Zukunftsfähigkeit braucht umfassende Nachhaltigkeit

Wolfgang Huber: „Kirchen müssen der Sand im Getriebe sein“

Einen Mentalitätswandel angesichts der globalen Klimaveränderungen hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, gefordert. Länder wie Deutschland, die überproportional viel Treibhausgase und Kohlendioxid ausstießen, trügen eine besondere Verantwortung, erklärte Huber bei einem Vortrag am 27. April in Nürtingen. Zukunftsfähiges Handeln müsse sich an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und des Generationenvertrages ausrichten.

Der Beitrag der christlichen Kirchen zu einem solchen Mentalitätswandel erschöpfe sich nicht darin, Werte bereitzustellen und dadurch für das „Schmieröl des gesellschaftlichen Motors“ zu sorgen. Vielmehr müssten ihre Äußerungen „in bestimmten Fällen wie der Sand im Getriebe“ wirken, so der Ratsvorsitzende. „Denn die Wahrheit, für die sie eintreten, richtet sich nicht nach gesellschaftlichen Bedürfnissen und fügt sich nicht ins politische Machtkalkül. Diese Wahrheit bezieht sich darauf, dass Gott sich in einem Menschen offenbart, der den Mächtigen ein Ärgernis ist, sich dem gewohnten Tempelkult verweigert und sich den Niedrigen helfend zuwendet.“

Im Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft gelte es, neben der ökologischen und der ökonomischen auch die soziale und kulturelle Nachhaltigkeit anzustreben. Die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft entscheide sich auch daran, „ob wir die Institutionen des sozialen Zusammenlebens pfleglich behandeln, ob wir unsere kulturelle Identität bewusst bewahren und weiterentwickeln.“ Ansonsten drohe der Verlust wichtiger Elemente des sozialen Zusammenhaltes, ohne dass tragfähiger Ersatz in Aussicht stehe.

Der Umgang mit dem Sonntagsschutz sei ein Beispiel dafür, erklärte Bischof Huber. In der Diskussion um den Sonntagsschutz gehe es um die Bewahrung einer wichtigen sozialen Institution, „um die kulturelle Qualität des Zusammenlebens, um den Raum für die Freiheit der Religion“. Eine Aushöhlung des Sonntagsschutzes entspreche keineswegs der Religionsneutralität des Staates, betonte Huber. „Sondern ein solches Verhalten bevorzugt eine religionslose, ja atheistische Einstellung. Das ist gerade kein Ausdruck von Religionsneutralität, sondern von religiöser Parteinahme, wenn auch in antireligiöser Absicht.“ Die Kirchen wollten nicht zulassen, „dass das Menschenbild in unserer Gesellschaft auf Konsumentengröße gestutzt wird“.

Hannover, 27. April 2007

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi

Der Vortrag des EKD-Ratsvorsitzenden "Die Bedeutung christlicher Werte für die Zukunft der Gesellschaft"