"Nahrung für Seele und Leib"

1. Internationale Citykirchenkonferenz der EKD

Erstmalig trafen sich in dieser Woche Vertreter evangelischer Citykirchen aus ganz Europa in Berlin. Eingeladen von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) diskutierten die Teilnehmer aus Deutschland, England, Skandinavien und der Ostseeregion vom 8. bis 10. Mai die gemeinsamen Herausforderungen und unterschiedlichen Modelle erfolgreicher Kirchenarbeit in Großstädten.

"Wir haben eine Mission" - unter dieser selbstbewussten Überschrift stellte Pfarrerin Karen Holzinger, Projektleiterin der Berliner Stadtmission, die konkrete Praxis der Citykirchenarbeit vor. Die Berliner Stadtmission verbindet als übergemeindliche Arbeit diakonisches Engagement für die zunehmende Zahl der Wohnungslosen in Berlin mit missionarischer Ausrichtung. Das Zentrum Lehrter Straße befinde sich "zwischen Knast (Berlin Moabit) und Kanzleramt" - das gelte sowohl räumlich als auch inhaltlich, so Karen Holzinger. Unter dem Motto "Mission - Diakonie - Begegnung" findet sich auf dem rund 20.000 Quadratmeter großen Gelände eine Krankenstation für Wohnungslose sowie ein Jugendgästehaus als öffentliche Übernachtungsmöglichkeit. Die Arbeit finanziert sich fast ausschließlich aus Spenden.

Die Citykirche St. Marien - das zweite Beispiel, das die Konferenzteilnehmer besuchten - versteht sich als "Gottes Haus im Herzen der Stadt". Charakteristisch für die Arbeit an St. Marien sei "das Miteinander von Liturgie und Diakonie", erklärte Pfarrer Gregor Hohberg. Die Marienkirche biete sich als Speiseraum und Schlafstatt für Bedürftige an. Im Kirchenschiff unter der Empore oder in der Kapelle der Marienkirche findet 14tägig die Speisung von Obdachlosen statt. Diese Speisung ist verbunden mit einer Andacht, einem kleinen Konzert, einer Führung oder der Ausgabe von Sachspenden.

Die Konzentration auf die Diakonie ist eine Möglichkeit der Profilierung einer Citykirche, erläutert Rolf Sturm, zuständiger Referent im Kirchenamt der EKD und einer der Leiter der Tagung. Deutlich geworden sei in den Gesprächen aber vor allem auch, wie groß das Interesse an der geistlichen Kompetenz der Citykirchen sei. "Suppenküchen können auch andere Organisationen anbieten, aber im Kirchenraum oder verbunden mit einer Andacht - das ist eben doch etwas Besonderes", berichtet Sturm. "Die Menschen fragen nach Nahrung für Seele und Leib."

Auf der Konferenz seien auch interessante Beispiele aus anderen Ländern vorgestellt worden. So macht man in Riga gute Erfahrungen mit einer "Sonntagsschule am Dienstagabend" und in Kopenhagen findet die Nachtkirchenarbeit eine große Resonanz. "So unterschiedlich die Situation in den einzelnen Ländern auch ist: Wir stehen doch vor einer gemeinsamen Herausforderung: die missionarische Situation." In keiner der europäischen Gesellschaften sei der christliche Glaube mehr selbstverständlich. Mit der Öffnung der Kirchengebäude und ihren gottesdienstlichen, informativen und kirchenpädagogischen Angeboten tragen die Citykirchen diesem Umstand aktiv Rechnung, so Sturm.

Anfang 2007 soll die nächste Internationale Citykirchenkonferenz stattfinden.

Hannover, 11. Mai 2005

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi