"An der Hoffnung auf Frieden zwischen Israel und Palästina festhalten"

Ratsvorsitzender traf Vertreter von "Peace Now"

"Es beeindruckt uns sehr, dass in Israel Menschen wie Sie trotz der eskalierenden Gewalt den Frieden zwischen Israel und seinen Nachbarn für möglich halten und sich tatkräftig dafür einsetzen", sagte der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der rheinische Präses Manfred Kock, bei einer Begegnung mit Professor Dan Jacobson von der israelischen Friedensorganisation "Peace Now" am 18. Juli 2002 in Düsseldorf. "Peace Now" hatte um das Gespräch gebeten, an dem neben dem Ratsvorsitzenden Oberkirchenrätin Dr. Christa Grengel (EKD), Oberkirchenrat Wilfried Neusel und Pfarrerin Katja Kriener (beide Evangelische Kirche im Rheinland) teilnahmen. 1978 im Kontext der Friedensverhandlungen zwischen Israel und Ägypten gegründet, wuchs "Peace Now" schnell zu einer großen außerparlamentarischen Friedensbewegung in Israel heran, war maßgeblich am Zustandekommen der Oslo-Verträge beteiligt und trug wesentlich zum wachsenden Friedenswillen der israelischen Bevölkerung bei.
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Nach den Worten Jacobsons ist die Friedensgruppe nach wie vor der Überzeugung, dass die Sicherheit Israels nur durch einen gerechten und dauerhaften Frieden mit den Nachbarn erreicht werden könne. Ihr Hauptziel sei es daher, die Öffentlichkeit in Israel zu überzeugen, dass es im ureigenen Interesse Israels sein müsse, die Besetzung der Westbank zu beenden, jüdische Siedlungen aufzugeben, die wirtschaftliche Situation der Palästinensischen Gebiete zu verbessern, einen Palästinenser-Staat zuzulassen und mit diesem ein Abkommen über ein dauerhaftes friedliches Miteinander abzuschließen. Aus diesem Grunde hält Jacobson Kritik an der jetzigen Regierung Israels und ihrer Politik gegenüber den Palästinensern auch aus dem Ausland für dringend geboten. Jacobson forderte auch die Kirchenvertreter auf, im Interesse Israels in der Kritik nicht nachzulassen. Er wies weiter darauf hin, dass jüdische und christliche Organisationen mithelfen müssten, dass der Konflikt nicht durch religiöse Argumentationen verschärft wird. Besonderes Augenmerk müsse auch auf die Friedenserziehung von Kindern und Jugendlichen gelegt werden.

Die Gesprächsteilnehmer hörten mit großer Anteilnahme, dass "Peace Now" trotz der schrecklichen Selbstmordattentate, der israelischen Militäreinsätze und andauernder Ausgangssperren die Kontakte zu Palästinensern halten konnte und Woche für Woche Friedensdemonstrationen in Jerusalem, Tel Aviv und anderen Orten stattfinden. Besonders beeindruckend fanden die deutschen Gesprächspartner, dass "Peace Now" Frieden nicht nur fordert, sondern durch eigene Forschungen Möglichkeiten der Realisierung aufzuzeigen versucht. So berichtete Dan Jacobson von einer Umfrage, die belege, dass zwei Drittel der Siedler in der Westbank zur Umsiedlung bereit wären, wenn dies vom israelischen Staat beschlossen und für angemessene Entschädigung gesorgt würde.

Die Gesprächspartner aus der evangelischen Kirche berichteten ihrerseits von den eigenen Arbeitszweigen im Heiligen Land und den vielfältigen Kontakten sowohl zu israelischen wie palästinensischen Partnern. Sie betonten, dass sie ebenfalls an der Hoffnung auf ein friedliches Miteinander beider Völker festhielten und wo immer das möglich sei, zum Brückenbau zwischen den Menschen ihren Beitrag leisten würden.

Hannover/Düsseldorf, den 19.  Juli 2002
Pressestelle der EKD