„Kathedrale protestantischer Selbstverpflichtung“

Huber predigt zum 100. Jubiläum der Einweihung des Berliner Doms

Der Berliner Dom und seine 100-jährige Geschichte verpflichte, die Botschaft von Gottes Liebe und das Gebot der Liebe zum Nächsten nicht nur in Kirchenmauern hören zu lassen, sondern ebenso auf den Straßen und Plätzen, in den engen Wohnungen der Arbeitslosen wie in den Häusern derer, die über mögliche Gewinnsteigerungen spekulieren. Dies erklärte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber in seiner Predigt im Festgottesdienst zum 100-jährigen Jubiläum der Einweihung des Berliner Doms. Der Berliner Bischof weist in seiner Predigt auf die Spannung zwischen der Predigt zur Einweihung des Doms vor 100 Jahren und der Predigt zur Neueinweihung vor zwölf Jahren hin. Grundüberzeugung bleibe: „Denen ist das Evangelium nahe, die in unserem Land um Arbeit und Brot fürchten. Die Stimme derer muss hier laut werden, die heute im Sudan zu Hunderttausenden vor einem mörderischen Bürgerkrieg auf der Flucht sind.“

Bischof Wolfgang Huber weiß: um der Wahrheit will der Dom, „diese Kathedrale des protestantischen Selbstbewusstseins, in Wahrheit eine Kathedrale protestantischer Selbstverpflichtung“ sein. Das Wort Gottes werde im Dom laut und befreie so von Kleinglauben und Eigensucht. Aber es bleibe nicht eingesperrt in den dicken Mauern des Domes. Der Dom stehe als besonderer Ort bereit für die Begegnung mit Gott und seinem Wort. Dieser Dom biete Raum für die Innenseite des Lebens. Huber macht deutlich: „Das Lob Gottes und der Trost der Menschen, die Ehre Gottes und die Würdigung des Menschen geschehen hier aus der Mitte des Wortes Gottes heraus. Vor der Barmherzigkeit Gottes darf der Mensch erscheinen – in seiner Größe und mit seinen Grenzen, in seinem Glanz wie in seinem Elend. In der Begegnung mit Gott werden wir befreit zur Wahrhaftigkeit und freigesprochen von moralischer Selbstüberhöhung wie vom quälenden Vorwurf an uns selbst.“ Gott betrachte die Menschen nicht im Blick auf deren politische oder wirtschaftliche Nützlichkeit; sondern sie sind als Kinder Gottes mit einer unantastbaren Würde ausgestattet.

Hannover / Berlin, 27. Februar 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Die Predigt im Wortlaut