Deutsch-englische Kirchenkonsultation beendet

Zusammenarbeit auf Gemeindeebene soll ausgeweitet werden

Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Kirche von England (Church of England CofE) haben sich in den letzten Jahren als so tragfähig erwiesen, dass sie künftig noch weiter ausgebaut und vertieft werden sollen. Dies vereinbarten die Delegationen beider Kirchen zum Ende ihrer viertägigen Konsultation in Berlin. So wollen die Kirchen künftig aktuelle soziale und ethische Themen - wie etwa den demographischen Wandel in unserer Gesellschaft oder Fragen der Bioethik - in regelmäßigen gemeinsamen Konsultationen erörtern. Um sich solchen grundsätzlichen Lebensfragen stellen zu können, bedarf es eines noch intensiveren Austausches auf theologischer Ebene. Dies gilt auch für die Präsenz der christlichen Kirchen angesichts der säkularen und multi-religiösen Lebenswelten in Europa.

In der gemeinsamen Schlusserklärung verabredeten die Kirchenvertreter außerdem, dass aufgrund der bisherigen positiven Erfahrungen der Zusammenarbeit auf Gemeindeebene der Austausch zwischen der EKD und der CofE noch ausgeweitet werden sollte.

Die Delegierten forderten die Kirche von England schließlich auf, den Konfirmandenunterricht und den Vollzug der Konfirmation in den Gliedkirchen der EKD als eine Amtshandlung anzuerkennen, die der anglikanischen Konfirmation entspricht.

Mit ihrer gemeinsamen Erklärung geben EKD und die Kirche von England die Richtung an für die weitere Gestaltung ihrer bereits langjährigen und fruchtbaren Zusammenarbeit. Die diesjährige Konsultation ist die sechste seit der so genannten Meißner Erklärung von 1988. Damals hatten EKD und CofE regelmäßige Konsultationen auf kirchenleitender Ebene sowie eine weit gehende Kirchengemeinschaft verabredet. Die diesjährige Begegnung fand vom 31. Januar bis 3. Februar in der Evangelischen Tagungsstätte Berlin/Schwanenwerder statt. Die Delegationen beschäftigten sich mit dem Thema „Theologie als Lebensweisheit“: Die Leitung hatten der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, der als Geistliches Oberhaupt der Anglikaner rund 70 Millionen Christen weltweit vorsteht und Leitender Geistlicher der Kirche von England ist, und der Vorsitzende des Rates der EKD, Bischof Wolfgang Huber.

Berlin, 03. Februar 2006

Pressestelle der EKD
Karoline Lehmann

Hinweis:

Nachfolgend finden Sie sowohl die deutsche wie auch englische Fassung der gemeinsamen Schlusserklärung:

Besuch der Delegation der CHURCH OF ENGLAND bei der EKD

THEOLOGIE ALS LEBENSWEISHEIT

THEOLOGY AS WISDOM FOR LIFE

31. JANUAR bis 3. FERUAR 2006

EVANGELISCHE TAGUNGSSTÄTTE BERLIN/SCHWANENWERDER

Empfehlungen

Angesichts der vorangegangenen Gespräche, empfiehlt die Konferenz:

- die Entwicklung eines Programms für regelmäßige Konsultationen auf nationaler kirchlicher Ebene zu den sozialen und ethischen Herausforderungen unserer Gesellschaft, z.B. Fragen der demographischen Entwicklung und der Bioethik. Dies würde bedeuten, sich gegenseitig zu Treffen der kirchenleitenden Organe einzuladen sowie  Informationen über die Besuche der Leitenden Geistlichen zur Verfügung zu stellen und den Austausch von Experten zu spezifischen Belangen besser zu vernetzen, z.B. in den Bereichen Ethik und öffentliche Angelegenheiten. Damit sollen Strukturen für effektive gemeinsame Stellungnahmen zu internationalen Fragen geschaffen werden.

- eine Neudefinition der Prioritäten, weil im Kontext des theologischen Dialoges die Gespräche über die noch ausstehenden Differenzen im Zusammenhang des theologischen Dialogs unserer Kirchen ein Stadium gegenseitigen Verständnisses erreicht haben. Dies könnte einschließen: Fragen der Präsenz des Christentums in Europa, die Sprache des religiösen Diskurses und des Auftretens in der heutigen multireligiösen Gesellschaft, das Verhältnis von Theologie und Spiritualität sowie die biblische Hermeneutik.

- dass die Kommission auf nationaler kirchlicher Ebene Austauschprogramme entwickelt für Theologiestudierende, angehende Pastorinnen und Pastoren sowie Geistliche in den ersten Amtsjahren, welche theologische Summer Schools sowie berufsbegleitende Ausbildungsprogramme einschließen sollten.

- dass wir fortfahren, das Engagement unserer Kirchen innerhalb der Europäischen Ökumenischen Bewegung zu vertiefen und abzustimmen, insbesondere in Bezug auf unsere Beteiligung in der KEK, an der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung 2007, am Dialog mit der GEKE sowie dem Dialog mit der Römisch-Katholischen Kirche und den Orthodoxen Kirchen, unter stärkerer Bezugnahme auf die Charta Oecumenica als Rahmen für diese Arbeit; und dass wir kreative Anregungen im Zusammenhang dieses Dialogs unterstützen.

