ITB-Kirchenforum fordert verbesserte Arbeits- und Lohnbedingungen im Tourismus

Gerechtere Bedingungen für Arbeitnehmer in der Tourismusbranche haben Experten auf dem Kirchenforum der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin gefordert. Sozialethiker Prof. Dr. Christian Spieß vom Berliner Institut für christliche Ethik und Politik setzte sich für eine Kennzeichnungspflicht von Angeboten im Touristikbereich ein, um „für größtmögliche Transparenz“ zu sorgen. Inhalt der Kennzeichnung könnten laut Spieß die Lohnhöhe (z.B. tarifgerechte Bezahlung), der Ausschluss von extremer Gesundheitsgefährdung und das Vorhandensein einer Sozialversicherung sein. Maßgeblich dabei solle der Ethik-Kodex für den Tourismus der Welttourismusorganisation sein. „Ein solches Konzept der Kennzeichnungspflicht rechnet mit einem bewussten Endverbraucher, ohne ihn in seiner Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Es nimmt die Unternehmen in die Pflicht und bietet ihnen zugleich eine attraktive Marketingmöglichkeit“, so Spieß.

Heinz Fuchs, Leiter der Fachstelle TOURISM WATCH des Evangelischen Entwicklungsdienstes e.V. in Bonn, sagte: „Der globale Wettbewerb zwischen vergleichbaren touristischen Zielgebieten wird vor allem durch Druck auf die Arbeitskräfte, billiger und mehr zu arbeiten, aufgefangen. Dabei liegt fast überall das reguläre Einkommen der im Tourismus Beschäftigten deutlich unter dem Durchschnittsverdienst. Insgesamt sind die Menschen im Tourismus mehr als in anderen Wirtschaftsbereichen Stress und dem Risiko von Gewalt ausgesetzt.“ Auch Andreas Müseler, Beauftragter für Umwelt und Nachhaltigkeit der REWE GROUP Touristik, setzte sich für faire Arbeitsbedingungen im Tourismus ein: „Dass der Tourismus große Anforderungen ans Personal stellt und den Mitarbeitern eine hohe Leistungsbereitschaft abverlangt ist unbestritten. Dennoch sollten die Arbeitsbedingungen den Mitarbeitern gegenüber fair gestaltet sein. Dies sollte im Interesse aller touristischen Akteure sein.“ Ebenso betonte Robert Maggale, Bundesfachgruppensekretär Tourismus in der vida Gewerkschaft aus Wien: „Qualität hat ihren Preis, der Preiskampf darf nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer im Tourismus ausgetragen werden.“

Das Kirchenforum wird seit 1978 gemeinsam von der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Freizeit und Tourismus (KAFT), die dem Katholischen Auslandssekretariat angeschlossen ist, und dem Netzwerk „Kirche in Freizeit und Tourismus“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veranstaltet. Es ermöglicht die Begegnung zwischen kommerziellen und nichtkommerziellen Kräften im Tourismus, fördert Fachgespräche und trägt zur Vermittlung von wirtschaftlichen, kulturellen und kirchlichen Anliegen im Tourismus bei.

Hannover/Berlin, 11. März 2011

Pressestelle der EKD
Silke Römhild