Kock: Keine Kreuzzüge in Christus Namen

Ratsvorsitzender predigt in Washington

In seiner Predigt vor der deutschen Gemeinde in Washington am Samstag, den 8. März, warnt der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, vor den Verführungen weltlicher Macht. Christus habe der Versuchung widerstanden, "Kreuzzüge waren niemals seine Sache".

Das Matthäusevangelium, Kapitel 4, 1-11, erzählt, wie Jesus in der Wüste dem Teufel begegnet. "Die Geschichte riecht nach Schwefel und Mittelalter", so Kock. Auf den ersten Blick scheine sie nichts mit unserer Zeit zu tun zu haben. Aber hinter den Versuchungen stünden grundlegende Motivationen menschlichen Handelns: die Sehnsucht nach Sicherheit, Ehrgeiz und Machtstreben.

Die Herausforderung des Teufels, Jesus solle Steine in Brot verwandeln, ziele auf das Bedürfnis nach materieller Sicherheit. Natürlich seien Menschen um äußere Sicherheit bemüht, sagt Kock. Dieses Bemühen "gibt bei Wahlen den Ausschlag, führt zu Kriegsvorbereitungen und formt das Leben von Individuen". Der Preis hierfür sei jedoch häufig innere Leere und geistlicher Tod.

"Wie kann Gott das zulassen?" werde von Menschen in verzweifelter Situation gefragt. Warum reagiert er nicht auf unser Gebet? Gott ließe sich nicht für menschliche Wünsche instrumentalisieren, so der Ratsvorsitzende weiter. Der Teufel will Christus verleiten, vom Tempel zu springen und damit Gott zum Eingreifen zu bewegen. "Gott lässt sich nicht zwingen", sagt Kock. Er erspare uns nicht das Leid. Vertrauensvoller Glauben "erwartet Gottes Hand auch in der tiefsten Finsternis."

Zuletzt verspricht der Teufel Jesus die Herrschaft über die Welt. Aber Jesus widersteht der Versuchung der Macht. Das Streben nach Einfluss könne in guter Absicht geschehen, erklärt der Präses. Wenn Menschen überzeugt seien: "Wir wollen der Sache Gottes helfen." Aber jede Machtausübung aus religiösen Gründen, so vernünftig sie auch klingen mögen, führe zu Katastrophen.

Wir können uns entscheiden, so Kock: Entweder dem Versucher zu folgen, der uns verspreche, uns zu kleinen Göttern zu machen. Oder Jesus zu folgen auf einem "unbestechlichen, demütigen, schmalen Pfad".

Hannover, den 7. März 2003
Pressestelle der EKD
Silke Fauzi