Berührungspunkte zwischen Theologie und Medizin

Grußwort des Leitenden Bischofs der VELKD bei der Besetzung der Stiftungsprofessur „Spiritual Care“

„Es gibt mittlerweile genügend Berührungspunkte und Überschnei-dungen zwischen Theologie und Medizin, bei denen der Mensch als Einheit von Körper, Geist und Seele wahrgenommen wird.“ Diese Auffassung hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), vertreten. In seinem Grußwort anlässlich der Einrichtung der deutschlandweit ersten Professur für das Fach „Spiritual Care“ am Interdisziplinären Zentrum für Palliativmedizin am Klinikum der Universität München am 21. Dezember sagte Friedrich, er sei „froh, dass dieser Graben aus meiner Sicht heute an vielen Stellen überwunden ist“. „Besonders am Ende des Lebens ist es wichtig, den Menschen als Ganzes wahrzunehmen mit seinen körperlichen und seinen seelischen Bedürfnissen. Im Umgang mit Sterben und Tod ist es unabdingbar das Miteinander von Theologie und Medizin in den Blick zu nehmen“, betonte der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Den Graben zwischen den Disziplinen in genau diesem Bereich zu überwinden halte er für „besonders wichtig“.

Breit und tief, nahezu unüberwindbar schien der Graben zwischen Theologie und Medizin lange Zeit zu sein. Teilweise belächelt und oft als unseriös oder nicht beweisbar abgetan worden seien die theologischen Ansätze im Umgang mit Krankheit und Tod. Mancherorts sei das Miteinander der beiden Disziplinen schlicht von Unkenntnis oder gar Ignoranz geprägt gewesen. Über diesen Graben werde mit der Stiftungsprofessur jetzt eine Brücke geschlagen. Die beiden Professoren, der evangelische Theologe Dr. Traugott Roser und Dr. Eckhard Frick SJ hätten die Aufgabe, als Brückenbauer, angehenden Ärztinnen und Ärzten einen Zugang zu theologischen Fragestellungen am Ende des Lebens, beim Sterben eines Menschen zu vermitteln. Beide hätten eine „herausgehobene Aufgabe: Menschen zu befähigen und sensibel zu machen für die seelischen Bedürfnisse Sterbender“.

„Spiritual Care“ – „Sorge um die Seele“ finde er als Begriff „sehr passend, drückt er doch die Nähe zur Seelsorge aus und ist zugleich davon deutlich unterschieden“. Denn Ärztinnen und Ärzte sollten ja nicht in erster Linie Seelsorger sein, sondern lediglich kompetent mit den seelischen Bedürfnissen ihrer Patientinnen und Patienten umgehen können.

„Ich erhoffe mir, dass ,Spiritual Care‘ kein zeitlich und regional begrenztes Phänomen bleibt, sondern von München ausgehend möglichst alle medizinischen Fakultäten in unserem Land erreichen wird“, sagte Friedrich. Je besser das Miteinander der Disziplinen hier in München gestaltet werde, desto eher werde die Chance dieser Verbindung auch an anderen Fakultäten wahrgenommen.

Hannover, 21. Dezember 2010

Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD