Ästhetische Dimension des Gottesdienstes stärken

Theologieprofessor Arnulf v. Scheliha sieht gute Perspektiven für „Kirche als Mitte der Gesellschaft“

Für eine „Stärkung der ästhetischen Dimension des Gottesdienstes“ hat sich Prof. Dr. Arnulf v. Scheliha (Osnabrück) ausgesprochen. Vor der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sagte er am 12. Oktober in Zwickau, dass das ästhetische Erlebnis gerade für diejenigen Menschen, die keinen regelmäßigen Kontakt zur Kirche hätten, den Zugang zur Glaubenserfahrung erleichtere. Der Bereich der Kunst, insbesondere der Kirchenmusik, leiste eine erheblichen Beitrag zur Präsenz des Evangeliums in der Gesellschaft, der nicht unterschätzt werden dürfe. Prof. v. Scheliha kritisierte in seinem Vortrag zum Schwerpunktthema der Generalsynode – „Lutherisch sein im 21. Jahrhundert“ –, dass der durch eine „hemdsärmelige Sanierer-Mentalität drohende Abbau von gut dotierten Kirchenmusiker-Stellen“ einen „dramatischen Traditionsabbruch“ bewirken könnte und viele Menschen, deren Glaube durch Musik und Kunst genährt werde, ihren kirchlichen Resonanzboden verlieren würden. Zugleich plädierte er für mehr Anstrengungen, Gegenwartskunst und Gegenwartskünstler stärker in den Gottesdienst und bei der Gestaltung kirchlicher Räume einzubeziehen.

Der Professor für Systematische Theologie warb auch dafür, den Konfirmandenunterricht neu zu positionieren. Hier werde es in Zukunft darum gehen müssen, gemeinsam mit den Schulen vor Ort neue Konzepte auch für den Konfirmandenunterricht zu entwickeln. Bei der sich anbahnenden flächendeckenden Einführung von Ganztagesschulen bestünden dafür gute Möglichkeiten, denn die Schulen seien für pädagogische Ergänzungsangebote dankbar. Um dies zu gewährleisten, müsse man sich als „Kirche in der Mitte der Gesellschaft“ verstehen. Der Rückzug aus dieser Arbeit würde seines Erachtens „das Ende unserer lutherischen Volkskirche einleiten“.

In Zukunft werde es auch darauf ankommen, den Blick auf die Internationalität des Luthertums zu richten und die interkulturelle Kompetenz aus den weltweiten Netzwerken des Luthertums zu nutzen. Auf dieser Ebene könne auch die Verantwortung für die Gestaltung der Weltgesellschaft angenommen werden und brauche nicht der römisch-katholischen Weltkirche überlassen werden.

Zwickau, 12. Oktober 2008

Udo Hahn
Pressesprecher