Soziale Missstände in Osteuropa nicht tatenlos hinnehmen

Grußwort von Bischof Huber zur Aktion "Hoffnung für Osteuropa"

Armut, Ausgrenzung und Unsicherheit seien nach wie vor das Schicksal unzähliger Menschen in Osteuropa. Darauf weist der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in einem schriftlichen Grußwort zur Eröffnung der 11. Aktion "Hoffnung für Osteuropa" am Sonntag, den 29. Februar, in Oldenburg hin. Viele Menschen müssten täglich mit weniger als einem Euro auskommen. Besonders erschreckend seien "die geradezu explosionsartige Ausbreitung von HIV/AIDS" und der sexuelle Missbrauch von Kindern und Frauen. "Dem dürfen wir nicht tatenlos zusehen", schreibt der Ratsvorsitzende.

Für die Zukunft der Europäischen Union werde von entscheidender Bedeutung sein, "dass nicht nur ein sozialer und wirtschaftlicher Ausgleich zwischen den Mitgliedsstaaten erfolgt, sondern eine echte und tiefgreifende Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern und Kulturen", so Huber. Die Erweiterung der Europäischen Union um acht mitteleuropäische Staaten - neben Malta und Zypern - in diesem Jahr stelle die Zusammenarbeit mit ihren Völkern auf eine neue Grundlage. Das Motto "Horizonte erweitern - Europa gestalten" der diesjährigen Aktion "Hoffnung für Osteuropa" nehme die damit verbundenen Herausforderungen auf. Es weite den Blick über die neuen EU-Ostgrenzen hinaus "auf die Menschen, die weiterhin unserer Zuwendung und Hilfe bedürfen."

In den vergangenen zehn Jahren seien durch die Spendenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland, der evangelischen Freikirchen sowie des Gustav-Adolf-Werkes und des Martin-Luther-Bundes mehr als 11 Millionen Euro gesammelt worden, die zur Linderung der Not von Menschen in Mittel- und Osteuropa eingesetzt werden konnten. Diese Hilfe sei nach wie vor notwendig.

Er wünsche sich für die Aktion, dass möglichst viele Menschen durch ihre Spenden einen spürbaren Beitrag zur Solidarität mit Benachteiligten in Mittel- und Osteuropa leisteten. "Sie tragen auf diesem Wege nachhaltig dazu bei, dass das neue Europa ein menschliches Gesicht behält."


Hannover, 27. Februar 2004
Pressestelle der EKD     
Silke Fauzi

 


Das Schreiben des Ratsvorsitzenden im Wortlaut:

 

Grußwort  zur Eröffnung der 11. Aktion "Hoffnung für Osteuropa"


"Hoffnung für Osteuropa", die Spendenaktion aus der evangelischen Kirche in Deutschland und den evangelischen Freikirchen, geht mit der Eröffnung der 11. Aktion in Oldenburg nun in das 2. Jahrzehnt ihres Bestehens. In den vergangenen 10 Jahren sind über 11 Millionen € gespendet und für die Linderung der Not von Menschen in Mittel- und Osteuropa eingesetzt worden.

Unser Beitrag ist heute genauso nötig wie in den vergangenen 10 Jahren. Trotz aller Bemühungen und Fortschritte sind in vielen Bereichen Osteuropas Armut, soziale Ausgrenzung, Ausbeutung und Unsicherheit das Schicksal unzähliger Menschen geblieben. Viele müssen mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen - während sich oft in der Nachbarschaft großer Reichtum ausbreitet. Besonders erschrecken uns die geradezu explosionsartige Ausbreitung von HIV/AIDS und der sexuelle Missbrauch von Kindern und Frauen. Dem dürfen wir nicht tatenlos zusehen.

Zugleich stellt die in diesem Jahr erfolgende Aufnahme von acht mitteleuropäischen Ländern in die Europäische Union unsere Zusammenarbeit mit diesen Völkern und unsere Beziehungen zu ihren Kirchen auf eine neue Grundlage. Für die Zukunft der EU wird es von entscheidender Bedeutung sein, dass nicht nur ein sozialer und wirtschaftlicher Ausgleich zwischen den Mitgliedsstaaten erfolgt, sondern eine echte und tiefgreifende Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern und Kulturen.

"Horizonte erweitern - Europa gestalten": das Motto der diesjährigen Aktion nimmt beide Herausforderungen auf. Es weitet unsren Blick und Denkhorizont über die neuen EU-Ostgrenzen hinaus auf die Menschen, die weiterhin unserer Zuwendung und Hilfe bedürfen. Und es macht darauf aufmerksam, dass Europa eine gemeinsame Gestaltungsaufgabe ist, der wir uns mit unseren Partnerkirchen zusammen stellen.

Ich wünsche mir sehr, dass möglichst viele Menschen aus unserem Land der 11. Aktion "Hoffnung für Osteuropa" mit ihren Spenden unterstützen, einen spürbaren Beitrag zu leisten zur Solidarität mit benachteiligten Menschen in Mittel- und Osteuropa. Sie tragen auf diesem Weg nachhaltig dazu bei, dass das neue Europa ein menschliches Gesicht behält.