„Das Werk von Hermann Ehlers konsequent weitergeführt“

Nikolaus Schneider und Bernhard Felmberg würdigen „60 Jahre EAK“

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider hat den Evangelischen Arbeitskreis der CDU/CSU (EAK) zu dessen 60-jährigen Jubiläum gewürdigt.

Bei der Festveranstaltung des Arbeitskreises in Siegen (Nordrhein-Westfalen) erinnerte Schneider am heutigen Sonnabend an Hermann Ehlers, der den EAK im Jahre 1952 gegründet hatte. Ehlers Anliegen sei es gewesen „protestantische Bürgerinnen und Bürgern der jungen Bundesrepublik für die Politik der CDU zu interessieren“. Zudem habe Ehlers Menschen dafür gewinnen wollen, politische Verantwortung wahrzunehmen, die in den Kirchen der Reformation verankert sind.

Ehlers sei bewusst gewesen, dass die „Stabilität demokratischer Strukturen“ maßgeblich von dem Vertrauen abhänge, dass Menschen in ihre politischen Vertreter und Vertreterinnen setzten. Mit der Öffnung des Parlaments für Besucher und Besucherinnen und mit dem Beginn der Übertragung parlamentarischer Debatten im Rundfunk sei es Ehlers gelungen, politische Prozesse „transparenter, nachvollziehbarer und damit glaubwürdiger zu machen.

Der Evangelische Arbeitskreis der CDU/CSU, so Schneider weiter, habe die Ziele seines Gründers „konsequent weitergeführt“. Heute sei der Sachverhalt, wie viele Mitglieder der Unionsparteien in welchen Positionen katholisch oder evangelisch seien, „in der öffentlichen und vermutlich auch in der innerparteilichen Wahrnehmung“ in den Hintergrund gerückt, und der überkonfessionelle Charakter der Unionsparteien sei so „sinnvoll wie unbestritten“. Diese Selbstverständlichkeiten etabliert zu haben sei eines der Verdienste des EAK.

Der EAK stehe für die wichtige „evangelische Profilkante“ der CDU/CSU. Das heißt nicht weniger, als dass seine Mitglieder sich der täglichen Aufgabe stellten, die „Botschaft des Evangeliums“ aus protestantischer Perspektive auf die aktuellen Herausforderungen in unserer Gesellschaft zu beziehen. Schneider betonte, dass dies nicht immer einfach sei und erwähnte die Diskussionen um Stammzellforschung, Präimplantationsdiagnostik oder die Patientenverfügung. Der EAK habe sich der Verantwortung gestellt, für diese „komplexen Fragen unserer Zeit“ tragfähige Antworten zu formulieren.
Die differenzierten Stellungnahmen des EAK, so der Ratsvorsitzende, gewönnen ihre Überzeugungskraft aus ihrem Bezug auf das Menschenbild der Bibel, in der der Mensch als „Geschöpf“ Gottes und zugleich als sein „Ebenbild“ verstanden werde. Aus diesem Verständnis ergebe sich die Vorstellung, dass dem Menschen eine unverfügbare Würde von Gott beigelegt wurde, die er weder verdienen noch verwirken könne. Zudem habe sich der EAK stets für den Schutz des Sonntages eingesetzt. Dieser Einsatz sei von der Erkenntnis gespeist, dass die „heilsame Unterbrechung der Arbeit“ zu den „wichtigsten Beiträgen jüdischen und christlichen Denkens für das Wohlergehen des Menschen und für ein gelingendes Zusammenleben“ gehöre.

Mit der Zunahme von Zahl und Gewicht der heutigen Herausforderungen, so der Ratsvorsitzende abschließend, werde auch die Bedeutung des Wirkens des EAK weiter wachsen. Schneider: „Für Christinnen und Christen ist die Zukunft von der Erwartung des Reiches Gottes geprägt, in dem Frieden und Gerechtigkeit wohnen werden. Das ist nicht nur eine Zukunftsvision, sondern eine politische Dienstanweisung für heute. Danke, dass Sie sich auch dieser Dienstanweisung stellen.“

Zuvor hatte der Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, Prälat Bernhard Felmberg, im Gottesdienst, mit dem der Festakt des Arbeitskreises in Siegen eröffnet wurde, die „christliche Hoffnung“ in den Mittelpunkt seiner Predigt gestellt. Im Gegensatz zu den vielen falschen Hoffnungen, und „bunten Versprechungen“, die unsere säkulare Lebenswelt bestimmten, sei im Ersten Petrusbrief von einer Hoffnung die Rede, „die wirklich Erlösung“ bringen könne.

„Es geht um die gnadenvolle Zuwendung Gottes zu uns Menschen“, betonte Felmberg und verwies auf das „wundervolle Geheimnis“, durch das Christus mit seinem Tod unsere Sünde und Gottferne auf sich genommen und überwunden habe. Seine Gnade als das Geschenk Gottes an die Menschen zeige, so Felmberg, „die Letztinstanzlichkeit Gottes, die uns Raum eröffnet für Mitmenschlichkeit, Mitleid und Barmherzigkeit“. Jesus weise durch sein Leben und Sterben auf die Notwendigkeit der Gestaltung der Welt hin. Felmberg: „Deshalb sollen wir in der Lage sein, verantwortlich zu reden und zu handeln.“
Der EKD-Bevollmächtigte unterstrich, dass die Botschaft Gottes, auf die sich die Hoffnung der Christen richte, oft eine unbequeme sei, die sich gerade nicht im Zeitgeist vollziehe, sondern auf eine gerechte Gesellschaft abziele. „Die Hoffnung auf Gott bringt uns Christen dazu, den Mund aufzumachen und nicht zu schweigen.“ Diese Hoffnung sei es, die bewirke, dass sich Menschen aus christlicher Verantwortung engagierten. Genau dazu, so Felmberg, rufe der Erste Petrusbrief auf: „Übt euch darin, in Wort und Tat Zeugnis abzulegen von dem, was euch trägt.“

Hannover, 17. März 2012
Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick