Karl-Barth-Preis an Michael Welker verliehen

Im Rahmen des XII. Internationalen Bonhoeffer-Kongresses in Basel hat am Samstag, 9. Juli, der Heidelberger Theologe Michael Welker den Karl-Barth-Preis der Union Evangelischer Kirchen (UEK) entgegengenommen. Mit der Auszeichnung würdigt die UEK das theologische Gesamtwerk des 68-jährigen Seniorprofessors.

In seiner Laudatio erinnerte der Berliner Bischof Markus Dröge, ein Schüler des Preisträgers, an eine im Wintersemester 1982/83 in Tübingen gehörte Vorlesung Welkers über Karl Barths Kirchliche Dogmatik. Schon als junger Privatdozent habe Welker an Barth angeknüpft und über Barth hinausgedacht, um sowohl dem Reichtum des biblischen Zeugnisses als auch der Vielfalt der geschöpflichen Wirklichkeit theologisch besser gerecht zu werden. „Es geht Michael Welker darum, dualistische Denkfiguren und einen abstrakten Theismus zu überwinden, die uns hilflos und orientierungslos zurücklassen in der Auseinandersetzung mit pluralistischen Denkweisen, mit differenzierten Gesellschaftsformen, mit vielerlei Öffentlichkeiten und den Anforderungen eines interkonfessionellen, interreligiösen, interkulturellen Dialoges“, so Dröge. Welkers Theologie bewähre sich gerade als Theologie für die Kirche, führte Dröge weiter aus, der bekannte, auch für die Führung seines Bischofsamtes in Welkers Theologie entscheidende Orientierung zu finden.

Der Vorsitzende von Vollkonferenz und Präsidium der UEK, der Pfälzer Kirchenpräsident Christian Schad, erinnerte sich, von Michael Welker im ersten Examen geprüft worden zu sein; vier Jahrzehnte lang habe dieser der Prüfungskommission der pfälzischen Kirche angehört.

In seiner Dankesrede erinnerte Michael Welker daran, wie Karl Barth seine Lehre und Forschung bestimmt habe. Dabei würdigte er Barths trinitätstheologische „Ingeniosität“: „Der schöpferische Gott wirkt nicht ohne den göttlichen Geist. Der göttliche Geist aber steht in differenzierter Einheit mit dem göttlichen Wort, das, in Jesus Christus geoffenbart, immer auch durch den Eintritt in die irdisch-geschichtliche Welt geprägt ist.“ Karl Barth sei andererseits einem zu einfachen polaren Denken verhaftet geblieben. Die Bibel selbst nötige zu multipolarem Denken. Nur so könne die Theologie der Vielfalt der geschaffenen Welt gerecht werden und im Dialog der Wissenschaften sprachfähig sein.

Die Union Evangelischer Kirchen (UEK) ist ein Zusammenschluss von zwölf unierten und reformierten Kirchen in der EKD. Der Karl-Barth-Preis wurde zum 100. Geburtstag des Schweizer Theologen 1986 von der Evangelischen Kirche der Union gestiftet und ist mit 10.000 EUR dotiert. Er wird alle zwei Jahre an Persönlichkeiten verliehen, deren theologisches Werk oder öffentliches Wirken in Politik und Gesellschaft durch Karl Barth oder die von ihm maßgeblich formulierte Barmer Theologische Erklärung geprägt ist.

Hannover, 9. Juli 2016

Carsten Splitt
Pressesprecher UEK