Ereignisse in Japan fordern Ausstieg aus Atomtechnik

Bischof Gerhard Ulrich predigte im Dom zu Ratzeburg

Die Ereignisse in Japan haben das Vertrauen in die Technik, in die verantwortlichen Politiker sowie in Gott erschüttert. Darauf hat der Stellvertreter des Leitenden Bischofs der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Bischof Gerhard Ulrich (Schleswig/Lübeck), hingewiesen. In seiner Predigt im Dom zu Ratzeburg sagte er, nichts, worauf Verlass schien, sei noch verlässlich. „Wenn ich höre die Hiobsbotschaften aus Japan und wenn ich sehe die Bilder von der Trümmerwüste, die der Tsunami hinterlassen hat, dann verschlägt es mir tatsächlich die Sprache. Weil: Natürlich werden die Lebensängste hier geweckt angesichts der bedrohlichen Technik um uns herum. Und diese Ängste werden laut und müssen sich verdichten in Forderungen nach Umkehr und Ausstieg – nicht nur in Mahnung.“

Seit Tagen tobe die Apokalypse in Japan. Bilder beherrschten unsere Köpfe und Sinne, nisteten sich ein und lösten Angst und Schrecken aus. Bischof Ulrich wörtlich: „Atommeiler bersten, Kettenreaktionen sind nicht beherrschbar. Was wir verharmlosend ,Restrisiko‘ zu nennen pflegten, ist Realität geworden. Alle diese Katastrophen zusammen führen uns vor Augen die Zerbrechlichkeit der Schöpfung, des Lebens. Und die Grenzen unserer Macht. Und die Hilflosigkeit. Die Unverfügbarkeit allen Lebens bedeutet auch: es gibt keine Sicherheit – auch nicht hoch technologisch, erst recht nicht so.“

Der „Geist der Liebe“ stelle die Menschen an die Seite derer, die alles verloren hätten. Gefordert sei jetzt „eine Geschwisterschaft der Solidarität über alle Grenzen hinweg der Kontinente und Kulturen und Religionen“. Dieser Geist stelle uns an die Seite derer, die aufstehen gegen die Gewalten ihrer Herrscher und eintreten für Freiheit und Recht. „Und er treibt uns an die Seite derer, die anfangen aufzuhören, auf Techniken zu setzen, deren Rest-risiken ganze Teile dieser Erde unbewohnbar machen können.“ Dieser Geist der Liebe lasse die Menschen nicht verstummen, sondern mache sie sprachfähig, an Gott zu glauben – „die einzige Macht über Leben und Tod“.

Hannover, 20. März 2011
Udo Hahn
Pressesprecher der VELKD