- dass die Meißen Kommission einen Überblick der unterschiedlichen Ökumenischen Dialoge, an denen wir uns beteiligen, erhalten soll.

- dass wir effektivere Möglichkeiten der Kommunikation zur Meißen Partnerschaft zwischen unseren beiden Kirchen unter besonderer Bezugnahme auf die Identität bzw. Wahrnehmung in den Augen der jeweils anderen Nation erschließen; dies betrifft auch die Bedeutung der Meißen Ökumene aus der christlichen Sicht Europas und ihr Beitrag zur pluralistischen politischen Zukunft des Kontinents.

- dass wir die Bereicherung des Gemeindelebens durch die Meissener Partnerschaft bekräftigen und weiterentwickeln.

- dass wir bereits existierende Bereiche der Zusammenarbeit zwischen deutschen Gemeinden in England und Anglikanischen Gemeinden in Deutschland mit den Diözesen und Landeskirchen ausbauen, z.B. im Bereich der Fortbildung nach der Ordination.

- dass wir Möglichkeiten erkunden, andere zur Anglikanischen Gemeinschaft zugehörige Gemeinden in Deutschland in den Meißen Prozess einzubeziehen.

- dass wir Möglichkeiten erforschen, unser gemeinsames spirituelles Leben zu vertiefen, indem wir Form und Zweck der Meissener Gebetsbriefe neu betrachten, liturgische Entwicklungen und Erkenntnisse miteinander teilen und die Übersetzung offizieller liturgischer Texte unterstützen.

- dass wir regelmäßigen Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen den nationalen Geschäftsstellen unserer Kirchen herstellen.

Die Konferenz rief die Kirche von England auf, Schritte zur Anerkennung der Konfirmation in der EKD einzuleiten.

Die Konferenz erkannte, dass die Arbeit der Meißen Kommission in den nächsten fünf Jahren herausstellen muss, wie viele dieser Initiativen in Anbetracht der Ressourcen und Missionsprioritäten unserer Kirchen einigermaßen erfüllt werden können und auf welche davon sie sich konzentrieren sollte.


CHURCH OF ENGLAND DELEGATION VISIT TO THE
EVANGELICAL CHURCH IN GERMANY

THEOLOGIE ALS LEBENSWEISHEIT
THEOLOGY AS WISDOM FOR LIFE

JANUARY 31st TO FERUARY 3rd 2006
EVANGELISCHE TAGUNGSSTÄTTE BERLIN/SCHWANENWERDER

Recommendations

In the light of these discussions, the conference recommended:

- The development of a programme of regular consultation at national Church level about social and ethical issues facing our culture, for example, the ageing society and bioethics.  This would include mutual invitations to meetings of the governing bodies of our churches, the provision of mutual information about the visits of church leaders, and greater networking and exchange of specialists for specific concerns, for example in areas of ethics and public affairs, seeking to establish a structure for effective joint responses on international issues.

- That, in the context of theological dialogue between our churches, dialogue on outstanding ecclesiological differences having reached a stage of mutual understanding, we redefine the priorities for this dimension of our work. These might include: the Christian presence in Europe; the language of religious discourse and expression in contemporary, multifaith society; the relationship between theology and prayer; and biblical hermeneutics

- That the Commission  develop exchanges on the national level between students of theology, candidates for ministry and recently ordained clergy, to include theological summer schools and programmes of in-service training.

- That we continue to deepen and adjust the engagement of our churches within the European Ecumenical Movement, and particularly in relation to participation in the CEC, the Third European Ecumenical Assembly 2007, dialogue with the CPCE, and dialogue with the Roman Catholic and Orthodox Churches, with stronger reference to the Charta Oecumenica as the framework for this work, and support creative initiatives in this dialogue.

- That the Meissen Commission should maintain an overview of the different ecumenical dialogues in which we are engaged.

- That we should promote more effective means of communication about the Meissen relationship within our two churches, with particular references to the identity or perception of our nations in the eyes of the other; the relevance of Meissen in the Christian vision of Europe, and its contribution to the pluralist political future of the continent.

- That we affirm and continue to develop the enrichment of local church life through Meissen partnerships.

- That we extend existing areas of cooperation involving German churches in England and the Anglican churches in Germany with dioceses and Landeskirchen, for example in the area of  post-ordination training.

- That we investigate ways of integrating other congregations in Germany belonging to the Anglican Communion into the Meissen process.

- That we explore ways of deepening our mutual spiritual life, by reviewing the format and purpose of the Meissen prayer letters, sharing liturgical developments and insights, and facilitating the translation of official liturgical texts.

- That we establish regular contact and cooperation between the national secretariats of our churches.

The Conference called for the Church of England to take action to recognize confirmation in the EKD.

The Conference recognized that the work of the Meissen Commission during the next Quinquennium will need to identify and focus upon a number of these initiatives which can be reasonably delivered, given the resources and mission priorities of our Churches.