Christian Lehnert wird neuer Geschäftsführer des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der VELKD

„Liturgie erfordert kulturelle Bildung“

Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) hat Pfarrer Christian Lehnert (42) zum neuen Geschäftsführer des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der VELKD bei der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt. Lehnert wird seine Tätigkeit im Juni 2012 aufnehmen. Bis zu seinem Wechsel nach Leipzig ist Lehnert Studienleiter für Theologie, Zeitgeschichte und Kultur an der Evangelischen Akademie Sachsen Anhalt e. V. in der Lutherstadt Wittenberg.

Für seine Arbeit am Liturgiewissenschaftlichen Institut beabsichtigt Lehnert, „lebendige evangelische Gottesdienste“ im Blick zu behalten und „die Institutsarbeit stark auf die Entwicklung kultureller Kompetenz zu fokussieren“. Im Gottesdienst gehe es immer um eine kulturelle Gestalt des Glaubens. „Diese lässt sich nicht rein kognitiv, sondern nur in einer Polyphonie von Blickwinkeln und Sprachformen beschreiben“, betont Lehnert. Dabei gehe es um die lebendige Stimme des Evangeliums und damit um die „zu gestaltende Balance zwischen Substanz der Tradition und Wirkung im Augenblick“. Seiner Meinung nach komme im gegenwärtigen Theologiestudium die „kulturelle Bildung“ zu kurz. Deshalb seien schon in der theologischen Ausbildung „literarische und künstlerische Außenperspektiven“ einzubeziehen und Wert auf eine „ästhetisch verantwortete Theologie“ zu legen, so Lehnert. Für ihn sei Liturgik ein „Zusammenspiel von Theologie, Kirche und Kultur“, die an Bedeutung gewinne, wenn Menschen nach überzeugenden Ausdrucksformen des Glaubens suchen.

Christian Lehnert studierte Evangelische Theologie an der Universität Leipzig, Theologie und Orientalistik an der Humboldt-Universität Berlin sowie an der Freien Universität Berlin und verbrachte ein Studienjahr an der Dormition Abbey in Jerusalem. Nach dem Vikariat war er zwei Jahre freischaffend im spanischen Santiago de Compostela tätig und von 2000 bis 2008 Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Burkhardswalde und Weesenstein bei Pirna. Seit 2008 ist er Studienleiter an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg. Lehnert folgt der bisherigen Geschäftsführerin Dr. Irene Mildenberger nach, die an das Evangelische Augustinerkloster in Erfurt gewechselt ist. Leiter des Liturgiewissenschaftlichen Instituts ist Prof. Dr. Alexander Deeg.

Lehnert hat sich insbesondere als Dichter einen Namen gemacht. Seine literarische Tätigkeit umfasst Gedichte, Essays sowie Libretti für Bühnenwerke. Es liegen sechs Gedichtbände von ihm vor, davon fünf beim Suhrkamp-Verlag. Lehnert hat mehrere Preise und Stipendien erhalten, darunter den Dresdner Lyrikpreis, das Hermann-Lenz-Stipendium und den Förderpreis der Stiftung Bibel und Kultur. Lehnert ist verheiratet und hat drei Kinder.

Das Liturgiewissenschaftliche Institut der VELKD wurde 1993 gegründet. Es entwickelt Konzepte zur Umsetzung liturgiewissenschaftlicher Erkenntnisse in die kirchliche Praxis und erstellt Gutachten zu Fragen der Liturgik. Daneben werden Studierende, Promovenden und Habilitanden der Theologie betreut. Seit 2004 existiert als Kooperationsprojekt der Universitäten Erfurt, Halle, Jena und Leipzig der Aufbaustudiengang „Liturgiewissenschaft“ an der Universität Leipzig. Das Institut arbeitet mit kirchenmusikalischen Einrichtungen zusammen. In der institutseigenen Buchreihe „Beiträge zu Liturgie und Spiritualität“ sind bis jetzt 24 Bände erschienen.


Hannover, 9. Dezember 2011
Dr. Eberhard Blanke
Pressesprecher der VELKD