Staat und Kirche in Serbien und Montenegro

Dialogtagung in Berlin

Das Verhältnis von Staat und Kirche in Serbien und Montenegro stand im Mittelpunkt einer Tagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Deutschen Bischofskonferenz und der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK), die vom 27. bis zum 29.April in Berlin stattfand. Neben Generalvikar Milan Pejic von der Diözese Mitteleuropa der SOK konnten unter anderem der evangelische Auslandsbischof Martin Schindehütte, der serbischen Bischof Porfirije Beric, der Bischof der Serbisch-Orthodoxen Diözese für Mitteleuropa Konstantin, und Helmut Wiesmann von der Deutschen Bischofskonferenz begrüßt werden. Der serbische Botschafter, Ognjen Pribicevic, unterstrich die wichtige Rolle der Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Entwicklung eines demokratischen Staatswesens in Serbien.

In Grundsatzreferaten stellten Professor Bogoljub Sijakovic, früherer Religionsminister in Belgrad, Petar Ladjevic, Leiter des Amtes für Menschen- und Minderheitsrechte der serbischen Regierung und Oberkirchenrat Christoph Thiele vom Kirchenamt der EKD das Verhältnis von Staat und Kirche aus kirchlicher und staatlicher Sicht in Serbien und Deutschland vor. „Wir haben in Serbien ein sehr fortschrittliches Religionsgesetz, das Vorbild für die ganze Region sein kann. Allerdings bedarf die konkrete Umsetzung und Ausgestaltung des Verhältnisses von Staat und Kirche nun weiterer intensiver Anstrengungen, “ so Petar Ladjevic. Christoph Thiele erläuterte: „Das Verhältnis von Staat und Kirche ist unter dem Dach unserer Verfassung als konstruktive Unterscheidung zu beschreiben.“

Gemeinsam mit Andrej Kopilovic unterstrich die Leiterin der Europaabteilung im Kirchenamt der EKD, Antje Heider-Rottwilm, den ökumenischen Akzent der Tagung, indem sie vom gemeinsamen Weg der europäischen Kirchen zur Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung im September 2007 in Sibiu/Hermannstadt berichteten.

Bischof Joanikije beschrieb einen Nachholbedarf in der Herstellung von geregelten Beziehungen von Kirchen und Religionsgemeinschaften mit dem erst kürzlich selbständig gewordenen Staat Montenegro: „Ich hoffe auf die hochrangige ökumenische Unterstützung bei den Gesprächen mit unserem Staat.“

Vier Fachgesprächsgruppen berieten Einzelprobleme des Verhältnisses von Staat und Kirche. Grundsätzliche Fragen des Staatskirchenrechtes und der Religionsgesetzgebung waren dabei ebenso Themen wie Religionsunterricht , die sozialen Dienste der Kirchen und die europäische Identitäts- und Wertedebatte. Dazu äußerte Professor Bogoljub Sijakovic: „Ich würde es begrüßen, wenn es gelänge, den Vorschlag aus unserem Fachgespräch aufzunehmen und einen wissenschaftlichen Dialog der deutschen und serbischen Staatskirchenrechtler zu initiieren.“

Für das Jahr 2008 sagte die frühere Bundesministerin Claudia Nolte die Unterstützung der Konrad Adenauer Stiftung in Belgrad zu für eine Fortbildungs- und Begegnungstagung von jungen Religionslehrern aus Serbien und Deutschland, die in Serbien stattfinden soll. Auch mögliche neue Kooperationen im Bereich Diakonie und Caritas zwischen Deutschland, Österreich und Serbien wurden ins Auge gefasst.

Im Hinblick auf den Kosovo wurde festgestellt, dass eine Lösung der Frage des Status nur in einem geeinten Europa zu finden sei. Das Kulturerbe des Kosovo sei Teil des europäischen Kulturerbes. Die Kirchen wollen ein Europa der Gerechtigkeit und Solidarität mitgestalten und die Politik ermutigen, in diesem Rahmen eine Lösung der Kosovofrage zu finden Als Aufgabe für eine nächste Dialogtagung wurde darum die Verhältnisbestimmung von Glaube, Nation und Identität im Rahmen der Europäischen Union genannt.

In einer Vorkonferenz der am Dialog beteiligten Kirchenführer würdigte der römisch-katholische Bischof Gerhard Feige, Magdeburg, die bisherige Arbeit im Dialog der beteiligten Kirchen und sagte: „Es wurde deutlich, dass diese Dialoge und ihre Ergebnisse nicht unerheblichen Einfluss auf die Erarbeitung des Religionsgesetzes ein Serbien gehabt haben. Damit wurde ein wichtiger Beitrag für die Errichtung einer lebendigen Demokratie in Serbien geleistet.“

Abschließend betonte Bischof Martin Schindehütte, dass angesichts der Traumata und Verletzungen in den kriegerischen Auseinandersetzungen nicht nur in der jüngeren Vergangenheit in Serbien, im Kosovo und in Montenegro die Kirchen eine große Aufgabe hätten in der Aufarbeitung der Vergangenheit und der Heilung der Erinnerung. „Die vornehmste Aufgabe der Christen ist das Gebet für die, die leiden und gelitten haben. Die Christen haben die Botschaft der Vergebung weiterzusagen und zur Versöhnung beizutragen. Die Zusammenarbeit der Kirchen – wie hier in dieser Tagung geschehen – kann ein Beispiel sein für die Überwindung von Spaltungen in Europa.“

Hannover/Berlin, 30. April 2007
Pressestelle der EKD
Christof Vetter