Erstes ökumenisches und internationales Reformationsdenkmal

Erstbepflanzung des Luthergartens in Wittenberg durchgeführt

Mit der Erstbepflanzung von 25 Bäumen durch christliche Weltgemeinschaften und Kirchen aus drei Ländern hat am 1. November der „Luthergarten“ in Wittenberg erste Konturen gewonnen. Nach den Worten des Leitenden Bischofs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), ist damit das „erste ökumenische und interaktive Reformationsdenkmal“ entstanden. Bis zum 500. Gedenktag der Reformation Martin Luthers im Jahre 2017 wird ein Park mit insgesamt 500 Bäumen entstehen. Friedrich erinnerte daran, dass vor einhundert Jahren in Deutschland ein nationales Jubiläum mit Denkmalen aus Stein und Bronze gefeiert worden sei. 2017 feiere man ein internationales Fest mit einem lebenden, wachsenden Denkmal. „Das finde ich wunderbar“, so der Leitende Bischof. Anlass für dieses Vorhaben sei das Gedenken an die lutherisch geprägte Reformation, die vor fast 500 Jahren in Wittenberg ihren Ausgang genommen habe, und die Würdigung ihrer Wirkungsgeschichte. „Darum sind nicht nur lutherische Kirchen eingeladen, einen Baum zu pflanzen, sondern auch andere christliche Weltgemeinschaften setzen ein Zeichen von Versöhnung und gegenseitigem Verstehen als Resultat von intensiven Dialogen.“

An der Erstbepflanzung nahmen der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Walter Kardinal Kasper (Rom), und als Vertreter des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, Metropolit Augoustinos (Bonn), teil. Neben der Anglikanischen Gemeinschaft, die durch Rev. Canon Kenneth Kearon (London) vertreten war, waren auch der Weltrat Methodistischer Kirchen durch Bischof i.R. Walter Klaiber (Tübingen), der Reformierte Weltbund (RWB) durch Ref. Dr. Setri Nyomi (Genf) und der Lutherische Weltbund durch Pfr. Dr. Ishmael Noko (Genf) in Wittenberg präsent.

Kardinal Kasper sagte im Zusammenhang der Pflanzaktion, es sei heute möglich, gemeinsam von Luther zu lernen. Der von der römisch-katholischen Kirche gepflanzte Baum „erinnert uns auch daran, dass Martin Luthers Ruf zur Reform der Kirche, der ein Ruf zur Buße war, uns auch heute angeht“. Weiter führte er aus: „Dankbar erkennen wir, dass die ökumenische Bewegung des 20. Jahrhunderts den Geist des Konfessionalismus überwinden und einer gemeinsamen Bezeugung des einen apostolischen Erbes den Weg bereiten will. Unsere gegenwärtige Gesellschaft bedarf unseres gemeinsamen Zeugnisses. Lutherische und katholische Kirche haben sich dazu auf den Weg gemacht.“ Die Unterzeichnung der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ vor zehn Jahren wolle als „Ausdruck der Übereinstimmung in den zentralen und fundamentalen Fragen in den Verkündigung der frohen Botschaft von Christus verstanden werden. Dafür sind wir dankbar.“

Der Generalsekretär des RWB, Pfr. Dr. Setri Nyomi (Genf), führte in Wittenberg aus, dass der ÖRK seinen Baum pflanze „auch in der Erkenntnis, dass unsere Berufung durch das Evangelium uns zum Tun der Gerechtigkeit in der Welt verpflichtet, und dazu gehört eine größere Sorgfalt im Umgang mit der Erde und deren Ressourcen“. Auch dies sei Teil des Vermächtnisses der Reformation.

Der Luthergarten geht auf Planungen des Landschaftsarchitekten Dr. Andreas Kipar (Mailand/Duisburg) zurück. Das Projekt wurde durch den Lutherischen Weltbund (LWB) initiiert – unter Mitwirkung des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) und der VELKD. Am 20. September 2008 war der Grundstein für diesen Park gelegt worden.

Neben Kirchenvertretern aus Italien und Rumänien nahmen an dem Festakt auch Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Deutschland teil, u. a. Landesbischöfin Ilse Junkermann (Magdeburg), Bischof Jan Janssen (Oldenburg), Bischöfin Maria Jepsen (Hamburg) sowie der katholische Generalvikar Raimund Sternal (Magdeburg).

Der Geschäftsführer des DNK/LWB, Oberkirchenrat Norbert Denecke (Hannover), nannte das Treffen in Wittenberg „historisch“ und würdigte die „ausgezeichnete Zusammenarbeit“ mit Landschaftsarchitekt Kipar, Oberbürgermeister Eckhard Naumann (Wittenberg), dem Stadtrat und der Stadtverwaltung sowie mit Regionalbischof Propst Siegfried Kasparick (Wittenberg). Er dankte auch der Baumschule Lorenz von Ehren, die fünf Linden für die Bepflanzung kostenlos zur Verfügung gestellt hätten. Beim Festakt waren die Vertreterinnen und Vertreter der christlichen Weltgemeinschaften und Kirchen begleitet worden von Kindern der Evangelischen Grundschule der Lutherstadt Wittenberg.

Hannover, 01. November 2009

Udo Hahn
Pressesprecher

Der Luthergarten: 500 Jahre Reformation - 500 Bäume für Wittenberg