„Engagierter Mahner und Anreger der Kirche“

Wolfgang Huber trauert um Carl Friedrich von Weizsäcker

In herzlicher und tiefer Anteilnahme hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber zum Tod von Carl Friedrich von Weizsäcker an dessen Sohn Professor Carl Christian von Weizsäcker stellvertretend für dessen Geschwister und deren Familien geschrieben. Im Namen der EKD, die Carl Friedrich von Weizsäcker viel zu verdanken habe, sondern auch wegen der persönlichen Beziehung zwischen dem Verstorbenen und dem Ratsvorsitzenden, erinnert Wolfgang Huber an das Wirken von Carl Friedrich von Weizsäcker in der evangelischen Kirche und der deutschen Gesellschaft.

Carl Friedrich von Weizsäcker sei ein großer Wissenschaftler und zugleich eine hoch geachtete Persönlichkeit des öffentlichen Lebens gewesen, erinnert Wolfgang Huber: „Er war ein politisch wachsamer Zeitgenosse und als evangelischer Christ ein engagierter Vertreter, Mahner und Anreger seiner Kirche. Seine von der Bergpredigt inspirierten und philosophisch, physikalisch, politisch wie historisch fundierten Einsichten zur Gefährdung des Weltfriedens im Schatten der nuklearen Bedrohung haben so wichtige Texte wie die Göttinger Erklärung von 1957, die Heidelberger Thesen von 1959, das Tübinger Memorandum von 1961 und den Aufruf zu einem Konzil des Friedens auf dem Düsseldorfer Kirchentag von 1985 hervorgebracht.“ An diesen Aufruf erinnere sich der heutige Ratsvorsitzende auch deshalb besonders, weil er damals Präsident des Kirchentags und somit mit den Anfängen dieses Prozesses intensiv befasst war.

Wolfgang Huber schreibt weiter. „Carl Friedrich von Weizsäcker hat die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland entscheidend mitgeprägt, und er hat Kirchengeschichte geschrieben. Nicht nur im evangelischen Raum, sondern auf ökumenischer Ebene. Der Aufruf zum Konzil des Friedens, der an eine Vision Dietrich Bonhoeffers aus den Dreißigerjahren anknüpfte, mündete in den Konziliaren Prozess der späten Achtzigerjahre, also in diejenige kirchliche Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, die sich mit dem Ende des Ost-West-Konfliktes und der Überwindung der Teilung der Welt in zwei antagonistische Militärblöcke verband.“

Carl Friedrich von Weizsäcker habe sich von der christlichen Hoffnung leiten, dass eine Verbesserung der Lebensverhältnisse der Menschen, dass mithin irdischer Fortschritt möglich ist, fasst der Ratsvorsitzende zusammen. So hielt er etwa die Abschaffung der Institution des Krieges nicht für utopisch, sondern für eine politisch umsetzbare Forderung und meinte sogar, dass die Umsetzung dieser Forderung notwendig sei, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Er verneige sich in großer Ehrfurcht und Dankbarkeit „vor dem großen Denker, dem älteren Bruder im Glauben und dem außergewöhnlichen Menschen, der Weisheit und Prophetie in seinem Lebenswerk miteinander zu verbinden verstand.“


Hannover/Berlin, 30. April 2007
Pressestelle der EKD
Christof Vetter