Sünde ist kein Randthema

Leitender Bischof der VELKD: Respekt vor Menschen, die Schuld eingestehen

Vor einer Verharmlosung, Verniedlichung und Bagatellisierung der Sünde hat der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Dr. Johannes Friedrich (München), gewarnt. „Sünde und Schuld sind keine Randthemen des Lebens“, sagte Friedrich in seiner Predigt in der Christuskirche in Tutzing. Es habe keinen Sinn, Schuld und Sünde aus dem Wortschatz zu verbannen und umzudeuten. Dies lasse das Problem eher größer werden. In Tutzing findet bis zum 2. März die Klausurtagung der Bischofskonferenz der VELKD statt. Sie steht unter dem Thema „Gegenwärtige Herausforderungen und Möglichkeiten christlicher Rede von der Sünde“. Den leitenden Geistlichen sei bewusst, „dass wir auch als Kirche sehr genau darauf schauen müssen, wie wir den Menschen das Thema Sünde und Schuld vermitteln, sprachlich wie inhaltlich, damit es nicht als ein Nebenschauplatz oder ein nachrangiger, nicht ernst zu nehmender Teil des Lebens angesehen wird“. Es stimme ihn „sehr nachdenklich, wenn Verantwortungsträger in der Öffentlichkeit die ,volle Verantwortung‘ für ihr Tun und Handeln übernehmen, jedoch in der Konsequenz nichts verändern und genau so weiter machen, wie zuvor.“ Da keime der Verdacht auf, dass alles Reden nur Lippenbekenntnis und nicht ernst gemeint gewesen sei. Der Leitende Bischof wörtlich: „Dagegen habe ich höchsten Respekt vor Menschen, die ihre Schuld offen eingestehen, wie letzte Woche Margot Käßmann, die nicht versuchen, ihren Fehler unter den Teppich zu kehren, sich herausreden oder andere Menschen oder die Umstände für das eigene Vergehen verantwortlich machen. Nur wer offen und auch offensiv mit den eigenen Fehlern umgeht, wer einsieht, was er verkehrt gemacht hat, kann auch Versöhnung, wahren Frieden mit sich selbst, mit den Menschen und mit Gott erfahren. Fehler unterlaufen uns allen, jeden Tag, mal schwerwiegende, mal weniger tragische, doch entscheidend ist, wie wir mit dieser unserer Schuld umgehen.“

Schuld einzugestehen befreie, so sagte der Leitende Bischof weiter. Bekenntnis von Schuld schaffe die Voraussetzungen für einen Neuanfang, zwischen einzelnen Menschen, zwischen Nationen, zwischen verfeindeten Parteien. Ein offenes Bekenntnis der eigenen Schuld und die Bitte um gegenseitige Verzeihung, verändere Menschen und ermögliche ein ehrliches und offenes Miteinander. Dies sei die Grundvoraussetzung für gegenseitige Versöhnung. Ohne Offenheit und gegenseitige Versöhnung könne es keinen Frieden in der Welt geben. „Diese Versöhnung und Vergebung können wir nicht selbst herstellen. Sie wird uns geschenkt, von Gott durch Jesus Christus. Versöhnung kann es nur geben, wenn zuvor reiner Tisch gemacht wurde, denn diese Versöhnung ist keine billige und damit beliebige Gnade.“

Hannover, 28. Februar 2010

Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD