Karfreitagspredigten der Leitenden Geistlichen in der EKD

Soweit in der Pressestelle der EKD eingegangenen

Kirchenpräsident Peter Steinacker
Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
Rundfunkgottesdienst, 18. April 2003, 10 Uhr, Hessischer Rundfunk

"Der Gang Jesu in die Tiefe der Schmach ist in Wahrheit der Weg Gottes und führt ihn in die Höhe der Herrschaft über eine durch ihn veränderte Welt", so Kirchenpräsident Peter Steinacker über Jesu Kreuzestod. Nicht Niederlage, sondern Sieg sei das Kreuz. Der Weg zum Kreuz sei von Jesus gewollt. Gott habe die Welt verändert, indem er im Kreuz Jesu nicht Tod, sondern in Wahrheit neues Leben möglich gemacht habe.

Dennoch dürften wir uns im Blick auf das Kreuz nicht einfach darüber beruhigen, "dass unsere Welt eine Welt der Kriege, der Verelendung und Unterwerfung, der Ausnutzung von Menschen, Tieren und Pflanzen sein soll." Die im Kreuz ereignete Gottesnähe verpflichte uns dazu, gegen Mord und Terror, Unfreiheit, Verelendung und Gewalt vorzugehen. "Im Kreuz geht Jesus für Gott und die Welt den Weg ins Leben. Im Karfreitag schon gründet das österliche Lachen über den Tod."

Kirchenpräsident Eberhard Cherdron
Evangelische Kirche der Pfalz
Karfreitags-Interview

Der christliche Glaube blende menschliches Elend nicht aus, erklärte Kirchenpräsident Eberhard Cherdron in einem Karfreitags-Interview, das an die Presse ging. Der Karfreitag zeige, was Menschen Menschen antun würden. Die Osterbotschaft laute: Gott hat den Tod besiegt. "Das sinnlose Töten zu beenden, das mit jedem Krieg einhergeht, bleibt Aufgabe der Menschen", so Cherdron mit Blick auf die kriegerischen Auseinandersetzungen im Irak.
Im Hinblick auf die mangelnde Spendenbereitschaft für die Opfer des Irak-Krieges sagte Cherdron: "Der Nächste muss für uns immer der sein, der unsere Hilfe braucht - ganz gleich, welchen Glauben er hat." Jesus habe gelehrt, Mitleid mit fremdem Elend zu haben, ohne nach der politischen Überzeugung und nach der Religion zu fragen, und ohne darauf zu schauen: Ist das Elend selbstverschuldet oder nicht?"

Auf die Frage, ob der Sieg der Alliierten im Irak den Befürwortern des Krieges nicht Recht geben würde, erwiderte der Kirchenpräsident, dass der Krieg ein "Rückfall in die Unmenschlichkeit" sei. Ein schuldloses Blutvergießen gäbe es nicht. In dieser Welt werde es niemals den vollkommenen Frieden geben. "Im Glauben an Jesus Christus hoffen wir aber, dass nicht nur der Tod, sondern auch einmal das Töten überwunden wird."

Landesbischof Gerhard Maier
Evangelische Landeskirche in Württemberg
Gottesdienst am 18. April 2003, 9.45 Uhr,
Kirche der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal

„Die eigentlichen Entscheidungen der Menschheitsgeschichte fallen nicht in der Politik. Sie fallen vielmehr dort, wo es um das Verhältnis des Menschen zu Gott geht“, sagte Landesbischof Gerhard Maier in seiner Predigt am Karfreitag in der Korntaler Brüdergemeinde. Er erinnerte an die zentrale Bedeutung von Karfreitag für die Christenheit: Jesus Christus habe an jenem Todestag einen „Neuen Bund“ begründet, in dem er den Willen Gottes getan und so Erlösung für die Menschen bewirkte habe.

„Die berühmten Worte ‚Es ist vollbracht’ bedeuten das Stiftungsdatum des Neuen Bundes und den Beginn einer neuen Zeit. Erst mit seiner Hingabe am Kreuz war sein Auftrag abgeschlossen und seine Botschaft perfekt“, so der Bischof. Seither könnten sich Menschen darauf verlassen, dass sie von Gott angenommen seien. „Was das Kreuz bedeutet, erschließt sich nicht durch menschliche Logik, sondern durch die Dankbarkeit für das Geheimnis der Liebe Gottes zu uns“, so Maier weiter.

Hannover, 16. April 2003
Pressestelle der EKD
Zusammenstellung: Anita Hartmann