Erinnerung ist nötig, aber nicht hinreichend für gelingendes Leben

Ratsvorsitzender spricht beim Jahresempfang von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) verkörpere eine christlich motivierte und moralisch bedeutsame Erinnerungskultur. Dies erklärte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof  Wolfgang Huber, beim diesjährigen Jahresempfang der ASF in Berlin. Diese Erinnerungskultur sei „um der Gestaltung der Gegenwart wie um der Verantwortung für die Zukunft willen“ von großer Bedeutung. ASF sei ein „internationaler Akteur in der deutschen Zivilgesellschaft“, weiß der Ratsvorsitzende: „Die Kenntnis der eigenen Vergangenheit ist eine Bedingung der Möglichkeit dafür, dass Leben und Geschichte eines Einzelnen oder einer Gemeinschaft gelingen können. Erinnerung ist nötig, aber nicht hinreichend für ein gelingendes Leben.“

Die Geschichte habe gezeigt, dass in Zukunft nur auf der Spur bleiben kann, wer sich selbst und seiner Vergangenheit treu bleibt. Deshalb werde ASF gut daran tun, auch in Zukunft die vom Versöhnungsgedanken getragene Erinnerungskultur weiterhin zur zentralen Sache zu machen. Er begrüße die Überlegungen, die Freiwilligenarbeit weiter auszubauen. Sorgen bereite ihm allerdings die finanzielle Lage. Deshalb bitte der Ratsvorsitzende in seinem Vortrag beim Jahresempfang, dass die Organisationen auf dem Feld der Versöhnungs-, Friedens-  und Freiwilligenarbeit stärker zusammen arbeiten. Eine Bündelung der Kräfte brauche die Vielfalt der Initiativen nicht zu lähmen.

Aktion Sühnezeichen Friedensdienste setzt sich seit 1958 im Rahmen von kurz- und langfristigen Freiwilligendiensten für Frieden, Verständigung und Menschenrechte ein und sensibilisiert die Gesellschaft für die NS-Geschichte. Derzeit sind durchschnittlich 180 ASF-Freiwillige für ein Jahr in Projekten mit Holocaustüberlebenden, sozial Benachteiligten, Menschen mit Behinderungen sowie in der historischen und politischen Bildung tätig. ASF-Projekte gibt es in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Israel, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Russland, Tschechien, den USA, der Ukraine und Weißrussland. An den rund 20 ASF-Sommerlagern nehmen jedes Jahr 350 Jugendliche aus mehr als zehn Ländern teil.

Hannover / Berlin, 24. Februar 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Der Wortlaut des Vortrages