„Protestantischer Geist des Aufbruches“

Feierliche Verabschiedung und Einführungen im EKD-Kirchenamt

In einem Festgottesdienst in der Herrenhäuser Kirche in Hannover hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, am heutigen Donnerstag Dr. Hermann Barth als Präsident des Kirchenamtes der EKD verabschiedet und seinen Nachfolger Dr. Hans Ulrich Anke in das Amt eingeführt. Ebenso wurden Dr. Thies Gundlach als neuer Vizepräsident und Dr. Christoph Thiele als Leiter der Rechtsabteilung des Kirchenamtes in ihre neuen Ämter eingeführt.

Der Ratsvorsitzende verglich Hermann Barth, der seit 1985 in verschiedenen Funktionen im Kirchenamt der EKD tätig war und seit 2006 als Präsident amtierte, mit dem Reformator Philipp Melanchthon: Barth habe das Schiff der EKD klug und weise durch die Zeiten und an vielen Klippen vorbeigesteuert. Schneider betonte, dass die EKD auf das Vertrauen der Landeskirchen angewiesen sei, da sie keine formale Macht habe. Hermann Barth habe durch seine „Kompetenz und Klugheit“ außerordentlich viel für das Zusammenwachsen der Gliedkirchen getan. Bei aller Präzision und Gedankentiefe  sei Barth zudem ein überaus „origineller Kopf“, der immer wieder für einige „Verrücktheiten im besten Sinne“ gut sei.

Dem neuen Präsidenten des Kirchenamtes, dem Juristen Hans Ulrich Anke, wünschte Schneider Gottes Segen für sein neues Amt. Obwohl Anke mit 42 Jahren der jüngste Präsident sei, der jemals das Kirchenamt leite, habe er bereits in den zehn Jahren seines Dienstes für die evangelische Kirche, davon zwei Jahre als juristischer Vizepräsident im Kirchenamt der EKD  „Scharfsinn und großen Weitblick“ bewiesen. Es gehöre zum Wesen der evangelischen Kirche, dass Ordinierte und Nichtordinierte gemeinsam und kollegial die Kirche leiten. Dabei betonte der Ratsvorsitzende, dass alles kirchliches Leitungshandeln „geistliches Leitungshandeln“ sei.

In seiner Predigt betonte Vizepräsident Thies Gundlach, die Kernaufgabe der Kirche sei die „Verkündigung des Evangeliums, die Bezeugung der Güte Gottes, das Jubeln über Christus, diese ewige Medizin gegen Einsamkeit und Leere, gegen Sinnferne und Haltungsstarre.“ In der Auslegung und Meditation des Verses „ Denn siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und unverzagt seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst“ aus dem Buch Josua (Kapitel 1, Vers 9) sagte Gundlach, man könne sich vom Israel der Bibel „abgucken“, dass Gott nicht „Gelingen“ verheiße, sondern „Mitkommen“ und in „Gottes verlässlicher Gegenwart“ zu leben. Insofern sei Gottes Trost „eine einkommensunabhängige Grundausstattung“ und „keine erfolgsabhängige Zugewinngemeinschaft.“

Davon ausgehend machte Gundlach der evangelischen Kirche Mut zu neuen Aufbrüchen: „Klammern an Strukturen, Festhalten am Gewohnten, Vermeiden von Neuem, - das ist eigentlich nicht so unsere Art. Natürlich: Aufbruch und Reformen nicht um jeden Preis! Aber auch nicht: um keinen Preis!“ Deshalb, so der neue Vizepräsident weiter, brauche die Kirche den „protestantischen Geist des Aufbruches“ und „reformatorische Freiheitssehnsucht“. Diese Tugenden sollten auch der „Glutkern“ des Reformationsjubiläums 2017 sein, das sich Gundlach als eine „weltweite Feier des wiederentdeckten Evangeliums, die alle einlädt“ wünschte.

Hannover, 02. Dezember 2010

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick