EKD-Auszeichnung für vorbildliche Beschäftigungspolitik

Ratsvorsitzender überreicht in Berlin ARBEIT PLUS-Gütesiegel

Sieben Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen und Regionen Deutschlands erhalten am morgigen Donnerstag, dem 19. April,  das ARBEIT PLUS-Siegel 2011/2012, das ihnen vom Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, überreicht wird. Die Verleihung findet ab 13 Uhr im Haus der EKD, Charlottenstraße 53/54, 10117 Berlin, statt.

Erstmals haben sich dem aufwändigen Zertifizierungsverfahren gestellt: die Mörk Bau GmbH & Co. KG, Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH und die Evangelische Stiftung Hephata. Vier weitere Unternehmen sind bereits in der Vergangenheit – zum Teil mehrfach – von der Evangelischen Kirche in Deutschland für ihre vorbildliche Personalpolitik ausgezeichnet worden und freuen sich über die erneute positive Bewertung. Das sind BERA PERSONALdienstleistungen, die DEVK Versicherungen, die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach und START Zeitarbeit NRW.

Nikolaus Schneider: „Hauptaugenmerk bei ARBEIT PLUS ist die Schaffung von Arbeitsplätzen. Zugleich legen wir Wert darauf, dass Auszubildende übernommen und Menschen mit Behinderung beschäftigt werden, dass die Generation 50plus eine faire Chance bekommt, dass Qualifizierung möglich ist und familienfreundliche Arbeitszeitmodelle entwickelt werden".

Um die Auszeichnung ARBEIT PLUS zu bekommen, müssen gleich mehrere Hürden überwunden werden. Zum einen wird das Siegel nur vergeben, wenn der Gesamtpunktwert der Beurteilung deutlich über dem Durchschnitt der Branche liegt. Zum anderen müssen alle vier Teilgruppen in der Bewertung zu einem überdurchschnittlichen Ergebnis führen. Dazu werden vom Institut für Wirtschafts- und Sozialethik (IWS ) der Universität Marburg 20 Indikatoren erfragt und ausgewertet, anschließend finden Gespräche mit der Unternehmensleitung und mit dem Betriebsrat statt. Auf Grundlage des IWS-Gutachtens muss dann noch das Vergabegremium von ARBEIT PLUS – unter Vorsitz von Nikolaus Schneider – entscheiden, ob die Unternehmen das Siegel verdienen. Mitglieder im Vergabegremium sind neben Regina Görner, IG Metall, der Vorsitzende der IG BCE, Michael Vassiliadis, Peter Clever, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und Prof. Dr. Winfried Hamel.

"Unsere Beurteilungskriterien werden immer weiterentwickelt", betont ARBEIT-PLUS Geschäftsführerin Cornelia Coenen-Marx. Neu hinzugekommen sind in den letzten Jahren Gesundheitsförderung, geschlechtsbezogene Chancengleichheit und demografischer Wandel. Im Rahmen der zentralen Vergabeveranstaltung in Berlin diskutiert Cornelia Coenen-Marx auch mit Vertretern der Unternehmen die Frage, ob Personalpolitik in turbulenten Zeiten noch die Belange der Beschäftigten im Blick hat.

Bei der Evangelischen Kirche in Deutschland können sich jederzeit Unternehmen ab 50 Mitarbeitern für die Zertifizierung bewerben. Nach zwei Jahren ist eine erneute Teilnahme möglich. Seit 1999 vergibt die EKD das Arbeitsplatzsiegel, bislang gab es 78 Auszeichnungen.

Hannover, 18. April 2012

Pressestelle der EKD
Reinhard Mawick


Anhang:

Ausgezeichnete Unternehmen (2011/2012):

• BERA Personaldienstleistungen GmbH (Schwäbisch Hall und Heilbronn)
• Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH (Nürnberg)
• DEVK Versicherungen (Köln)
• Evangelische Stiftung Hephata (Mönchengladbach)
• Mörk Bau GmbH & Co. KG (Leonberg)
• Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH (Mönchengladbach)
• START Zeitarbeit NRW GmbH (Duisburg)


Erstmals wurden mit dem Siegel ARBEIT PLUS ausgezeichnet:


• Mörk Bau GmbH & Co. KG
Das Leonberger Unternehmen (50 Mitarbeitende) ist schwerpunktmäßig in den Bereichen Projektakquise und -steuerung tätig. Es ist spezialisiert auf schlüsselfertiges Bauen in den Bereichen Wohn- und Gewerbe- sowie Kirchenbau und in der Photovoltaik. Im Unter-suchungszeitraum hat Mörk  – bei insgesamt rückläufiger Beschäftigung in der Branche – die Zahl der Arbeitsplätze erhöht. Darüber hinaus wurden Praktikumsplätze geschaffen und Menschen mit unklarem Qualifikationsprofil wurde so Zugang zum Unternehmen ermöglicht, die in unbefristete Arbeitsverhältnisse einmünden. Fort- und Weiterbildung sind ebenso zentral wie Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Qualitätssicherung. Zur Familien-förderung bietet Mörk eine Vielzahl an Möglichkeiten an, wie zum Beispiel familienange-passte Arbeitszeiten und Home-Office-Arbeitsplätze.

• Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH
Die Bildung und Wissen Verlag und Software GmbH mit Sitz in Nürnberg entwickelt als Fachverlag Verlags-und Softwareprodukte für den Bildungs-und Arbeitsmarkt. Das mittelständische Unternehmen hat ein erhebliches Personalwachstum zu verzeichnen und seit Jahren wird deutlich über Bedarf ausgebildet. Bei Vergabe der Ausbildungsplätze werden Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen und Bewerber/-innen mit Migrationshintergrund berücksichtigt. Hervorzuheben sind die sehr geringe Anzahl von geringfügig Beschäftigten und das Engagement der Unternehmensleitung für Fort-und Weiterbildungsmaßnahmen der Belegschaft. Vorbildlich sind die vielfältigen Möglichkeiten zur Vereinbarung von Familie und Beruf. Arbeitszeitflexibilisierungen sind nach individueller Absprache großzügig möglich und während der Familienauszeiten gibt es gute  Kontakte zum Unternehmen. Der Verlag berücksichtigt den demographischen Wandel im Blick auf die Zukunft des Unternehmens und setzt verstärkt und bewusst auf die Zusammenstellung altersgemischter Teams.

• Evangelische Stiftung Hephata
Die Evangelische Stiftung Hephata ist eine kirchliche Stiftung bürgerlichen Rechts mit gemeinnützigen Tochtergesellschaften mit beschränkter Haftung. Sie ist Trägerin von Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und ist an 30 Orten in Nordrhein-Westfalen vertreten. Sie beschäftigt 2.020 Mitarbeitende und macht Angebote auf den Feldern: Wohnen, Bildung, Arbeit und Beratung. Die Stiftung hat in den letzten Jahren deutlich mehr Mitarbeitende beschäftigt und zwar durchgängig in Form von tarifgebundenen und sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen. Es werden keine − wie sonst oft üblich −Tätigkeiten in „Servicegesellschaften“ verlagert. Das Engagement in den Bereichen Ausbildung, ältere Arbeitnehmer, Langzeitarbeitslose und Menschen mit Behinderung ist ebenfalls deutlich überdurchschnittlich. Vorbildlich sind die Ausbildung von Nachwuchskräften und das Gesundheitsmanagement. Es gibt eine ausgeprägte Teilzeitkultur, die im steigenden Maße auch von Männern in Anspruch genommen wird.


Bereits mehrfach wurden mit dem Siegel ARBEIT PLUS ausgezeichnet:

• Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach GmbH
Die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach bekommt zum 5. Mal das EKD-Arbeits-platzsiegel (2001, 2003, 2005, 2009, 2011)  – das ist eine besondere Leistung. Zur Sozial-Holding gehören die Altenheime GmbH (337 Arbeitsplätze) und die Ambulante Dienste GmbH, die die städtischen Angebote aus dem Bereich der Pflege und Altenhilfe umfassen, die Beschäftigungs- und Qualifizierungs-GmbH, die die Arbeitsmarktpolitik des zweiten Arbeitsmarktes für die Stadt Mönchengladbach unterstützt, sowie die 1997 gegründete Service GmbH (275 Arbeitsplätze). Zwar beschäftigte das Unternehmen 2011 im Vergleich zu 2009 sechs Prozent weniger Mitarbeitende. Die rückläufige Beschäftigtenzahl ist zum Teil durch eine deutliche Ausweitung der Arbeitszeit pro Mitarbeiter/Mitarbeiterin zu erklären. Sehr positiv ist die überdurchschnittliche Ausbildungsquote in der Altenhilfe GmbH. Beschäftigungschancen gibt es auch für ältere Arbeitnehmer/-innen sowie für Menschen mit schweren Behinderungen. Die Weiterbildungsmaßnahmen, das proaktive Gesundheitsmanagement sowie das „Age Management“ mit einer eigenen Fortbildung für ältere Beschäftigte sind vorbildlich. Der demographische Wandel wird auf diese Weise antizipiert. Die Gestaltung der Arbeitszeit geschieht flexibel und in kooperativer Weise mit dem Betriebsrat.

• Start Zeitarbeit NRW GmbH
Auch Start Zeitarbeit NRW hat bereits mehrfach das Gütesiegel ARBEIT PLUS bekommen: 2001, 2007, 2009 und jetzt wieder. Das Unternehmen zählt zu den größeren Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland und bietet all denen, die auf dem Arbeitsmarkt schwer zu vermitteln sind, eine Chance. Gegenwärtig ist START Zeitarbeit NRW in 27 Städten in Nordrhein-Westfalen vertreten. Im Unternehmen gilt ein mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) geschlossener Haustarifvertrag. Angestrebt wird die Übernahme der Leiharbeitskräfte in den Entleihbetrieben (reguläre sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse). Seit Frühjahr 2010 werden Leasingkräfte zu examinierten Altenpflegekräften ausgebildet und umgeschult. Nach Abschluss der Ausbildung garantiert START eine einjährige Weiterbeschäftigung – sofern nicht vorher eine Übernahme in eine feste Beschäftigung erfolgt. Herausragend ist das gesellschaftliche Engagement des Unternehmens und seine Kooperation mit den Gremien der Mitbestimmung ist vorbildlich.

• BERA Personaldienstleistungen GmbH
BERA Personaldienstleistungen GmbH mit Unternehmenssitz in Schwäbisch Hall hat 2009 erstmals das EKD Arbeitsplatzsiegel erhalten. Mit über 1.400 Mitarbeitenden und elf Niederlassungen gehört der inhabergeführte Personaldienstleister zu den größten Arbeitgebern der Region Heilbronn-Franken. Gegenüber der ersten Siegelvergabe konnte die Beschäftigung mehr als verdoppelt werden. Bera sichert durch unbefristete Beschäftigungsverhältnisse auch im Zeitarbeitsbereich −und durch Investitionen in Weiterbildung − die Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden. Ein Großteil der Beschäftigten wird nach dem Grundsatz „Equal Pay“ entlohnt. Zudem wird Menschen mit schweren Behinderungen und Vermittlungshemmnissen (Ältere, Langzeitarbeitslose) eine Chance geboten. Das Engagement im Ausbildungsbereich entwickelt sich stetig weiter, neu ist die Kooperation mit der dualen Hochschule Heilbronn. Darüber hinaus wird der interne Weiterbildungsbereich stark forciert. Hervorzuheben ist der ganzheitliche Ansatz, der neben fachlichen Qualifikationen auch den gesundheitlichen Aspekt in einem umfassenden Sinn bis hin zur Work-Life-Balance versteht. Die Vereinbarkeit von Familie bzw. Pflege und Beruf ist im internen Bereich vorbildlich. Die Kooperation mit dem Betriebsrat ist partnerschaftlich. Gesellschaftspolitisch hat BERA durch die Gründung eines Arbeitsmarktforums Akzente in der Region gesetzt.

• DEVK Versicherungen
Die DEVK Versicherungen wurden bereits 2002 und 2007 von der EKD ausgezeichnet. Durch die Struktur als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sind DEVK-Mitglieder gleichzeitig Kunden und „Miteigentümer“ am Unternehmen. Seit 1976 kann sich aber jeder, unabhängig vom Berufsstand, bei dem Kölner Unternehmen versichern. Gemessen an der Anzahl der Versicherungsverträge ist die DEVK Deutschlands viertgrößter Hausrat-  sowie fünftgrößter Pkw- und Haftpflichtversicherer (2010). In der Branche gibt es einen Trend zum Stellenabbau − 2010 gab es 9 Prozent weniger Arbeitsplätze als im Jahr zuvor. Bei der DEVK jedoch gibt es einen deutlichen Beschäftigungszuwachs. Und die Ausbildungsquote liegt dreimal so hoch wie im Branchendurchschnitt. Ein Großteil der Azubis wird übernommen − häufig zwar erst einmal befristet, immer aber auch mit der Perspektive auf eine unbefristete Beschäftigung. Zeitarbeit und geringfügige Beschäftigung werden kaum eingesetzt. Das Gesundheitsmanagement sowie die Fort- und Weiterbildung sind im gesamten Unternehmen weit entwickelt. Es gibt einen unter Beteiligung von Betriebsrat und Bahn BKK besetzten Arbeitskreis „Gesundheit“. Zur frühzeitigen Erkennung psychischer Belastungssituationen wurde eine Gefährdungsanalyse in Arbeit gegeben. Die DEVK ist ein familienfreundlicher Arbeitgeber. Erfreulich ist der zunehmende Anteil von Männern in Teilzeit sowie die Zunahme von Frauen in der mittleren und oberen Führungsebene. Von null auf 9,5 Prozent konnte die Zahl der Frauen in der oberen Führungsebene gesteigert werden, in der mittleren Ebene seit 2006 von elf auf 15 Prozent.