Libanon: Präses Kock besucht seine Heiligkeit Aram I. der Armenischen Apostolischen Kirche

07. Februar 2003

Vom 8. bis 11. Februar ist der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, zu Gast bei der Armenischen Apostolischen Kirche (AKK) in Antelias/Beirut. Mit seinem Besuch im Libanon folgt er einer Einladung des dortigen armenischen Patriarchen, Aram I. Keshishian. Am Sonntag, den 9. Februar, hält der Ratsvorsitzende in der Kathedrale des armenischen Patriarchats eine Predigt.

In seiner Gastrede erinnert Präses Kock an die erste Begegnung mit seinem Gastgeber beim Stuttgarter Kirchentag 1999 anlässlich der Eröffnung zur "Dekade gegen Gewalt". Weitere Stationen der Begegnungen seien die Tagung des Weltkirchenrates in Potsdam und ein Treffen in Genf gewesen. Sein jetziger Besuch in Beirut sei in einer Zeit extremer Anspannung und im Angesicht der Kriegsbedrohung ein "Zeichen geistiger Verbundenheit und Solidarität".

Es gäbe vielfache Verbindungen zwischen den Protestanten in Deutschland und der Armenisch-Orthodoxen Kirche, so Kock. So studierten armenische Theologen schon vor dem ersten Weltkrieg an den Fakultäten in Halle, Berlin und Marburg. Die Armenisch-Orthodoxe Kirche sei in Deutschland fest etabliert und es gäbe enge Verbindungen zu Bischof Karekin Bekdjian in Köln und den armenisch-orthodoxen Gemeinden in Deutschland.

Mit Blick auf die angespannte politische Situation und die Angst vor einem Krieg im Irak betonte Kock: "Wir sind uns in Deutschland der Situation der Christen in dieser Region bewusst, ihres Engagements, ihrer Sehnsucht nach Versöhnung und einer friedlicheren Zukunft." Vor zwei Wochen habe sich der Rat der EKD zu einem möglichen Irakkrieg geäußert. Am vergangenen Mittwoch habe er rund 20 Kirchenführer aus Europa, USA und dem Nahen Osten zu Gesprächen über die Irak-Krise und zum Gebet nach Berlin eingeladen.

In seiner Predigt in der Kathedrale des armenischen Patriarchats in Beirut spricht der Ratsvorsitzende über "Die Verklärung Jesu" nach dem Matthäus-Evangelium. In der Geschichte besteigen drei Jünger mit Jesus einen Berg und haben ein Erlebnis jenseits der physikalischen Realität. In dieser "bildhaften Geschichte begegnen sich irdische und geistliche Realität", so Kock. Die Geschichte weise im Hinblick auf die "Sehnsucht nach innerer Erfahrung" auch auf die "Gefahr solch mystischer religiöser Erlebnisse" hin. Die Nachfolger Gottes seien Menschen, "die nicht in religiöser Versenkung bleiben. Sie kehren zurück in den Alltag."

Viele Menschen hätten heute die religiöse Sprache abgelegt, eine Sprachlosigkeit im Glauben sei an diese Stelle getreten. "Eine Sprachschule des Glaubens sollen wir entwickeln. Das ist die Aufgabe der christlichen Gemeinde hier in Beirut und in allen Teilen unserer Welt. In dem Land, aus dem ich komme, haben wir in den letzten Jahrzehnten einen schrecklichen Traditionsabbruch erlebt. Dem müssen wir Einhalt gebieten." Doch das sei nur möglich, wenn Christen über ihren Glauben Auskunft geben könnten und Jesu Botschaft so vermittelten. In einer Welt des Terrors, des Krieges und der Ungerechtigkeit erinnere diese Botschaft an Recht und Frieden.

Hannover, 7. Februar 2003
Pressestelle der EKD
Anita Hartmann

Hinweis: Die Armenische Apostolische Kirche (AAK) hat weltweit rund sieben Millionen Mitglieder, davon leben etwa 35000 Menschen in Deutschland. Aram I. Keshishian ist eines ihrer geistlichen Oberhäupter. In Deutschland werden die Gemeinden von Bischof Karekin Bekdjian geleitet. Seit 1962 ist die AAK Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Auf der Vollversammlung des ÖRK 1998 in Harare ist Aram I. Keshishian zum zweiten Mal zum Vorsitzenden des Zentralausschusses des ÖRK gewählt worden.