Gespräch zwischen Lutheranern und Katholiken hat sich ausgezahlt

Leitender Bischof der VELKD würdigt „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“

„Es war einer der bewegendsten Tage in meinem Leben.“ Mit diesen Worten hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), die Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ (GE) zwischen dem Lutherischen Weltbund (LWB) und dem Vatikan vor zehn Jahren in Augsburg gewürdigt. In seinem Grußwort zu einem Festakt am 30. Oktober im Goldenen Saal des Rathauses in Augsburg sagte Friedrich: „Wir feiern heute, dass sich das jahrzehntelange, geduldige Gespräch zwischen Lutheranern und Katholiken ausgezahlt hat und wir nun gemeinsam einen differenzierten Konsens in der Rechtfertigungslehre bekennen können. Damit bestehen bei dem für Lutheraner zentralen Kern der biblischen Botschaft keinen kirchentrennenden Differenzen mehr.“

LWB und Vatikan hatten am Reformationstag 1999 in Augsburg in einem Festgottesdienst bekräftigt, dass die jahrhundertelang wiederholten gegenseitigen Verurteilungen in der entscheidenden Frage nach der Rechtfertigung nicht länger Gegenstand gegenwärtiger Lehre in den beteiligten Kirchen sind. Im Jahre 2006 beschlossen die Mitgliedskirchen des Weltrates der Methodistischen Kirchen auf ihrer Vollversammlung in Seoul, die GE mit zu unterzeichnen.

Über den theologischen Dialog hinaus empfahl der Leitende Bischof der VELKD, niemals die geistliche Ökumene zu vergessen. „All das, was auf dem weiten Feld der Spiritualität, des Gebets und des Gottesdienstes bereits möglich ist, müssen wir auch miteinander tun zum Lob und zur Ehre Gottes.“ Friedrich bekräftigte, dass „wir mit der ,Gemeinsamen Erklärung‘ gemeinsam sagen können, dass sie ein unverzichtbares Kriterium ist, das die gesamte Lehre und Praxis der Kirche unablässig auf Christus hin orientieren will“. Es sei notwendig, den Festakt zur Selbstverpflichtung zu nutzen, die Rechtfertigungsbotschaft immer wieder neu für die Gegenwart zu erschließen. „Ich bin dankbar für die Gelegenheit, dass wir uns gemeinsam die Bedeutung der ,Gemeinsamen Erklärung‘ in Erinnerung rufen und neue Motivation tanken, um an den von der Erklärung aufgeworfenen Fragen weiter zu arbeiten.“

Bei der Feierstunde sagte der Bischof des Bistums Augsburg, Dr. Walter Mixa, in seinem Grußwort: „Freilich steht Augsburg auch für eine bewegte Geschichte, was die Einheit der Kirche anbelangt. So markiert das Jahr 1530 mit dem Augsburger Bekenntnis, der Confessio Augustana, einen letzten Versuch, die Kirchenspaltung zwischen Katholiken und Protestanten zu vermeiden. Leider ist dieser Versuch gescheitert. Trotzdem steht Augsburg nicht nur da als Stadt der Trennung, sondern auch als Symbol für erfolgreiche Bemühungen, Christen verschiedener Konfessionen einander wieder näher zu bringen."

In weiteren Beiträgen würdigten Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper (Rom), und der Generalsekretär des LWB, Pfr. Dr. Ishmael Noko (Genf), das mit der GE ökumenisch Erreichte. Den Festvortrag hielt Prof. em. Dr. Eberhard Jüngel (Tübingen) zum Thema „Was hat des Menschen Glück mit seiner Seligkeit zu tun?“

Am 31. Oktober schließt sich um 9.00 Uhr eine Veranstaltung an, in der der langjährige Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland (EmK), Dr. Walter Klaiber (Tübingen), sowie der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann (Mainz), Vorträge zur GE halten werden. Schlussworte sind vorgesehen von Kardinal Kasper und LWB-Generalsekretär Noko.

Hannover, 30. Oktober 2009

Udo Hahn
Pressesprecher

Weitere Informationen:

VELKD informiert über aktuelle Bedeutung der Rechtfertigungslehre

VELKD dokumentiert Entstehungs- und Rezeptionsprozess der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“

„Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“

Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)