"Recht und Ethik der modernen Medizin"

Kock würdigt Bericht der Enquete-Kommission

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Manfred Kock, hat den Bericht der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin" als eine solide Information über den Sachstand, eine faire Darstellung der unterschiedlichen Argumente und darum eine hervorragende Hilfe für die ethische Urteilsbildung gewürdigt. Der Bericht war gestern dem Bundestagspräsidenten übergeben worden. Die gründliche Arbeit der Kommission, die sich in dem mehr als 500 Seiten umfassenden Dokument niederschlage, verdiene hohen Respekt, betonte Kock. Sie trage viel dazu bei, dass die teilweise schwierigen Probleme der modernen Medizin nicht allein eine Sache der Fachleute bleiben, sondern im Sinne einer demokratischen Willensbildung in der Öffentlichkeit erörtert werden können. Für eine eingehende sachliche Würdigung des umfangreichen Dokuments sei es - so Kock - jetzt noch viel zu früh. Der Debatte über die strittigen Probleme der modernen Medizin werde es gut tun, wenn das Dokument viele Leserinnen und Leser findet und von ihnen einem sorgfältigen Studium unterzogen wird.

Kock begrüßte indes das Mehrheitsvotum der Enquete-Kommission zur Frage einer Anwendung der PID in Deutschland. Dieses bereits Ende Februar bekannt gewordene Votum geht davon aus, dass die PID "mit der in der Menschenwürde begründeten Schutzwürdigkeit des menschlichen Embryos nicht zu vereinbaren" ist. Deshalb habe der Staat die Pflicht, "bereits die Erzeugung menschlicher Embryonen in vitro zu verhindern, wenn dies unter dem Vorbehalt geschieht, sie gegebenenfalls nicht für die Herbeiführung einer Schwangerschaft zu verwenden." "Diese Überzeugung deckt sich mit der des Rates der EKD", unterstrich Kock. Dem Ergebnis nach sei die PID eine ins Labor verlegte Schwangerschaft auf Probe, die die Vernichtung von Embryonen in Kauf nehme.

Der Ratsvorsitzende machte deutlich, dass der Wunsch von Paaren, die sich von dieser Methode die Geburt eines gesunden Kindes versprechen, sehr ernst zu nehmen sei. "Aber der Preis, der mit der Zulassung der PID gezahlt wird, ist zu hoch." Wie die große Mehrheit der Enquete-Kommission halte es auch der Rat der EKD für wenig aussichtsreich, die Anwendung der PID in Deutschland dauerhaft auf einige wenige Fälle beschränken zu können. Die Entwicklung in zahlreichen Nachbarländern habe gezeigt, dass eine solche Begrenzung kaum aufrecht zu erhalten sei.

Hannover, 15. Mai 2002
Pressestelle der EKD