Weihnachtspredigten und die Weihnachtsbotschaften Leitender Geistlicher in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Bischof Wolfgang Huber
Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Weihnachtsbotschaft

Der Ruf der Engel überwindet die Sorge vor der Zukunft

Das Interesse an „dem weihnachtlichen, orientierenden Wort der Kirchen“ sei groß in diesem Jahr, stellt der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, in seiner Weihnachtsbotschaft fest. In einer Zeit, in der das Wort „Krise“ eine der am meistgebrauchten Vokabeln ist, sei es Aufgabe der Kirche und der Christen insgesamt, das Hoffnungswort der Engel „Fürchtet euch nicht“ weiterzusagen.

„Das „Fürchtet euch nicht!“ macht nicht Halt an Kirchenmauern und den Türen von Gemeindehäusern. Die Ermutigung ‚Fürchtet euch nicht!’ brauchen alle Menschen. Der Unfriede im eigenen Herzen, die fehlende Wärme untereinander, die Suche nach Trost und Zuversicht – die Botschaft des Engels bietet Orientierung. In diesem Ruf ist alle Sorge vor der Zukunft aufgehoben und überwunden. Die Botschaft der Weihnacht gilt jedermann. Diese Weite spiegelt sich auch in unseren Weihnachtsgottesdiensten. Alle sind willkommen; die Fülle nehmen wir gern in Kauf. Wir folgen dem Wink der Engel: ‚Fürchtet euch nicht!’

Von der Krippe in Bethlehem aus zieht sich die Spur des christlichen Glaubens bis heute hinein in unsere Gesellschaft. Er ist der Boden, auf dem der Gedanke der unteilbaren Menschenrechte gewachsen ist; vor sechzig Jahren hat er in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ Gestalt angenommen. Auch sie gelten allen; niemand ist davon ausgenommen. Aber für diese unteilbare Bedeutung der Menschenrechte müssen wir auch, ja gerade heute kämpfen: dort, wo Menschen ins Dunkel der Armut gedrängt, mit Gewalt bedroht oder in ihrer Freiheit eingeschränkt werden. Das Konzept der sozialen Marktwirtschaft hätte kaum formuliert werden können ohne ein christliches Verständnis von Gerechtigkeit. Die christliche Verhältnisbestimmung von Freiheit und Verantwortung prägt bis auf den heutigen Tag die Wertvorstellungen unserer Gesellschaft. Deshalb treten wir energisch einem Verhalten entgegen, das persönliche Freiheit ausnutzt und persönliche Verantwortung vernachlässigt. Denn genau dieses Verhalten hat unsere  Welt in eine tiefe Krise gestürzt. Dass ‚Verzocken’ zu einem der Unworte dieses Jahres gewählt wurde, zeigt, von welcher Denkweise wir uns abwenden müssen.

Die wachsende wirtschaftliche Unsicherheit sorgt in diesen Weihnachtstagen für eine nachdenkliche Stimmung. Viele sorgen sich um ihre Zukunft. Sie fragen sich, was das kommende Jahr für sie bereit hält. Meine Sorge gilt ganz besonders denen, die in  wachsender Zahl an den Türen der Suppenküchen oder an den Ausgabestellen von „Laib und Seele“ warten, die auf eine Mahlzeit bei der Armentafel hoffen, weil sie sich anderes schlicht nicht leisten können. Vor allem Kinder gehören in einem beängstigend hohen Maß dazu. Sehr herzlich danke ich all denen, die sich für die Armen in unserer Stadt und in unserem Land einsetzen, die auch heute, in der Heiligen Nacht, ihre Kraft und ihre Zeit in vielfältiger und phantasievoller Weise einbringen, damit andere die Freude der christlichen Weihnacht erleben können.

Wir lassen uns leiten von dem Stern, der auf die Krippe Jesu weist. Denn wir spüren, dass das Leuchten des Sterns von Bethlehem weiter strahlt als das Glitzern der Reklame. Das Licht der Weihnacht stiftet Zuversicht und Hoffnung; lasst uns diesem Licht folgen – gerade in diesem Jahr.“



Landesbischof Christoph Kähler
Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen

Stellvertretender Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Weihnachtswort

„Licht für andere werden. Das ist möglich und bleibt doch ein Wunder.“

Dem Stern von Bethlehem zu folgen, das empfiehlt Christoph Kähler, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, in seinem Weihnachtswort:

„Wir feiern Weihnachten in der dunkelsten Jahreszeit. Oft sind Kälte und Dunkelheit auch ein sprechendes Bild für die Welt, in der wir leben, für die schwierigen Verhältnisse, in denen viele ihre Wege suchen müssen. Niemand weiß, was das kommende Jahr bringen wird. Angekündigt sind Einbrüche, die von der Finanzkrise ausgehen.

Dunkel wird es für die Frauen und Männer, die nicht mehr wissen, ob sie morgen noch ihre Arbeitsstelle haben, ob sie übermorgen ihre Kinder noch anständig versorgen können und ob sie in Zukunft noch mit ihrem Arbeitswillen und ihrer Arbeitskraft gebraucht werden. Und die Kälte entsteht zwischen denen, die noch Arbeit haben und behalten wollen und denen, die auf Arbeitssuche sind und Hilfe brauchen, aber kaum Unterstützung spüren. Nicht zu vergessen die inzwischen eine Milliarde Menschen, die Hunger leiden.

Auch die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Jesu erzählt, ist in Dunkelheit und Kälte getaucht: Die Geburt in einem unwirtlichen Stall. Draußen auf dem Feld die Hirten. Maria, die sich vor einer mörderischen Welt fürchtet, in der ihr Sohn umkommen wird – früher oder später. Kein leichtes Leben unter der Besatzungsmacht der Römer. Über all dem aber, so berichtet die Bibel, ist ein Stern aufgegangen: ’Das Volk, das im Finstern wandelt, hat ein großes Licht gesehen.’ Die Hirten sehen den Stern. Den weisen Königen aus dem Morgenland zeigt er den Weg.

Wer wünscht sich nicht, dass ihm, wenn er nicht weiter weiß, ein Licht aufgeht, Licht am Ende des Tunnels aufscheint. Die Strahlen des Sterns über dem Stall in Bethlehem weisen auf das Kind in der Krippe, auf Jesus. Dieser Mensch wird später die Liebe predigen. Er wird sagen und wird es vorleben, dass vor Gott alle Menschen gleich sind. Diesen Stachel wird die Welt nicht ertragen und wird Jesus Christus ans Kreuz nageln. Aber von diesem Licht, das über dem Stall von Bethlehem aufging und das von dem Stall in Bethlehem ausging, lassen sich bis heute Menschen bewegen, zu teilen und zu helfen. So werden sie erleuchtet und selbst zu einem Licht für andere. – Das ist möglich und bleibt doch ein Wunder.

In diesem Weihnachtslicht können wir getrost in das neue Jahr gehen. Ich wünsche allen Thüringerinnen und Thüringern ein gesegnetes Weihnachtsfest.“


 
Landesbischof Johannes Friedrich
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)


Nur wer Gott die Ehre gibt, kann etwas für den Frieden tun

Gott die Ehre geben und sich einsetzen für den Frieden auf Erden – beides gehört untrennbar zusammen, so Landesbischof Dr. Johannes Friedrich in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag in der Münchner St. Matthäuskirche.  Die Engel verkündeten den Hirten auf den Feldern von Bethlehem eine zweifache Botschaft, so Friedrich: Wer Gott die Ehre geben will, muss sich auch auf Erden engagieren; und wer etwas für den Frieden auf Erden erreichen will, kann das nur, indem er Gott die Ehre gibt.

Angesichts der 41 Kriegsgebiete, die es im Jahr 2008 gegeben habe, sei ein „engagiertes“ und „massives“ Eintreten von Christen für den Frieden unerlässlich. Friedrich rief die Gläubigen auch zu einem verstärkten Einsatz für den sozialen Frieden in Deutschland auf. Eine unpolitische Haltung dürfte für Christen „eigentlich seit der Verkündigung der Engel auf den Hirtenfeldern“ nicht mehr möglich sein. Soziale Gerechtigkeit sei dabei kein unerreichbares Ideal, „sondern sie ist die wichtigste Voraussetzung für Frieden und Freiheit in unserem Land“, so Friedrich. Gleichzeitig sei dieser Friede nicht ohne Gott zu haben, betonte er. Nötig sei ein „zeitgemäßes spirituelles Leben“, das „dem Lebensgefühl der Menschen heute“ entspreche. Ein festlicher Abendmahlsgottesdienst sei dabei eine unter mehreren möglichen Formen.

 

Landesbischof Ulrich Fischer
Evangelische Landeskirche in Baden
Vorsitzender der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK)

In der Krippe berühren sich Himmel und Erde
Landesbischof Fischer: Weihnachten setzt in Bewegung

Karlsruhe (25.12.08). „Die Weihnachtsbotschaft von der Menschwerdung des himmlischen Gottes gilt gerade jenen, die sich in dieser Welt benachteiligt und an den Rand gedrängt fühlen“, sagte der badische Landesbischof Ulrich Fischer am ersten Weihnachtsfeiertag in der Karlsruher Stadtkirche. Gottes Kraft sei in den Schwachen mächtig, deswegen sei Weihnachten eine Trostbotschaft für die Schwachen und eine Aufforderung an die Starken, den Schwachen zu helfen.

„Die Welt gerät an Weihnachten aus den Fugen“, erläuterte der Bischof die Tatsache, dass der himmlische Gott nicht in einem Palast, sondern in einer Krippe zur Welt komme. „Nicht menschliche Hoheit und Macht sind gefragt, sondern Bedürftigkeit, die um ihr Angewiesensein auf die heilsame Gnade Gottes weiß“, so Fischer. Die Orte, an denen sich Himmel und Erde berührten, seien daher nicht die Machtzentren der Welt, sondern „alle jene Orte, an denen Menschen sich ihrer Bedürftigkeit bewusst werden und sich dem Himmel Gottes öffnen“. Viele scheinbar unangreifbare Machtzentren seien in den letzten Wochen zusammengestürzt und hätten sich als Scheinwelten entpuppt, sagte der Bischof im Blick auf die Finanzkrise. „Gott aber kommt nicht hinein in eine Scheinwelt, sondern an einen unscheinbaren Ort zu unscheinbaren Menschen.“ Gott begebe sich nicht in die Zentren der Macht, seien dies nun die militärischen oder die wirtschaftlichen, er begibt sich an die tiefsten Orte, um Menschen an diesen Orten zu ermächtigen, so der Bischof weiter. Wie die Hirten  zur Krippe setze Weihnachten die Menschen in Bewegung „hin zu Menschen, die bedürftig sind, in Bewegung hin zu den Orten, in die hinein Gott selbst sich erniedrigt hat“.

Der Chor der Engel „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“ mache deutlich, dass das Lob Gottes und der Wunsch nach irdischem Frieden zwei Seiten derselben Medaille seien: „Nur wer für den Frieden auf Erden eintritt, hat das Recht jubelnd das Ehre sei Gott in der Höhe anzustimmen“, so Fischer.

Im Zentrum der Predigt des Landesbischofs stand die zweite Kantate des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach, das der Bach-Chor Karlsruhe unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Christian Markus Raiser im Gottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag in der Karlsruhe Stadtkirche aufführte.



Landesbischöfin Margot Käßmann
Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Weihnachtspredigt

In ihrer Predigt am Heiligen Abend in der Marktkirche Hannover sagte Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann: „Der Stall zeigt: Gott kommt nicht in eine perfekte Welt. Perfektion, alles richtig, vorzeigbar, glanzvoll - das ist doch gar keine realistische Erwartung an unser Leben. Ich finde so wunderbar am Stall, dass gar nichts perfekt ist. Aber Vertrauen, dass Miteinander gelingt, Zuneigung zueinander, das ist entscheidend, wenn wir das Leben im Licht Gottes sehen.“

Käßmann will „einen frischen Blick wagen auf die gute alte Weihnachtsgeschichte“. Josef sei der „Mann im Schatten, der große Schweiger, der seine Pflicht tut“, nicht der „mild aussehende Greis, als der er in den meisten Krippenszenen dargestellt wird“. Die oft als „sanftmütige Übermutter“ dargestellte Maria habe „ziemlich heftig von Umsturz gesungen im Lukasevangelium. „Die Gewaltigen“ sollte Gott vom Thron stürzen. Dazu kommen die Hirten, von denen sie nicht wisse, „welche junge Familie eine ganze Truppe von ihnen gern überraschend zu Besuch hätte“. Und die Engel „geben der ganzen Szene einen himmlischen Glanz.“  Käßmann sagt zu den „Gestalten dieser Geschichte“: Sie „teilen eine wunderbare Eigenschaft: Sie lassen sich ein auf Überraschendes in ihrem Leben. Sie wagen selbst den anderen Blick. Es könnte sein, dass Gott etwas mit mir vorhat im Leben, was ich selbst mir gar nicht vorstellen kann. Ich bin tatsächlich gemeint. Bei mir kann sich etwas ändern, wenn ich mich Gott anvertraue. Mein Leben macht Sinn, weil Gott mir Sinn zusagt, weil Engel rufen: Fürchte dich nicht!“



Präses Nikolaus Schneider
Evangelische Kirche im Rheinland
Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Weihnachts-Videobotschaft von Nikolaus Schneider auf www.ekir.de

„Wir müssen nicht die großen Helden sein, denn Gott kommt ja zu uns“

Weil Gott selbst Mensch geworden ist und mit den Menschen durch die Zeit geht, ist das Leben voller Verheißung und voller Glück. Das ist für Nikolaus Schneider die zentrale Botschaft des Weihnachtsfests. „Dabei können wir mit dem zurechtkommen, wie wir sind. Wir müssen nicht die großen Helden sein, denn Gott kommt ja zu uns. Gott wird Mensch“, sagt der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in seiner Videobotschaft zum Weihnachtsfest 2008.

Gottes Friede und seine Lebenskraft sollen für unser Leben bestimmend werden, unterstreicht der Präses. In diesem Sinne gehörten Weihnachten mit der Geburt Jesu im Stall und Ostern mit seinem Tod am Kreuz und der Auferstehung zusammen: „Er geht mit uns durch die Zeit und macht sich auf den Weg, der bis zum Kreuz geht, das heißt: Er kennt auch menschliches Elend und menschliche Niedrigkeit. Er kennt auch die Erfahrung, dass das Leben schmerzlich ist“, so der Theologe. In diesem Sinne sei es die frohe Lebensnachricht des Weihnachtsfests: „Gott lässt uns nicht im Stich. Das Leben ist stärker als der Tod.“

Das Video im Internet unter: www.ekir.de
Hinweis an die Redaktionen: Der Präses predigt an Heiligabend um 16 Uhr in der Düsseldorfer Johanneskirche, Martin-Luther-Platz 39. Die Predigt-Pressemitteilung mit entsprechender Sperrfrist für den Heiligabend finden Sie nachfolgend.


Weihnachten: Gottes Neuanfang ebnet Wege zu Frieden und Gerechtigkeit

Präses predigt Heiligabend in der Düsseldorfer Johanneskirche

„Weihnachten geschieht in alter Tradition und bedeutet gleichzeitig: Gott fängt neu an!“ Das hat Nikolaus Schneider, der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in seiner Weihnachtspredigt unterstrichen. Kern des Weihnachtsgeschehens sei: „Jesus bringt den Menschen Gott“, sagte der oberste Repräsentant der zweitgrößten Landeskirche in Deutschland an Heiligabend (siehe Sperrfrist!) in der Düsseldorfer Johanneskirche. Dass Gott zu den Menschen gekommen sei und bei ihnen bleibe, sei auch „ein Schutzwall gegen die Schrecken unsicherer Wirtschaftsaussichten, sich überbietender Ankündigungen von Rezessionen verbunden mit Arbeitsplatzverlusten“.

Dies, so der 61-jährige Theologe, seien alles reale Gefahren, aber: „Sie können uns nicht bannen, uns nicht in Schockstarre versetzen. Sie haben keine endgültige und ewige Macht über uns: wir bleiben denkfähig, analysefähig, handlungsfähig – auch unter den Bedingungen real vorhandener Unfreiheiten. Der Name Jesus steht für Befreiung!“
Zu dieser Befreiung gehöre auch das Beispiel Jesu mit Blick auf Vergebung, Gnade und Barmherzigkeit: „Das sind die Angebote und die Wege für uns Menschen, um Gottes Namen zu heiligen. Als menschliches Verhalten sind sie die Voraussetzungen dafür, Frieden und Gerechtigkeit zu gestalten und zu leben. In der Nachfolge Jesu unterscheiden wir Gerechtigkeit von urteilender und verurteilender Rechthaberei; Frieden verwechseln wir nicht mit einer auf Drohungen und Angst beruhenden Befriedung“, erklärt der Präses: „Wir können nur ahnen, was es für die Sicherheits- und Friedensbemühungen zwischen Israel und Palästina bedeuten würde, wenn die Verantwortlichen endlich nicht mehr auf militärische Gewalt und Terror, alltägliche Verachtung und Hetze setzten.“

Ganz allgemein gelte: „Faire Handelsbeziehungen, gerechte Löhne und Preise, Schutz schwacher wirtschaftlicher Strukturen und fragiler Gesellschaften können nicht durch militärische Präsenzen – wo immer in der Welt – ersetzt werden. Nur eine aus Barmherzigkeit erwachsende Gerechtigkeit führt zum Frieden.“

Hinweis an die Redaktionen: Auf Wunsch stellt die Pressestelle der Rheinischen Landeskirche Ihnen gerne das komplette Manuskript der Weihnachtspredigt zur Verfügung. Kontakt: jens.iven@ekir-lka.de

 

Bischof Hans-Jürgen Abromeit
Pommersche Evangelische Kirche

Weihnachtsbotschaft

Suche nach Geborgenheit und Schutz

Weihnachten sagt uns: Jesus ist einer von uns geworden. Gott hat sein Gottsein hinter sich gelassen und ist mit den Menschen solidarisch geworden. Viele Menschen suchen die Nähe dieses herunter gekommenen Gottes. In Deutschland werden heute etwa 20 Millionen Menschen Weihnachtsgottesdienste aufsuchen. Warum eigentlich? Was zieht die Menschen gerade an diesem Fest in die Kirche?

Manche denken aber: „Wenn es überhaupt Gott gibt, dann, leider, nicht für mich! Und doch möchte ich wissen, ob etwas dran ist an diesem Gott und an diesem Kind in der Krippe.“

Weihnachten ist ohne Zweifel das am intensivsten in der Bevölkerung gefeierte Fest. Neben der Freude am Feiern schlägt sich auch hier eine Sehnsucht nach Geborgenheit nieder. Trotz aller Unbilden der menschlichen Geschichte heißt Weihnachten: In allen Problemen, in allen Schicksalsschlägen, in aller Freude und in allem Leid bin ich nicht allein, sondern Gottes Begleitung wertgeachtet.

Auch die Ursprungsgeschichte der Weihnacht, die wir in diesem Gottesdienst so eindrucksvoll gehört haben, zeigt uns die Gefährdung menschlichen Lebens. Im Matthäusevangelium wird ausdrücklich geschildert, wie die junge Familie nach Ägypten fliehen muss, weil König Herodes dem Neugeborenen nach dem Leben trachtet. Als Gott Mensch wurde, machte er sozusagen am eigenen Leibe die Erfahrung der Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens. Gott ist nun im menschlichen Leben „drin“, in schönen Momenten, wie einer Geburt, genauso, wie in der Bedrohung, zum Beispiel auf der Flucht.

Insgesamt sind weltweit gegenwärtig rund 67 Millionen Menschen auf der Flucht. Eine besondere Gruppe stellen die Flüchtlinge aus dem Irak dar, von denen ein großer Teil Christen sind. Die UNO bittet, die Länder, die das können, um eine Neuansiedlung von Flüchtlingen, bei denen eine Rückkehr in ihre Herkunftsländer auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird. Insgesamt beteiligen sich zu wenige Staaten an einem solchen Neuansiedlungsprogramm zum Flüchtlingsschutz. Auch Europa hält sich sehr zurück und damit auch die Bundesrepublik Deutschland.

Weihnachten sagt uns: Jesus ist einer von uns geworden. Wer sein Nahekommen spürt, möchte gerne zu ihm gehören. Es ist dann nur natürlich, dass wir überall dort, wo Leben bedroht ist und noch kein „Friede auf Erden“ werden kann, Menschen auch unsere Gemeinschaft gewähren.



Landesbischof Jochen Bohl
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens

Heilige Nacht eine unwahrscheinliche Geschichte ganz eigener Art

Weihnachtspredigt

In seiner Weihnachtspredigt am 24. Dezember in der Dresdner Kreuzkirche greift Landesbischof Jochen Bohl die Geschichte des Jesus von Nazareth und seiner Geburt auf. So sei die Heilige Nacht eine „unwahrscheinliche Geschichte ganz eigener Art“. Bei der Betrachtung der Umstände unter denen die Geburt des Kindes erfolgte sowie der Rolle des Josef sei die „Geschichte gegen jeden Augenschein“. Dennoch hätte sie 2000 Jahre überstanden, weil sie von ihrem ersten Anfang an unvergleichlich sei und nicht mit menschlichem Maß gemessen werden könne, so Bohl.

Zu Beginn seiner Predigt äußert der Landesbischof die Beachtung, dass unwahrscheinliche Geschichten die Welt bewegen. So treten unerwartet Kräfte auf, die im Kleinen beginnen. Neben der Liebe auf den ersten Blick im privaten Bereich, seien auch in Politik und Wirtschaft unwahrscheinliche Geschichten zu beobachten. Als Beispiel führte er die Präsidentschaftswahl in den USA auf, wo ein zuvor unbekannter Mensch plötzlich zum Hoffnungsträger geworden sei. Auf die Wirtschaft mit ihren exorbitanten Gewinnen und Verdienstmöglichkeiten bezogen, hätte es „sagenhafte Erzählungen aus einer Welt gegeben, in der es keine Grenzen für die Cleveren und Tüchtigen zu geben schien“, sagt Bohl. Am Ende stellte es sich als eine „erbärmliche Sache von Gier und dem Hochmut“ heraus.

Für den Landesbischof sei es niemals ausgemacht, ob das Unwahrscheinliche Bestand habe. Es zeige sich vielmehr, wenn überhaupt, nur im Rückblick. Selbst hier sei in der biblischen Geschichte nichts so, „wie man es hätte erwarten können“. Die Erzählung von der Geburt des Gotteskindes ziele auf den Glauben an einen Menschen, der „zugleich eine ganz andere, eine unwahrscheinliche Dimension des Menschenmögliche lebt.“ Durch die Lebensgeschichte Jesu sei ein Leben in Freiheit eröffnet worden, sagt er. Das eigene Leben könne durch den Glauben an Jesu Heilkraft und als Stifter für Frieden auf Erden verändert werden. Jesus „stärkt die Hoffnung in uns und befreit zur Liebe“. Bohl: Weil Jesus Christus Liebe gelehrt und gelebt hat, feiern wir das Fest der Liebe, wir feiern die Ankunft Gottes in unserer Welt.

 

Präses Alfred Buß
Evangelische Kirche von Westfalen

Flüchtlinge annehmen und aufnehmen ist eine weihnachtliche Herausforderung
Präses Alfred Buß: Schreckliche Folge des Irakkrieges

Bielefeld/Westfalen. „Ein zaghafter Schritt“ ist die geplante Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen aus dem Irak in die Europäische Union für den westfälischen Präses Alfred Buß. In seiner Weihnachtspredigt am 25. Dezember in der Neustädter Marienkirche Bielefeld nannte es der leitende Theologe der Evangelischen Kirche von Westfalen „eine weihnachtliche Herausforderung“, sie bei uns an- und aufzunehmen.

2.500 irakische Flüchtlinge kommen nach Deutschland, 500 davon nach Nordrhein-Westfalen. Unter den mehr als zwei Millionen Irakern, die vor dem Krieg nach Syrien und Jordanien flohen, sind nach Aussage des Präses viele Christen. Im Irak, einem der ältesten Verbreitungsgebiete des Christentums, seien sie an Leib und Leben bedroht. „Sie werden nach menschlichem Ermessen wohl nie mehr in ihre Heimat Irak zurückkehren können“, sagte Buß. Dies sei eine der schrecklichen Folgen des ohne Not angezettelten Irakkrieges. Präses Buß ist auch Vorsitzender der Kommission für Migration und Integration der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Das Weihnachtsgeschehen zeige, wie wichtig die „kleinen Leute“ für Gott sind. Ein Stall werde zum Mittelpunkt der Welt: „Nicht im Kaiserpalast in Rom spielt die Musik, sondern auf dem Hirtenfeld in Bethlehem singen die Engel.“ Geld und Steuern, auch dies eine Botschaft der Weihnachtsgeschichte, seien zwar nötig zum Leben, „aber sie dürfen niemals zur Lebensmitte werden“. Nach dem Lukasevangelium beginnt die Geschichte der Geburt Christi mit einer Steuerschätzung des römischen Kaisers Augustus. Deren weit reichende Folgen damals verglich Alfred Buß mit der gegenwärtigen Finanzkrise, die „in alle Ritzen des täglichen Lebens eindringt“ und zum Beispiel eine unübersehbare Zahl von Arbeitsplätzen bedroht. Buß zitierte Siemens-Chef Peter Löscher, der hier von einer „Lehmschicht, die es abzutragen gilt“ gesprochen hat. Es gehe aber um Menschen: „Nun wird geschätzt, ob sie noch gebraucht werden. Eine Schätzung ohne Wertschätzung.“

 

Bischof Martin Hein
Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck

Weihnachtsbotschaft

Weihnachten – die Antwort auf die Sehnsucht nach Heimat in der Welt

„Ehre sei Gott in der Höhe, Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Die Botschaft der Engel aus der Weihnachtsgeschichte des Evangelisten Lukas wird heute in den Gottesdiensten zu hören sein. Es ist die beste Botschaft der Welt: Denn sie verheißt uns Hoffnung – damals wie heute.

Die Kirchen sind zu Weihnachten gut besucht, oft überfüllt. Das hat gute Gründe: Denn die Weihnachtsbotschaft rührt eine tiefe Sehnsucht in uns Menschen an, die so lebendig ist wie vor zweitausend Jahren: Wir suchen nach Heimat, die etwas Größeres und Tieferes bezeichnet als Herkunft oder aktueller Wohnsitz. Die Weihnachtsgeschichte, so spüren wir, gibt auf diese Sehnsucht eine Antwort.

Oft wird die Geburt Jesu als Idylle dargestellt. Doch idyllisch war sie nicht. Folgt man der Weihnachtsgeschichte, so kam Jesus heimatlos, auf der Durchreise in einem Notquartier zur Welt. Ausgerechnet dort zeigte sich Gott! Im übertragenen Sinn heimatlos zu sein – dieses Gefühl befällt in unserer Zeit viele Menschen. Es fällt ihnen schwer, einer immer mehr vernetzten und unübersichtlich werdenden Welt zu folgen. Verlässlichkeiten sucht man scheinbar vergebens. In diesem Jahr kam hierfür ein weiteres Indiz hinzu. Lange wurde uns weisgemacht, die Welt der Wirtschaft und Finanzen funktioniere nach klaren, rationalen und vor allem soliden Maßstäben. Die Finanzkrise und die nicht absehbaren Folgen für die Realwirtschaft haben uns etwas Anderes gelehrt. Für stetiges Wachstum und Wohlstand gibt es keine Garantie. Es bereitet Sorge, dass von den drohenden Entwicklungen vor allem Menschen betroffen sind, die bereits zuvor mit den Anforderungen in der Ausbildung und am Arbeitsplatz überfordert waren.

„Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Das Weihnachtsevangelium ist kein politisches Programm. Doch es kann den Blick dafür schärfen, wie es in unserem Gemeinwesen um den sozialen Frieden und die Teilhabe der Schwachen an unserer Gesellschaft steht. Wer das Kind in der Krippe voller Freude anschaut, dem kann das Wohlergehen von Kindern in Nah und Fern nicht gleichgültig sein!

Die Weihnachtsgeschichte ist ja überraschend nüchtern: Sie berichtet vom Stall zu Bethlehem und vom Jesuskind, aber auch vom Kaiser Augustus und einer Volkszählung zur Steuererhebung. Sie blendet die Zeitgeschichte nicht aus, sondern ist in ihr eingebettet. An Weihnachten 2008 kann das zur Erkenntnis führen: Die globale Vernetzung wird uns weiter begleiten, und eine wirtschaftsfreie Welt wird es nicht geben. Doch sie muss sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst sein: Bereicherung um jeden Preis kann nicht das letzte Ziel unseres Tuns sein; der Raubbau an Gottes guter Schöpfung muss Grenzen finden.

„Ehre sei Gott in der Höhe“. Damit fängt es an: Gott die Ehre zu geben, setzt die entscheidenden Maßstäbe! Bisweilen hat es allerdings den Anschein, als trage gerade der Glaube an Gott nicht zum Frieden, zum Wohlgefallen und Wohlergehen bei. Diesen Einwand muss man ernst nehmen. Entgegen anders lautenden Prophezeiungen ist das Ende der Religion keineswegs eingetreten – im Gegenteil. Darum ist es notwendig, sich mit den Religionen der Welt auseinander zu setzen: Welche Botschaft verkünden sie, und welche Folgen haben ihre Lehren in der Praxis? Wie schrecklich, wenn Gewalt religiös gerechtfertigt und angeblich im Namen Gottes unschuldigen Menschen nach Freiheit und Leben getrachtet wird! Solchem Götzendienst widerspricht der christliche Glaube; er sucht den Dialog und die friedliche Begegnung mit allen Religionen, die von gutem Willen beseelt sind.

 „Ehre sei Gott in der Höhe, Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Gott ist ein Freund des Lebens. Er will keine Opfer. Seine Macht zeigt sich in seiner Ohnmacht, nicht in vordergründigem Glanz und Stärke. Gott kommt in Jesus Christus als Kind zur Welt, schutzlos, auf Hilfe angewiesen. So antwortet er auf unsere Sehnsucht nach Heimat und Beheimatung: durch eine bisher unbekannte Zuwendung und Liebe. Der Himmel öffnet sich, Gott kommt herab in eine zerrissene Welt, damit wir Frieden, Wohlgefallen und ein erfülltes Leben finden. Das ist der tiefe Sinn von Weihnachten – auch im Jahr 2008. 

 

Landesbischof Jürgen Johannesdotter
Evangelisch-lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe

Krippe und Kreuz gehören zusammen

Auf den unlösbaren Zusammenhang von Krippe und Kreuz weist der schaumburg-lippische Landesbischof Jürgen Johannesdotter in einer Weihnachtsbetrachtung hin. Von beiden gehe eine stille und heilende Macht aus, „und dann können wir sagen: Hier ist uns geholfen“, schreibt Johannesdotter an die Gemeinden der Landeskirche.  Die Geburtsgeschichte Jesu gehöre „ins Herz“. Von da her nehme sie ihren Weg nicht nur ins eigene Leben, sondern auch in das Leben anderer Menschen.  Sein Wunsch sei es, dass Weihnachten nicht nur ein oberflächliches  Fest bleibt, sondern ein Fest, „das vielen Menschen  neue Hoffnung, neue Erwartung und neues Vertrauen in die Zukunft schenkt.“ Dies gelte auch denen, „die am Rande der fröhlichen Weihnachtsfeiern ihr Dasein fristen“  und die doch auch Anteil haben sollen an dem Wunder der Weihnacht.

