Familie für Weitergabe des Glaubens unverzichtbar

Leitender Bischof der VELKD vor Synode der Schaumburg-lippischen Landeskirche

Die bleibende Bedeutung der Familie für die Gesellschaft hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), bekräftigt. Vor der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe am 14. November in Bückeburg sagte Friedrich, dass für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen, für ein seelisch ausgeglichenes Leben von uns Erwachsenen, für einen erfüllten Lebensabend das engere familiäre Umfeld, wie auch immer es genau aussehe, von „größter Bedeutung“ sei. Misshandlung von Kindern, Verwahrlosung von Jugendlichen, Einsamkeit und Burnout von Berufstätigen und Einsamkeit von Älteren sagten etwas über den Zustand der familiären Geflechte bei uns aus. „Unser Lebensstil ist für den familiären Zusammenhalt häufig nicht gerade förderlich“, so der Leitende Bischof. „Für uns als Kirche ist es wichtig zu sehen, dass die Weitergabe von, das Hineinwachsen in Wert- und Glaubensvorstellungen einen schwer ersetzbaren Ort in der Familie, im alltäglich-lebensweltlichen Umfeld hat.“ Viele Menschen lebten nicht mehr in einer traditionellen Vater-Mutter-Kinder-Konstellation. Die tragende Kraft der Familie sei nicht exklusiv an überkommene Formen gebunden, sie könne auch in neu hinzugekommenen Formen erlebt werden. „Unsere primäre Aufgabe als Kirche ist es nicht, einer bestimmten, historisch gewachsenen  Form der Familie exklusiv unseren Segen zu geben. Unsere Aufgabe ist es, um der Menschen willen den Horizont des Segens aufzutun an dem Ort, an dem Menschen ihr Leben leben.“

In seinem Vortrag, der sich mit der Zukunftsbedeutung des lutherischen Erbes befasste, führte der bayerische Landesbischof aus: „Ich bin fest davon überzeugt, dass die lutherische Ausprägung des christlichen Glaubens auch im 21. Jahrhundert eine wichtige Aufgabe hat, sie hat sich noch nicht verbraucht.“ Für die Entstehung des Glaubens seien die Strukturen der Kirche ein nicht zu vernachlässigendes, aber doch untergeordnetes Moment. Es dürfe niemals zuerst um die Strukturen an sich gehen. Es gehe darum, „Strukturen zu bauen, die den Menschen dienen, die helfen, den Glauben zu leben“. Die Erschaffung eines „christlichen Esperanto“ halte er nicht für erstrebenswert. Dies werde auch in der Ökumene so gesehen. „Die Herkunft aus und die Verankerung in der lutherischen Ausprägung des christlichen Glaubens sind für uns ein hohes, wertvolles Gut. Dieses wollen wir nicht durch Verallgemeinerungen unsichtbar machen.“ Lutheraner betonten ihre Herkunftsgeschichte nicht, um sich in ihr einzuigeln, sondern um einen klaren Standpunkt in die wechselseitige Kommunikation einzubringen. Aus lutherischer Tradition sei in die künftige Entwicklung die unverzichtbare Bedeutung des Gottesdienstes einzubringen. Die Begegnung mit dem Wort Gottes sei die bleibende Quelle aller kirchlichen Lebendigkeit. Diese Begegnung zu fördern, zu gestalten, den Raum für sie frei zu halten, müsse das Ziel sein.

Hannover, 14. November 2008

Udo Hahn
Pressesprecher