50 Jahre Brot für die Welt: Eindrucksvolle Erfolgsgeschichte

Wolfgang Huber zum Jubiläum der evangelischen Aktion

Bei der Pressekonferenz zu fünfzig Jahre „Brot für die Welt“ hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, am heutigen Montag, 17. November, in Berlin folgendes festgestellt:

„Das Ziel von „Brot für die Welt“ ist es, Ursachen der Armut zu bekämpfen, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten und damit zum Aufbau einer gerechteren Welt beizutragen; dafür wird in einer großen Breite die Hilfsbereitschaft in unserem Land in Anspruch genommen. Für viele sind „Brot für die Welt“ und das Weihnachtsfest besonders eng verbunden. Man kann sich nicht über die Weihnachtsgaben freuen, ohne mit Menschen in Not zu teilen. Für diesen Geist der Nächstenliebe steht „Brot für die Welt“.

Das Engagement der evangelischen Aktion „Brot für die Welt“ gründet in der Mitte des christlichen Glaubens und ist in der Mitte evangelischer Kirchengemeinden fest verankert. Nicht nur der Kollektenaufruf in der Advents- und Weihnachtszeit, sondern zahlreiche weitere Spendenaktionen, Basare und Vortragsveranstaltungen haben einen festen Platz im Gemeindeleben. Durch die Aktion „Brot für die Welt“ werden die Ursachen von Armut und Ungerechtigkeit in einer breiten Öffentlichkeit erfolgreich thematisiert. 1,8 Milliarden Euro hat „Brot für die Welt“ in seiner fünfzigjährigen Geschichte bisher einnehmen können. 

Den Gründungsimpuls bildete das Elend, das die vormaligen Kolonialherren beispielsweise in Indien und in Afrika zurückgelassen hatten. Darauf antwortete der Aufruf „Menschen hungern nach Brot“; er markiert den Beginn einer engagierten Auseinandersetzung mit der Frage, wie christliche Nächstenliebe partnerschaftlich und unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Eigeninteressen in die Welt getragen werden kann. Seitdem ist uns bewusst, dass der Impuls christlicher Nächstenliebe, also der Impuls diakonischen Handelns nicht nur im eigenen Land Fuß fassen muss, sondern die Grenzen von Ländern und Kontinenten überschreitet. Wir wissen uns verpflichtet zu weltweiter Diakonie ebenso wie zur Diakonie im eigenen Land. Im einen wie im andern Fall ist die Überzeugung leitend, dass Nächstenliebe sich ebenso darin zeigt, dass Gerechtigkeit eingefordert und verwirklicht wird, wie darin, dass wir uns barmherzig dem hilfsbedürftigen Nächsten unmittelbar zuwenden. Durch Gerechtigkeit wie durch Barmherzigkeit soll Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. „Helfen, sich selbst zu helfen“ – so formulierte Bischof Otto Dibelius bereits im Dezember 1959 einen entscheidenden Grundsatz der Arbeit von „Brot für die Welt“; er gilt bis heute.

In der Zeit der deutschen Teilung war „Brot für die Welt“ eine bemerkenswerte gesamtdeutsche Gemeinschaftsaktion. Sie grenzte gerade angesichts der sich verhärtenden politischen Fronten zwischen Ost und West an ein Wunder. Dass wieder zusammenwachsen konnte, was zusammengehört, haben wir nach 1990 an der Aktion „Brot für die Welt“ besonders dankbar erlebt. Aber ebenso wie alle evangelischen Landeskirchen beteiligen sich auch die evangelischen Freikirchen an dieser Initiative. Der breite Konsens unter den evangelischen Christen in Deutschland wie die tiefgehende ökumenische Übereinstimmung in solchen Fragen sind ein kostbarer Schatz.

Seit der Gründung von „Brot für die Welt“ hat sich die Menschheit verdreifacht, über eine Milliarde Menschen leben in absoluter Armut. Die Aufgabe von „Brot für die Welt“ ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts genau so dringlich wie vor fünfzig Jahren. Wer sich mit konkreten Projekten von „Brot für die Welt“ in verschiedenen Ländern beschäftigt, ist beeindruckt von der motivierenden Kraft, die von diesen Projekten ausgeht. „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird dort anschaulich. Die Millionen von Spenderinnen und Spendern können stolz darauf sein, was durch ihre Spendenmittel möglich wird. Die Größe der weltweiten Not darf uns nicht die Augen für das verschließen, was mit diesen Mitteln bewirkt wird.

Fünfzig Jahre „Brot für die Welt“ sind eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte. Das Jubiläum bietet eine gute Gelegenheit dazu, den vielen Aktiven, die diese Initiative in den Gemeinden und Gruppen mittragen, den zahllosen Spenderinnen und Spendern, den Partnern in vielen Ländern der Dritten Welt sowie den engagierten beruflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren großen Einsatz herzlich zu danken. Und ebenso bietet das Jubiläum eine gute Gelegenheit deutlich zu machen, dass „Brot für die Welt“ auch in Zukunft in der Verantwortung unserer Kirche für Entwicklungszusammenarbeit, für internationale Gerechtigkeit und für Nachhaltigkeit eine zentrale Bedeutung hat.“

Hannover / Berlin, 17. November 2008

Pressestelle der EKD
Christof Vetter