 

Landesbischof Frank Otfried July
Evangelische Landeskirche in Württemberg

Den Menschen eine Heimat geben

Der evangelische württembergische Landesbischof Frank Otfried July feierte am Heiligen Abend einen Gottesdienst mit den Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt Heilbronn. Neben der Verkündigung der frohen Botschaft aus der Weihnachtsgeschichte betonte July in der Predigt die Würde jedes einzelnen Menschen vor Gott: "Jeder Mensch hat seine Würde vor Gott, auch Menschen, die in Schuld und Strafe gefallen sind." Für Gott seien Menschen keine Nummern. Jede Biografie und jeder Lebensentwurf sei für Gott wertvoll. "Eine Gesellschaft, die Regeln und Ordnungen braucht, darf deswegen ihre Gefangenen nicht abschreiben", sagte der Landesbischof. Die Botschaft Jesu gelte auch Menschen in schweren Lebensverhältnissen. Die Justizvollzugsanstalt Heilbronn mit ihrer landwirtschaftlichen Außenstelle Hohrainhof und dem Freigängerheim ist nach eigenen Angaben zuständig für den Vollzug von Freiheitsstrafen von mehr als 6 Monaten bis zu 1 Jahr und drei Monaten und von Freiheitsstrafen von mehr als 1 Jahr und drei Monaten an erwachsenen, männlichen Strafgefangenen.

Landesbischof Frank Otfried July feiert am Mittwoch, 24. Dezember, 9.15 Uhr den Gottesdienst in der Justizvollzugsanstalt Heilbronn und am Donnerstag, 25. Dezember, 10 Uhr einen Abendmahlsgottesdienst in der Stiftskirche, Stuttgart

 

Kirchenpräsident Helge Klassohn
Evangelische Landeskirche Anhalts

Weihnachtswort

„Freut Euch, der Herr ist nahe!“

In seinem Weihnachtswort ruft der scheidende anhaltische Kirchenpräsident Helge Klassohn die Menschen dazu auf, der Kraft der Weihnachtsbotschaft auch im täglichen Leben zu vertrauen: „Gott kommt uns nicht ‚von oben herab’ zu Hilfe, sondern er tritt auf unseren Weg, begegnet uns im Kind in der Krippe und im Mann am Kreuz. Dann richten wir uns auf und merken, welche Möglichkeiten uns damit geschenkt wurden: Wir können barmherzig sein, wir können Frieden stiften, wir können unseren Mitmenschen aufrichtig gegenüber treten. Darum gilt, mit einem Wort des Apostels Paulus: ‚Freut Euch, der Herr ist nahe’!“

Der Freude der Weihnachtsbotschaft entgegen, so Klassohn, stünden „Hass und Brutalität, oder wenn Armut und Ungerechtigkeit sich in unserem Lande breit machen wollen. Die Gleichgültigkeit der Wohlhabenden und die Armut der Armen wächst von Tag zu Tag!“ Es gebe viele Anzeichen für eine Krise, nicht nur der Finanzwelt, sondern des gesamten gesellschaftlichen Lebens. „Wo wird sie uns hinführen und wie kann sie bewältigt werden? Lebt am Ende nur der vernünftig, der alles hinnimmt, sich das Meiste nicht zu Herzen gehen lässt und irgendwie das Beste für sich und seine eigene kleine Welt herausschlägt?“

Er sei sicher, sagt der Kirchenpräsident, dass die meisten Menschen im Herzen nicht so egoistisch dächten, sondern von einer großen Sehnsucht „nach aufrichtiger Freude, ehrlicher Liebe und überwundenem Hass, gerade in dieser Zeit des Weihnachtsfestes 2008 und des Übergangs zum Jahr 2009“ erfüllt seien. Er erinnert in diesem Zusammenhang an die friedlichen Demonstrationen in Ostdeutschland im Jahr 1989. „Diejenigen, die damals zu Hunderttausenden – mit Kerzen als Friedenszeichen in den Händen – für Menschlichkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit eintraten, sie wussten in der Tiefe ihres Herzens, worauf es wirklich ankam, so wie wir es heute im Grunde auch wissen: Gott, der manchmal so fern und fremd erscheint, ist uns nahe gekommen und teilt, wie ein schutzloses Kind, auch die Gefährdungen unseres Schicksals. So fanden wir den Mut zur Wahrheit gegen die Herrschaft von Angst und Lüge und wagten es, öffentlich für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit einzutreten!“

 

Landesbischof Andreas von Maltzahn
Evangelisch-Lutherische Landeskirche Mecklenburgs

Weihnachtswort

Das Weihnachtsfest trifft Menschen in unterschiedlicher Gemütslage: Manchen mag es gehen wie Josef, dem Mann der Maria, der sich freuen sollte über ein Kind, das nicht seines war und das ihm überdies die Geliebte fremd werden ließ. Manche fühlen eher wie Maria. Von Gott überwältigt ist sie ganz gespannt und voller Erwartung. Dabei kann sie gar nicht im Einzelnen begreifen, wie ihr geschieht. Anderen werden die Hirten näher sein: Das harte Leben hat sie aller Illusionen beraubt. So können sie kaum glauben, dass noch irgendetwas ihr Leben heilen könnte. Welche Chance hat da Hoffnung gegen die Angst, von neuem enttäuscht zu werden? Schließlich geht es Menschen wie den Sterndeutern, die vor der Frage stehen: Sollen wir unsere innere Distanz aufgeben? Sollen wir aufhören, Beobachter zu sein, und uns stattdessen auf den Weg machen?

Gerade am Heiligen Abend sind Gott alle willkommen. Wie gläubig oder ungläubig man sich auch fühlen mag, wie innerlich zerrissen oder festlich gestimmt – für jede und jeden kommt Gott zur Welt. In Christus teilt Gott die ganze Erbärmlichkeit und Armut menschlicher Existenz und bestreitet zugleich im Namen der Liebe, dass die Verhältnisse so bleiben müssen, wie sie sind. Die Gottesdienste des Heiligen Abend und der Festtage werden diese Hoffnung stärken.

 

Bischof Axel Noack
Evangelische Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

Weihnachtswort

„Welt ging verloren – Christ ward geboren!“

Der Bischof der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, stellt zu diesem Weihnachtsfest Verlustängste und Abbrüche in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen:

„Welt ging verloren – Christ ward geboren! Diese Zeile aus dem wohl bekanntesten aller deutschen Weihnachtslieder „O, du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“, fasst in nicht zu unterbietender Kürze den Gehalt des Weihnachtsfestes zusammen. Freilich, als das Lied von dem Pfarrer Johannes Falk aus Weimar geschrieben wurde, war die Welt wirklich „verloren gegangen“. Johannes Falk hatte ein Waisenhaus gegründet und darin viele der Kriegswaisen der napoleonischen Kriege gesammelt. Für so viele im alten Europa war damals eine Welt zusammengebrochen und sie sollte ja auch nie wieder so werden, wie sie vor Napoleon gewesen war.

Im Vergleich dazu leben wir in gut gesicherten und stabilen Verhältnissen. Das gilt auch wenn jetzt manche aufgeschreckt sind und, wie es die Kanzlerin schon angedeutet hat, nun fürchten, dass das Jahr 2009 „ein Jahr der schlechten Nachrichten“ werden könnte. Verlust und Abbrüche wird es immer und zu allen Zeiten geben. Heute reichen sie vom Verlust des Vertrauens in die Wirtschaft, besonders in die Bankwirtschaft, und in das Funktionieren der sozialen Sicherheitssysteme über das Zerbrechen von Ehen und Partnerschaften bis zum plötzlichen Verlust der als stabil geglaubten eigenen Gesundheit.

Ängsten und Verlusten können wir nicht mit frommen Sprüchen oder „Kopf-Hoch-Gerede“ begegnen. Was wir zu Weihnachten den Menschen sagen wollen, ist: Stellt den Verlusterfahrungen und –sorgen die Tatsache der Geburt Christi gegenüber. Das hat zu allen Zeiten den Menschen Trost und Kraft zum neuen Aufbruch oder wenigstens zum Widerstand gegeben. Welt ging verloren ...., aber weil wir durch die Weihnachtsbotschaft etwas von Gottes Liebe zu seiner Schöpfung wissen, geben wir nicht auf und verfallen ins Klagen und Jammern.
 
Davon verschwinden die Probleme des Lebens zwar nicht, aber sie erscheinen in einem anderen Licht. Deshalb kann man allen zum diesjährigen Weihnachtsfest nur wünschen, dass für sie die weihnachtliche Feststellung, Christ ist geboren, zu einer hilfreichen, tröstenden und neu ermutigenden Ansage wird. Allen, die diese Botschaft hören, möge es auch geschenkt werden, dass sie das erfahren was in dem Lied weiter folgt: „Freue dich, freue dich Christenheit.“

Wer erfüllt mit solcher weihnachtlichen Freude auf die verschiedenen Verlusterfahrungen seines Lebens blicken kann, wird sich - so meine starke Hoffnung – etwas leichter und gelassener und vor allem mutiger den Herausforderungen stellen, die uns alle betreffen. Weihnachten will, dass wir uns dem Leben in dieser Welt neu zuwenden, weil Gott sich dieser Welt zugewandt hat. Mit dem Wunsch, dass sich auch von denen einige freuen mögen, die sich nicht zur „Christenheit“ rechnen, grüße ich alle zum Weihnachtsfest.“

 

Kirchenpräsident Christian Schad
Evangelische Kirche der Pfalz

„Engel gehören in unsere Gegenwart“
 
Speyer. „Engel gehören in unsere Gegenwart“, sagte Kirchenpräsident Christian Schad in seiner Weihnachtspredigt am ersten Weihnachtstag in der Speyerer Gedächtniskirche. Es sei, so der neue Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche), ein „merkwürdiger Irrtum, die Engel in das Land der Kindheit zu verbannen, ihr Bild für ausgeträumt zu halten“.
 
„Es erscheinen auch uns Engel, gute Mächte, die uns wunderbar bergen: bevollmächtigte Boten. Das sind die Worte des Alten und des Neuen Testaments! Wenn sie aber zu uns treten, diese eindringlichen Worte, wenn sie uns wirklich nahe gehen, dann leuchtet auch die Klarheit Gottes um uns. Dann wird unser Leben kraftvoll zusammengehalten.“
 
Die Worte der Schrift seien „lebhafte und heftige Boten“, betonte Schad in seiner Weihnachtspredigt. „Sie werden vom Heiligen Geist lebendig gemacht, bekommen Blick und Atem. In der Zeit nach Ostern und Pfingsten wurden für die Christen die alten Texte erst lebhaft; da schlossen sie sich auf, da traten sie herzu zu den Menschen und sprachen sie in ihrem eigentlich gemeinten Sinn eindringlich an. Immer noch und immer erneut können sie erscheinen, können sie uns zurufen: ‚Siehe, ich verkündige euch große Freude!’ Sie können hinweisen auf das Kind in der Krippe und dann auch auf den Gekreuzigten, von dem sie sagen: Er lebt – er ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“
 
„Lasst uns die Worte der Heiligen Schrift hören, wie wenn ein Engel zu uns tritt“, forderte Schad die Gemeinde auf. „Dann wird uns die Klarheit des Herrn umleuchten. Dann werden wir zum Loben bereit und tauglich zum Danken. Zur Verwunderung über das Kind in der Krippe und zur Freude über das Fest von Weihnachten.“

 

Kirchenpräsident Peter Steinacker
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

Die Friedenskraft Gottes ist in der Welt
Kirchenpräsident Steinacker kritisiert Rüstungsproduktion

Darmstadt, 23. Dezember 2009. In einem Gottesdienst für die Kirchenverwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Dienstag in Darmstadt hat Kirchenpräsident Dr. Peter Steinacker die Produktion und Verwendung von Rüstungsgütern – insbesondere Made in Germany – kritisiert. Zugleich zeigte er sich optimistisch, dass die Friedensbotschaft des Weihnachtsfestes die Welt zum Guten hin verändert habe und weiterhin verändere. In seiner Predigt betonte er die „Kraft der Heiligen Nacht“. Wörtlich sagte er: „Eine Welt ohne Gott bleibt wie sie ist. Aber Gott ist wieder in der Welt, in Jesus Christus hat er mitten unter den Menschen Wohnung genommen. Das kann uns Mut und Zuversicht geben im Blick auf die schwierigen Zeiten, die vor uns liegen.“

Die Werte des Lebens haben sich verwandelt.
Steinacker führte in seiner Predigt aus: „Etwas ist anders geworden in der Welt, seit Jesus Christus im Stall von Bethlehem geboren wurde. Die Werte des Lebens haben sich verwandelt.“ In Anlehnung an ein Bild des Propheten Sacharja erläuterte Steinacker, dass der Glanz Gottes nicht mehr auf dem bereiten Kriegsbogen und den funktionstüchtigen Streitwagen liege sondern auf dem zerbrochenen Bogen und den unbrauchbaren Streitwagen. Allerdings gebe es nach wie vor viele Rüstungsgüter. Viele davon würden in Deutschland produziert. Und etliches davon käme auch zur Anwendung. Steinacker räumte ein, dass „die Kraft der Heiligen Nacht noch nicht endgültig die „Flügel des Friedens“ gebracht habe. Doch gebe es in der Geschichte bis heute Beispiele für die Friedenskraft Gottes.

Offener Umgang mit AIDS in Afrika/Waffenruhe in der Kaschmir-Region
Als Beispiele nannte Steinacker den Umgang vieler afrikanischer Länder mit AIDS und den Waffenstillstand in Kaschmir. Beim Besuch der Partnerkirche der EKHN in Tansania habe er deutlich gespürt, dass dort mittlerweile viel offener mit der Krankheit umgegangen werde. Aufklärung und bessere ärztliche Betreuung begännen zu wirken und das Leben der Menschen zu verbessern. Als zweites Beispiel nannte Steinacker die Kaschmir-Region, wo die EKHN ebenfalls eine Partnerkirche hat. Bei seinem Besuch vor wenigen Jahren habe er dort noch regelmäßig Maschinengewehrfeuer gehört. Nun nicht mehr. Die dortige kleine evangelische Gemeinde betreibe eine hochgeachtete Schule, die inmitten der politischen Wirren für Kinder aller Religionsgruppen die Idee der Versöhnung und des friedlichen Zusammenlebens vermittele. Darin zeige sich Gottes Wirken, „der Glanz seines Erbarmens und seiner Liebe“.



Bischof Gerhard Ulrich
Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, Sprengel Schleswig und Holstein

„Reichtum dieser Welt kein tragfähiges Band für alle Menschen“

Schleswig. „Weihnachten ist Gottes Geschenk an uns, seine Vision des Friedens und der Liebe: ein echter Renner. Und dieses Geschenk ist mit seiner Speicherkapazität größer als jede DVD.“

Mit diesem Vergleich zu Beginn seiner Predigt hat der Vorsitzende der Kirchenleitung der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, Bischof Gerhard Ulrich, am Abend (24. Dezember) im Schleswiger Dom ein deutliches Zeichen gegen einen in den USA erkennbaren Trend gesetzt. Dort verschicken evangelikale Kirchen vor Weihnachten eine DVD mit spirituellen Anregungen, damit die Familien zu Hause ihre persönliche Erfahrung „rund um den Christbaum“ mit dem DVD–Player suchen.

„Das, was Weihnachten geschieht in Bethlehem im Stall, das kann man nicht ein- oder abschalten wie eine DVD. Weihnachten kommt die Realität Gottes mit der Realität der Welt zusammen“, sagte Ulrich vor vielen hundert Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern. „Himmel und Erde kommen zusammen, berühren sich freundlich. „Heut’ schleußt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis“! Nichts bleibt, wie es ist. So erlebten das die Menschen damals, so klingen unsere Lieder seit Generationen; so inszenieren wir es, wo wir unsere Welt weihnachtlich-himmlisch gestalten, ein Paradies, ein Fest der Gegenimpulse auch gegen alles Gejammer und Verzagen“, so der Bischof weiter.

In diesem Zusammenhang nahm Gerhard Ulrich unter anderem Bezug auf die weltweite Finanzkrise, in der es vielen an Halt und Sicherheit fehle. „Das soziale Netz wird brüchig und immer mehr Menschen haben damit zu tun, ihrem Leben eine Linie zu geben. Solidarität wird zur unbekannten Vokabel“, so Ulrich. Seit Monaten folge eine Krisenmeldung nach der anderen: Finanzkrise, Wirtschaftskrise, Vertrauenskrise. „Abgestürzt und ins Taumeln geraten sind die Werte, die wir angehäuft, an die wir uns geklammert haben.“ Da mit dem Börsenkurs auch ein ganzes Werte- und Lebenssystem abgestürzt sei, zeige sich, dass der gesamte Reichtum dieser Welt doch kein tragfähiges Band für alle Menschen sei. „Hunger und Armut, Ungerechtigkeit und der Kampf um die Schätze der Erde schreien zum Himmel und reißen immer tiefere Gräben zwischen denen, die haben und denen, die nicht haben“, sagte Bischof Ulrich in seiner Predigt.

Aber mit Weihnachten setze Gott seine Lebenslinie neu in diese Welt – unübersehbar, haltbar und verlässlich. „Wer sich von ihm halten lässt, der wird nicht fallen“, so der Bischof. „„Fürchtet euch nicht,“ sagt der Engel, „ich verkündige euch Freude, große Freude für alle!““ Dies sei seine Zusage für jeden und kein beschönigendes „Schwamm drüber“.

Weil die Hirten damals in ihren dunklen Löchern der Seele nicht hocken blieben; weil sie sich von dieser ganz und gar unrealistischen und verqueren Botschaft auf die Beine bringen ließen – darum hätten sie mitten in der Nacht das Licht entdeckt, die Wärme entdeckt, die Liebe entdeckt.

Dies sei genau die Meldung, die wir heute brauchten, die wir ersehnten, sagte Bischof Ulrich. „Freude statt Sorge, keine Angst statt Furcht vor morgen. Euch ist heute der Heiland geboren. Es gibt also noch etwas, das ist mehr, als wir wissen und verstehen können. Es gibt einen, der hat mehr Kraft und Visionen als wir selbst.“ Bischof Ulrich verwies angesichts „all der Abbrüche und Einbrüche“ auf diese Lebens-Fülle.



Landesbischof Friedrich Weber
Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

Neue Sicht des Lebens
Landesbischof Weber erinnert im Braunschweiger Dom an die Weihnachtsbotschaft

Braunschweig. Weihnachten stellt die kritische Frage, wie wir mit der Armut in unserem Land umgehen. Darauf hat Landesbischof Weber in seiner Weihnachtspredigt am Heiligen Abend im Braunschweiger Dom hingewiesen. Es sei bedrückend, dass vor allem viele Kinder von Armut betroffen seien. Weihnachten mache aber Mut, dass nichts so bleiben muss, wie es ist, sagte der Landesbischof: „kein oben und unten, kein arm und reich, kein wichtig und unwichtig“. Denn Gott sei nicht in einem Palast zur Welt gekommen, sondern mitten in der Armut. Ochs und Esel und das Kind in der Futterkrippe seien dafür eindrückliche Bilder. So schaffe Weihnachten eine „neue Sicht des Lebens“.

Der Landesbischof erinnerte in seiner Predigt unter anderem an Franz von Assisi, der alles aufgegeben hatte, um den Armen ein Armer zu werden. Er sei es gewesen, der Ochs und Esel in die christliche Tradition eingeführt habe. In Erinnerung an eine Bibelstelle aus dem Alten Testament: „Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; ...“ (Jesaja 1,3) Durch Ochse und Esel werde in besonderer Weise deutlich, „dass wir in der Krippe Gott selbst finden“. Durch dieses Geschehen seien andere Zeiten angebrochen, so der Landesbischof: „Die Hoffnung hat Gestalt gewonnen, weil die Liebe die Welt verändert.“


Hannover, 23. Dezember 2008

Pressestelle der EKD
Silke Römhild