„Den alltäglichen Rassismus bekämpfen“

EKD-Auslandsbischof fordert stärkere Auseinandersetzung mit rechtsextremen und rassistischen Einstellungen

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember am kommenden Montag hat der Auslandsbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Schindehütte, dazu aufgerufen, rassistische und rechtsextreme Haltungen stärker zu bekämpfen. Ein Jahr nach Bekanntwerden der Mordserie durch den so genannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) sei immer noch ungeklärt, warum die Terrorzelle so lange unentdeckt bleiben konnte. Die Erkenntnisse im NSU-Untersuchungsausschuss würden die Frage aufwerfen, wie die Sicherheitsbehörden bei ihren Ermittlungen entschiedener und klarer handeln können.

Angesichts der rassistischen Morde der NSU forderte Schindehütte Politik, Gesellschaft und Kirche zu einem entschlossenerem Handeln gegen Rechtsextremismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit auf. Viele Jahre sei die Gefahr durch die extreme Rechte in Deutschland verharmlost worden. „Wir müssen den Rechtsextremismus deutlicher bekämpfen. Er widerspricht nicht nur den Grundrechten sondern auch dem christlichen Menschenbild, nach dem jeder Mensch eine von Gott gegebene Würde hat – ganz unabhängig von seiner kulturellen Prägung oder ethnischen Herkunft.“ sagte Schindehütte heute in Hannover. Andere europäische Länder wie beispielsweise Schweden gingen bereits entschiedener gegen rechtsextreme und rechtspopulistische Machenschaften vor.

Zur Entscheidung der Ministerpräsidenten für einen neuerlichen Antrag für ein NPD-Verbot sagte Schindehütte, dass ein solches Verfahren auf dem Hintergrund der tiefer liegenden Ursachen von Fremdenfeindlichkeit und alltäglichem Rassismus gesehen werden müsse.
Entsprechend äußerte sich der Auslandsbischof kritisch über die Verbreitung von rassistischen Vorurteilen. „Als Kirche, die sich aktiv für ein menschenfreundliches und auf demokratischen Grundwerten basierendes Gemeinwesen einsetzt, stellen wir uns auch den rassistischen und antisemitischen Einstellungen, die nicht nur am gesellschaftlichen Rande anzutreffen sind. Schindehütte verwies in diesem Zusammenhang auf den jüngsten Beschluss der EKD-Synode, mit dem sich die Synode deutlich an die Seite von Opfern rassistischer Gewalt gestellt und eine intensive Beschäftigung mit Vorurteilen in den eigenen Reihen fordert. Initiativen wie die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus leisteten einen wertvollen Beitrag und sollten entsprechend unterstützt werden. „Im Interesse eines friedlichen Zusammenlebens aller Menschen in unserem Land müssen wir noch stärker dafür Sorge tragen, dass rassistischen Einstellungen und
Handlungen auch im Alltag der Boden entzogen wird“, so Schindehütte.

Das Kirchenamt der EKD hat zum Tag der Menschenrechte 2012 eine Materialhilfe mit dem Titel „Ohne Ansehen der Person. Der Schutz vor Rassismus als menschenrechtliche Aufgabe“ herausgegeben. Die Broschüre ist als Download verfügbar.

 

 Hannover, 8. Dezember 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick