Zeitgemäße Seelsorge und barmherzige Regelungen

Catholica-Beauftragter der VELKD würdigt päpstliches Schreiben „Die Freude der Liebe“

In einer ausführlichen Stellungnahme hat der Catholica-Beauftragte der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Karl-Hinrich Manzke (Bückeburg), das nachsynodale Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, „Amoris Laetitia – Die Freude der Liebe“ als ein „in Ton und Haltung bemerkenswertes und erstaunliches“ Dokument gewürdigt.

Das Schreiben, auf dessen angekündigte Veröffentlichung „die römisch-katholische Welt und die Ökumene“ vor dem Hintergrund der intensiven Beschäftigung mit dem Themenkomplex „Ehe, Familie und Sexualität“ mit „großer Spannung“ gewartet haben, enthalte „großes Potential“ – nicht nur, was das ökumenische Gespräch und Miteinander betreffe, sondern insbesondere auch „ für die Vertiefung des Gespräches zwischen den Kirchen über die gemeinsame Urteilsbildung in brennenden ethischen Fragen“, stellt Bischof Manzke fest.

„Papst Franziskus wirbt für Barmherzigkeit im Umgang mit denen, die hinter dem Anspruch eines schriftgemäßen Ehe- und Familienlebens zurückbleiben oder daran scheitern – und er plädiert zugleich dafür, dass die Kirche in Seelsorge und Lehre die Gewissensbildung der Gläubigen stärker als bisher achtet, fördert und einbezieht“, so der Catholica-Beauftragte. Zwar blieben die römisch-katholische Lehre und die Einheit von Lehre und Praxis nach wie vor in Kraft. Jedoch sei es bemerkenswert, dass Papst Franziskus erneut darauf hinweist, dass „nicht alle doktrinellen, moralischen oder pastoralen Diskussionen durch ein lehramtliches Eingreifen entschieden werden müssen“.

„In ihrer Betonung, dass kirchliche Lehre und pastorales Handeln die Gewissensbildung des einzelnen Gläubigen stärker würdigen und achten sollten, und durch die Aufforderung, die Möglichkeiten pastoralen Handelns vor Ort im Rahmen der Lehre viel stärker zu nutzen“, enthalte die Schrift des Papstes eine Fülle von Anregungen und Fingerzeigen für zukünftige Entwicklungen, hebt Bischof Manzke hervor.

Allerdings sei bedauerlich ist, dass Franziskus‘ Botschaft „frühere Aussagen zu einem erneuerten Verhältnis von zentraler und dezentraler Verantwortung in der römischen Kirche nicht weiter entfaltet. Hier könnten sich ebenfalls fruchtbare ökumenische Perspektiven ergeben.“

Hannover, 9. April 2016

Gundolf Holfert
stellv. Pressesprecher