Otto Dibelius: Lebensspuren durch vier deutsche Epochen

Albrecht Beutel stellt den ersten Ratsvorsitzenden der EKD vor

Otto Dibelius’ Biografie durchzieht vier Epochen der jüngeren deutschen Geschichte: Er begann seine theologische Laufbahn als Hilfsprediger im Wilhelminischen Kaiserreich, in der Weimarer Republik war er Berliner Gemeindepfarrer und kurmärkischer Generalsuperintendent. In den dreißiger Jahren gehörte Dibelius der Deutschnationalen Partei an, wenig später schloss er sich der Bekennenden Kirche im Widerstand gegen den Nationalsozialismus an. 1949 wurde er zum ersten Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Die Lebens- und Wirkungsspuren des großen Kirchenmannes zeichnet Professor Albrecht Beutel aus Münster nach. Sein Vortrag findet am Mittwoch, 10 Mai, ab 18 Uhr im Berliner Dom statt.

Lebenslang blieb Otto Dibelius seiner preußischen Heimat und seiner Geburtsstadt Berlin von Herzen verbunden. „Das ist Grund und Anlass genug, ihn in der Reihe ‚Berliner Protestantische Profile’ vorzustellen`“, kündigt Beutel seinen Vortrag an. Insbesondere die führende Rolle, die Dibelius beim Wiederaufbau der Evangelischen Kirche in Deutschland nach 1945 gespielt hat, will Beutel eingehend würdigen. Besondere Aufmerksamkeit sollen dabei die „Mauerpredigten“ von 1961 erfahren, mit denen der damalige Bischof von Berlin-Brandenburg die Christen in der geteilten Stadt eindrücklich getröstet und ermutigt hat.

Professor Dr. Albrecht Beutel lehrt seit 1998 Kirchengeschichte an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Münster. Zuvor war er an der Universität Tübingen tätig. Er ist Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, gehört dem Kuratorium der Luther-Akademie Ratzeburg an und dem Vorstand der Luther-Gesellschaft.
 
Im Anschluss an den Vortag ist eine Diskussion zum Thema vorgesehen. Geleitet wird diese vom Präsidenten der Kirchenkanzlei der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK), Dr. Wilhelm Hüffmeier. Mit dem Beitrag über Otto Dibelius schließt die von der UEK gemeinsam mit der Oberpfarr- und Domkirche veranstaltete Vierte Theologische Vortragsreihe.

Berlin, 05. Mai 2006

Pressestelle der UEK
Karoline Lehmann

Die Erste Theologische Vortragsreihe fand 1999 unter dem Titel „Das Wesen des Christentums in seiner evangelischen Gestalt“ statt. Im Frühjahr 2002 folgte die zweite Reihe, eine Auseinandersetzung mit der Schöpfungsgeschichte: „Die Welt als Schöpfung und als Natur. Der Christliche Glaube und die naturwissenschaftliche Weltsicht“. Auslöser für das Thema der Dritten Staffel – „Leben im Schatten des Bösen. Gespräche zu einer ungelösten Menschheitsfrage – war die Dimension des Bösen, die seit dem 11. September 2001 die Welt erschüttert. Alle bisherigen Reihen wurden im Neukirchener Verlag veröffentlicht.