Neujahrsbotschaft 2013

Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Mit dem Anfang eines neuen Jahres verbinden sich viele Wünsche und Hoffnungen. Es ist eine Zeit guter Vorsätze und dynamischer Versprechen. Auch die Jahreslosung für das neue Jahr 2013 will Menschen verändern und in Bewegung setzen. Sie lautet:

Wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir. (Hebräer 13,14)

Veränderung wird angesagt: Gib dich nicht zufrieden mit dem „Hier und Heute“ deines Alltags und der Welt. Suche stattdessen nach dem zukünftigen Leben, das Gott dir verheißt – so kann man dieses biblische Wort lesen.

„Wir haben hier keine bleibende Stadt“ – das meint natürlich zunächst auch ganz realistisch die Vergänglichkeit alles Irdischen, auch unsere eigene Sterblichkeit. Immer wieder neu müssen wir Abschied nehmen und uns im Loslassen üben. Häufig tut das weh. Gerade wenn wir die Orte und die Menschen lieben, von denen wir uns trennen müssen. Oder wenn wir erleben müssen, dass Friedensarbeit und Versöhnung scheitern und Unrecht und Gewalt scheinbar triumphieren.

Doch die Sehnsucht nach dem kommenden Gottesreich soll uns nicht dazu führen, das gegenwärtige Leben gering zu achten. Vielmehr wird uns mit der Jahreslosung 2013 ein Weg gewiesen, unsere Gegenwart getrost und hoffnungsvoll anzunehmen und zu gestalten. Sie will uns in Bewegung setzen – nicht um zu haben, zu halten und zu bleiben, sondern um zu suchen, aufzubrechen und zu verändern, denn: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“.

Durch Jesus Christus öffnet sich die irdische Gegenwart auf die Zukunft Gottes hin. In der Nachfolge Jesu Christi scheint uns aus der zukünftigen Stadt Gottes ein warmes, wegweisendes Licht mitten in die Wirrnisse unserer Städte und unseres Lebens hinein. Deshalb geben sich Christinnen und Christen nicht zufrieden mit dem „Hier und Heute“ ihres Lebens. Sie brechen immer wieder neu auf und suchen nach dem Zukünftigen, das schon ihre Gegenwart verändert. In dieser Suche nach der zukünftigen Stadt Gottes wird ein Weg eröffnet, in allen Städten dieser Welt selig – also von Gottes Gegenwart begleitet – zu leben und zu sterben und nach dem Besten der irdischen Städte zu streben.

Auch das neue Jahr 2013 wird „ein Jahr des Herrn“ sein. Gott wird auch 2013 mit uns gehen, auch bei unserer Suche nach seiner zukünftigen Stadt. Zu ihm, dem Vater Jesu Christi, können wir immer rufen, und deshalb bitten wir zu Beginn des neuen Jahres mit den Worten des Lieddichters Jochen Klepper:

Der du allein der Ewge heißt / und Anfang,
Ziel und Mitte weißt / im Fluge unsrer Zeiten:
Bleib du uns gnädig zugewandt /
und führe uns an deiner Hand, /
damit wir sicher schreiten.

(Evangelisches Gesangbuch, Nr. 64, Strophe 5)


Hannover, 30. Dezember 2012

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick