Huber: Präambel der EU-Verfassung muss präzise und ausgewogen sein

Der EKD-Ratsvorsitzende besuchte die EU-Institutionen in Brüssel

Der Hinweis des Verfassungskonventes der Europäischen Union (EU) auf das religiöse Erbe Europas sei begrüßenswert, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, bei einem Treffen mit dem EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi am Dienstag, den 25. Mai in Brüssel. "Der Text der Verfassungs-Präambel muss präzise und ausgewogen sein", so Huber. Mit Blick auf die abschließenden Verhandlungen um eine europäische Verfassung betonte Huber, vorrangiges Ziel sei es jetzt, die Verfassung zu vollenden. Huber sprach sich dafür aus, die Präambel durch einen Hinweis auf die christliche Prägung  zu präzisieren. In ihr müsse die Verantwortung vor Gott und den Menschen genauso zur Sprache kommen, wie die Achtung der Freiheit des Gewissens. Bei der Begegnung sprachen beide außerdem über die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei sowie die humanitäre Katastrophe im Sudan. Huber traf während seines Besuches in der belgischen Hauptstadt auch die deutschen EU-Kommissare Michaele Schreyer und Günter Verheugen sowie die deutschen Botschaftern bei der EU und der NATO in Brüssel. 

Er wünsche sich eine stärkere Rücksichtnahme auf die Menschen in der Europäischen Union (EU) und ihre Belastbarkeit, sagte Huber. Er kritisierte den dicht gedrängten Brüsseler Fahrplan hinsichtlich einer möglichen Aufnahme der Türkei. Vor der Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei müsse zunächst die EU-Osterweiterung von den Menschen bewältigt sein, mahnte Huber. Bereits im Herbst soll die Europäische Kommission dem Europäischen Rat ihren Bericht über die Eröffnung von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei vorlegen.

Huber wies in seinem Gespräch eindringlich auf die Flüchtlingskatastrophe im Sudan hin und sprach sich für ein verstärktes europäisches Engagement in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land aus.

Im Haus der EKD in Brüssel erinnerte Huber in einem Vortrag daran, dass Christentum und politische Kultur in Europa auch im Zeitalter der Säkularität eng miteinander verwoben sind. Politische Errungenschaften, die heute wie selbstverständlich als Gemeingut betrachtet würden, wie die Achtung der Menschenwürde, Toleranz, die Einhaltung der Menschenrechte und die weltanschauliche Neutralität des Staates,  soziale Marktwirtschaft, seien über Jahrhunderte aus christlichen Glaubenssätzen entwickelt worden. Der Pluralismus der Europa heute ausmache, die Einheit in Vielfalt, sei ohne die „Prägekraft des Christentums“ nicht vorstellbar.

Schließlich forderte er, auch in einem erweiterten Europa die protestantische Stimme selbstbewusst einzubringen, und unterstrich, dass der Protestantismus einen spezifischen Beitrag zur politischen Kultur in Europa zu leisten bereit sei.

Hannover/Brüssel, 25. Mai 2004

Pressestelle der EKD
Silke Fauzi/Katrin Hatzinger

Rede im Wortlaut