie setze sich neuen Erfahrungen aus und begleite diejenigen, die "fernab der eigenen Sprache und Kultur" in einer anderen Gesellschaft in Wirtschaft, Kultur und Diplomatie ihre Arbeit tun. Dabei trage sie das Vertrauen, "für ein besseres Zusammenleben der Menschheit zu arbeiten, für die Überwindung der Armut, der Gewalt und der Bewahrung von Gottes Schöpfung."

Der christliche Glaube schaue nach vorne, sagte Koppe im Blick auf den Monatsspruch für Dezember: "Gott spricht: siehe ich will ein Neues machen" (Jesaja 43, 19). Für Christen offenbare sich Gott aber auch in der Geschichte. Im Unterschied zu anderen Religionen, "die den Einzelnen in den Kreislauf der Natur eingefügt sehen oder in der ewigen Wiederkehr des menschlichen Lebens den eigentlichen Sinn finden", sei die Botschaft des Advents, dass Gott sein Volk lenke und leite. "Er zieht mit ihm auf den Wegen, die er bereitet."

Der Auslandsbischof überbrachte zum Gemeindejubiläum die Glückwünsche der EKD und insbesondere des neuen Ratsvorsitzenden, Bischof Wolfgang Huber. Koppe würdigte die Verdienste von Pastorin Gudrun Löwner und des Gemeindekirchenratsvorsitzenden Hans-Joachim Kiderlen, ehemaliger Leiter des EKD-Büros in Brüssel und später Präsident des Landeskirchenamtes in Magdeburg, der heute als ehrenamtlicher Laienprediger in der Gemeinde in Neu Delhi tätig ist. "Wir leben zwar Tausende von Kilometern voneinander entfernt, aber wir sind miteinander aufs engste verbunden."

Hannover, 28. November 2003

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Die Predigt im Wortlaut