Im Anfang war der Klang

Festival für Jazz und Kirche auf dem 21. Liturgiewissenschaftlichen Fachgespräch eröffnet

„Gottesdienst ist Musik, ist Klang. Und wenn im Anfang das Wort war, dann war im Anfang auch der Klang des Wortes.“ Mit der Beschreibung des Gottesdienstes als Klangphänomen eröffnete Professor Alexander Deeg, Leiter des Liturgiewissenschaftlichen Instituts der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), am 2. März das 21. Liturgiewissenschaftliche Fachgespräch in Leipzig. „Improvisation und die Klangfarben des Evangelischen Gottesdienstes“ ist das Thema der Tagung, an der rund 90 Gäste aus dem In- und Ausland sowie zahlreiche Jazzschaffende teilnehmen. Als Suche nach dem „anderen Klang“ mitten in den Klängen dieser Welt könne man den Gottesdienst beschreiben, so Deeg, der die Gespräche auf der Tagung auch als einen Beitrag zur Diskussion um die Entwicklung einer neuen Gottesdienstordnung für die Evangelische Kirche versteht. 

Christian Lehnert, der wissenschaftliche Geschäftsführer des Instituts, ging in seinem Eröffnungsvotum dem Verhältnis von Improvisation und Festlegung in Gottesdienst und Jazz nach. Feste Formen gewährten ein Mindestmaß an Qualität und Wiedererkennbarkeit, engten aber auch ein. Liturgische Stücke seien aber nicht statisch, sondern „summten“ von jahrhundertelangem gelebten Glauben. So sei „Liturgie nicht zu trennen von der Kunst, im rechten Augenblick der eigenen Kreativität zu folgen“.

Was Liturgie vom Jazz lernen könne? Lange üben, um im richtigen Moment zu improvisieren, sagte auch Jazzmusiker und Komponist Uwe Steinmetz. Und den Blick für das Zusammenspiel: „Improvisation führt in die Gemeinschaft mit anderen.“ Steinmetz, der auf der Projektstelle „Liturgical Jazz“ maßgeblich für die Organisation des Fachgesprächs verantwortlich ist, nannte die Suche nach „Stimmigkeit der Proportionen von gesungenen und gesprochenen Ereignissen im Gottesdienst“ eine der zentralen Aufgaben liturgischer Gestaltung.

Auf dem 21. Liturgiewissenschaftlichen Fachgespräch wechseln sich noch bis Sonntag Fachvorträge, unter anderem vom Hans Martin Gutmann (Hamburg), Gotthard Fermor (Bonn), Jeremy Begbie (Duke, Cambridge) und Carol Harrison (Oxford), mit Workshops, Podiumsdiskussionen und Werkeinführungen ab.

Im Rahmen des Fachgesprächs findet zugleich das Blue-Church-Festival „Jazz und Kirche“ statt. Zu hören sind unter anderem drei Uraufführungen: „Wagnis“, eine Choralsuite zum Reformationsjubiläum; „Eternal, Victorious, Light, A Jazz Passion and Resurrection“, die Passion Jesu erzählt in den Klangfarben des Jazz; sowie „Mass“ des norwegischen Jazzpianisten Tord Gustavsen.

Hinweis: Das Programm, den Flyer zur Tagung sowie Hörproben finden Sie unter www.velkd.de und www.velkd-liturgie.de.

Hannover, 3. März 2017

Henrike Müller
Pressesprecherin