Kirche und Gewerkschaften für offensive Wertepolitik

Workshop des Sozialwissenschaftliches Instituts der EKD

Spätestens seit der Finanzkrise ist das Gerechtigkeitsempfinden in großen Teilen der Bevölkerung erheblich irritiert. Die Diskussion um Werte, Tugenden und  Interessen gewinnt an Aktualität. Werte brauchen, um gesellschaftlich relevant und verbindlich zu werden, Boten. Auf Einladung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der EKD (SI) trafen sich Mitte November Experten und Expertinnen der evangelischen Kirche mit Experten des DGB, der IG Metall, der IG BCE und Wissenschaftlern zu einem Austausch. Dabei ging es auch um die zentralen Fragen: Wie lassen sich unter den heutigen wirtschaftlichen und politischen Bedingungen Werte wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit überzeugend verwirklichen? Und was können Kirchen und Gewerkschaften dazu beitragen? In einem vorab erarbeiteten Grundsatzpapier würdigen die Vertreter der Kirche die Rolle der Gewerkschaften für die Schaffung gerechter Teilhabe.

„Es war in dieser Form das erste Treffen. Wir haben gegenseitig unsere Erwartungen an Gewerkschaften und  Kirchen im Spannungsfeld von Interessenverband und Wertegemeinschaft formuliert und evangelische Leitlinien für wirtschaftliches Handeln benannt“, sagt Harry Jablonowski, Projektleiter am SI. Dass es viele Gemeinsamkeiten gibt, habe insbesondere die Diskussion um Bildungschancen gezeigt. Zugleich aber sei in Hannover deutlich geworden, dass ein Begriff wie gerechte Teilhabe nicht einfach gleichzusetzen ist mit gewerkschaftlicher Solidarität. Die Differenzen wurden in der Diskussion klar benannt. „Den Dialog um Werte führen wir fort“, betont Hans-Joachim Schabedoth, Bereichsleiter Gesellschaftspolitik/ Grundsatzfragen des DBG-Bundesvorstandes. Einen Schritt weiter geht Prof. Gerhard Wegner, Direktor des SI: „Unser Ziel sind gemeinsame Projekte, Stichwort Beschäftigungsversicherung. Angesichts der Erosion des Normalarbeitsverhältnisses braucht es neuer Formen der sozialen Absicherung der Menschen.“ Im östlichen Ruhrgebiet haben evangelische Kirche, der DGB und Mitgliedsgewerkschaften bereits die Vernetzung verstärkt. Gemeinsam angeboten werden Gesprächsabende und Veranstaltungen zu aktuellen Veränderungen des Arbeitsalltages.

Die Beiträge und Referate des Workshops werden im Frühjahr 2009 in Buchform (SI-Reihe im LIT-Verlag) veröffentlicht.

Hannover, 20. November 2008

Pressestelle der EKD
Silke Römhild