Spitzengespräch zwischen Kirchen und Handwerk

29. August 2002

Berlin, 29. August 2002. Die Folgen der Flutkatastrophe, die Arbeitslosigkeit und bildungspolitische Fragen standen im Mittelpunkt des Spitzengesprächs, zu dem Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) heute im Berliner „Haus des Deutschen Handwerks“ zusammenkamen.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, der Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Manfred Kock, ZDH-Präsident Dieter Philipp zeigten sich beeindruckt darüber, wie sich aus gemeinsamer Betroffenheit der Menschen eine lebendige Solidarität mit den Hochwassergeschädigten entwickelt hat. Sie dankten für die große Hilfsbereitschaft vieler Menschen, die sich bei den Kirchen ebenso bemerkbar mache wie im Handwerk. Die Spitzenvertreter waren sich einig: „Wenn wirklich Hilfe gebraucht wird, dann wird Solidarität wach, dann sind helfende Hände da.“

Die Vertreter der Kirchen und des Handwerks äußerten ihre tiefe Sorge über die nach wie vor hohe Arbeitslosenzahl in Deutschland und forderten eine beschäftigungsfördernde Reform des Arbeitsmarktes. Handwerk und Kirchen begrüßten, dass die Kommission unter dem Vorsitz von Peter Hartz mit ihrem Bericht „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ der Diskussion zur Reform des Arbeitsmarktes neue Impulse verleiht. Die Vorschläge sollten nun konstruktiv und sachlich geprüft werden. Sobald wie möglich sollten konkrete politische Maßnahmen ergriffen werden, die auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze zum Ziel haben müssen, betonten beide Seiten.

Dringenden Handlungsbedarf sehen Kirchen und Handwerk im Bereich der Bildungspolitik. Das schlechte Abschneiden Deutschlands in der Pisa-Studie der OECD wird als besorgniserregend bewertet. Schulen und Eltern tragen gemeinsam Verantwortung dafür, die Fähigkeiten junger Menschen von früher Kindheit an zu entwickeln und sie auf ein „lebenslanges Lernen“ vorzubereiten. Die Handwerksbetriebe, in denen immerhin zwei Drittel der Hauptschulabgänger ausgebildet werden, dürften nicht die Rolle eines „Reparaturbetriebes“ für Mängel der schulischen und elterlichen Erziehung übernehmen. Einen wesentlichen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung und Wertevermittlung leiste auch der Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen.

Auch angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland fordern Kirchen und Handwerk weiterhin, die familienpolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern. Den Eltern müssten mehr Wahlmöglichkeiten durch ein verbessertes Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen geboten werden. Darüber hinaus seien Anstrengungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf notwendig, die sowohl den Belangen der Erziehenden als auch denen der Betriebe gerecht werden.

Berlin / Hannover / Bonn, den 29. August 2002
Pressestelle der EKD

Hinweis: Diese Pressemitteilung wird zeitgleich von den Pressestellen des ZDH, der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlicht.