Sonderpostwertzeichen anlässlich des 200. Geburtstages von Johann Hinrich Wichern

Diakoniepräsident: „Wichern verdient es, von Millionen Menschen gesehen zu werden.“

„Johann Hinrich Wichern hat es verdient, auf einer Briefmarke zu erscheinen. Er verdient es, von Millionen  Menschen gesehen zu werden.“ Mit diesen Worten begrüßte Klaus-Dieter K. Kottnik, Präsident des Diakonischen Werkes der EKD, die neue Sonderbriefmarke mit dem Porträt von Johann Hinrich Wichern. Aus Anlass des 200. Geburtstages des Gründers der modernen Diakonie gibt der Bundesminister der Finanzen  ein Sonderpostwertzeichen heraus. Staatssekretär Karl Diller MdB hat dieses heute im von Wichern gegründeten Evangelischen Johannesstift in Berlin-Spandau vorgestellt.

„Johann Hinrich Wichern hat zweierlei getan“, so der Diakonie-Präsident: „Er hat reflektiert, zugepackt und soziale Hilfe organisiert – und er hat auf die Politik Einfluss genommen.“ Wichern habe die Initiative für einen Wohlfahrtsverband ergriffen, indem er 1848 den Centralausschuss für Innere Mission gründete. „Der Urtyp für das System der Freien Wohlfahrtspflege, das unser Sozialwesen in Deutschland immer noch prägt, war gelegt.“

Stephan Reimers, der Bevollmächtige des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, verwies auf die „überragende Bedeutung Wicherns für den deutschen Protestantismus und darüber hinaus.“ Der EKD-Bevollmächtigte erinnerte daran, dass Wichern vor genau 160 Jahren einen diakonischen Aufgabenkatalog für alle reformatorischen Kirchen in Deutschland aufstellte. „Es gelang ihm, den deutschen Protestantismus in all seiner territorialen Verschiedenheit zur Aufnahme von Gemeinschaftsaufgaben zu überzeugen. Aufgrund dieses `Weckrufs` entstand schließlich das Diakonische Werk der EKD.

Diakonie-Präsident Kottnik betonte in seiner Rede die fortdauernde Bedeutung der Freien Wohlfahrtspflege: „Trotz aller Freiheit und notwendigen Selbstbestimmung in unserem demokratischen Gemeinwesen heute dürfen wir die Fürsorge nicht gering schätzen.“ Dies verdeutlichte er am Beispiel der Situation einer großen Zahl von Kindern in Deutschland: „Über 2 Millionen Kinder leben in unserem Land in Verhältnissen, die ihnen keinen Ausstieg noch einen gesellschaftlichen Aufstieg bieten. Das darf uns nicht ruhen lassen. Es gibt heute wieder Kinder, die hungrig sind. Und es gibt Kinder, die mit der Schule nicht zurechtkommen und keine Chancen zur Bildung wahrnehmen können.“ In diesem Zusammenhang sprach sich Kottnik gegen ein Betreuungsgeld aus, das sowohl für Eltern als auch Kinder „schwerwiegende Folgen“ haben würde.

Wichern war auch Gründer zweier großer diakonischer Einrichtungen: das Rauhe Haus in Hamburg und das Evangelische Johannesstift. Darauf wies Gastgeber und Stiftsvorsteher des Evangelischen Johannesstifts Pfarrer Martin von Essen hin. „Beide Stiftungen sind beeindruckende Beispiele für die Kraft, die Wicherns Vision von der Nächstenliebe entfaltet hat.“

Karl Diller überreichte Alben mit Erstdrucken des Sonderpostwertzeichens an Klaus-Dieter K. Kottnik und Stephan Reimers sowie den Vorstandsvorsitzenden des Evangelischen Johannesstifts Spandau, Martin von Essen.

Das Sonderpostwertzeichen wurde von der Grafikerin Karen Scholz gestaltet. Die Briefmarke im Wert von 55 Cent ist vom 10. April 2008 an in allen Verkaufsstellen der Post erhältlich.

Hannover / Berlin, 07. April 2008

Pressestelle der EKD
Christof Vetter