Huber: Erinnern, um Zukunft zu haben

Ratsvorsitzender hat im Gedenkgottesdienst gepredigt

Nur Erinnerung gebe das Recht zur Zuversicht. Dies stellte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, am Sonntag, 8. Mai, im Gedenkgottesdienst der EKD zum Kriegsende vor 60 Jahren in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche zu Berlin fest. In dem vom ZDF übertragenen Gottesdienst, den hochrangige Vertreter der anglikanischen und der russisch-orthodoxen Kirche sowie Schülerinnen und Schüler des Berliner Karl-Philipp-Emmanuel-Bach-Gymnasiums mitgestaltet haben, erläuterte der Ratsvorsitzende, dass „Hoffnung das Erinnern trägt“: „Jeder, der in diesem sinnlosen Morden sein Leben verlor, verdient unser Erinnern. Auch die Angehörigen, die ihr weiteres Leben führen mussten ohne Vater oder Ehemann, ohne Bruder oder Mutter, sind einbezogen in unsere Solidarität.“

Wer sich erinnere, gehöre nicht zu den Ewiggestrigen, denn um der Zukunft willen dürfe die Vergangenheit nicht verdrängt werden. Deshalb sei nicht nur zu fragen, wovon Europa am 8. Mai vor 60 Jahren befreit worden sei, sondern auch wozu: „Wir bekennen uns dazu, wovon wir damals befreit wurden: von Menschenverachtung und Völkermord, von Gewalt und Krieg. Aber wir bekennen auch, wozu wir befreit wurden. Befreit wurden wir zum aufrechten Gang derer, die sich vor Gott beugen und deshalb vor keiner Macht dieser Welt. Befreit wurden wir zur Achtung vor der unantastbaren Würde jedes Menschen und deshalb zur Hinwendung zu denen, die missachtet oder misshandelt werden.“

Der Ruf zur Erinnerung sei ein österlicher Ruf, stellt Huber in seiner Predigt fest: „So wie die Hoffnung der Auferstehung nicht ohne die Erinnerung an das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu Christi lebendig bleibt, so kann das Eintreten für Frieden und Versöhnung nicht ohne die Erinnerung an den Abgrund menschlicher Bosheit und ihrer Folgen auskommen.“ Der 8. Mai sei so symbolträchtig wie wenig andere Tage, so der Ratsvorsitzende. Der Tag erinnere an das Ende des Schreckens. Und erinnere an den Beginn der Freiheit. Wer das Erinnern nicht verlerne, habe Grund zur Hoffnung.

Hannover / Berlin, 06. Mai 2005

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Die Predigt im Wortlaut