Grenzgängerin zwischen Ost und West

Dr. Christa Grengel geht in den Ruhestand

Oberkirchenrätin Dr. Christa Grengel, seit 1991 Leiterin der Übersee-Abteilung im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), wird am heutigen Dienstag vom Kollegium des Kirchenamtes in den Ruhestand verabschiedet.

Grenzgebiete haben es Christa Grengel von jeher angetan. Eigentlich wollte sie neben Theologie noch Mathematik und Physik studieren, um die Grenzen der Naturwissenschaft auszuloten, aber das war für sie in der damaligen DDR nicht möglich. Mit Grenzen hatte sie dennoch ihr ganzes Berufsleben zu tun. Oder mit der Überwindung von Grenzen: sei es in der Friedensforschung für den Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR, sei es als Ökumenereferentin in der Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (EKU) oder seit 1991 als Leiterin der Übersee-Abteilung im Kirchenamt der EKD.

Bereits in den siebziger Jahren war Christa Grengel auch im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) tätig: zunächst im Vorbereitungsausschuss für die ÖRK-Vollversammlung in Nairobi 1975 und bis 1983 als Mitglied der ÖRK-Entwicklungskommission. Auch an der Ausarbeitung der Meißener Erklärung von 1988, die die Beziehungen der deutschen evangelischen Kirchen mit der anglikanischen Kirche regelt, war sie maßgeblich beteiligt.

Sie selbst war eine Brückenbauerin zwischen Ost und West. Ihre Erfahrungen in und mit den Kirchen in der DDR waren ein Grund für den damaligen Leiter des EKD-Kirchenamtes, Otto von Campenhausen, Christa Grengel nach Hannover zu holen.

Bei aller Erfahrung mit Strukturfragen und Verwaltung: am meisten Spaß habe ihr immer die Arbeit mit den Gemeinden gemacht, sagt die 64jährige promovierte Theologin. "Wo es direkt zur Sache geht, darauf habe ich mich gefreut", schmunzelt sie. "Oder wo ich direkt mit Menschen zu tun hatte, auch mit meinen Mitarbeitenden hier im Kirchenamt - das hat mir Spaß gemacht."

Für die erste Zeit des Ruhestandes hat sie sich selbst eine Auszeit verordnet. "Familie, Kultur und Gesundheit habe ich jahrelang vernachlässigt. Das ist jetzt dran." Aber lange wird sie den Müßiggang nicht aushalten, das ahnt sie schon. "Ich werde bestimmt ein Ehrenamt übernehmen." Ob als Gastpredigerin, Seelsorgerin oder etwas ganz anderes, weiß sie noch nicht. Nur eins steht fest: es sollte nichts mit Verwaltung zu tun haben. "Das brauche ich nicht mehr."

Hannover, 04. Mai 2004

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi