Ökumenische Jury verleiht Preise bei den 54. Internationalen Filmfestspielen in Berlin

Menschliche, religiöse und soziale Werte stehen im Vordergrund

Der Wettbewerbsbeitrag „Ae fond kiss“ von Ken Loach auf der Berlinale wurde von der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Die Ökumenische Jury hat am heutigen Sonnabend, 14. Februar, in Berlin ihre Preisträger der diesjährigen Berlinale bekannt gegeben. Neben dem Preisträger im Bereich Wettbewerb wurden „Mi piace lavorare" (Mobbing) von Francesca Comencini im Bereich Panorama und „Folle embellie“ von Dominique Cabrera im Forum Junger Film mit einem Preis in Höhe von je 2.500 Euro ausgezeichnet. Die Evangelische Kirche in Deutschland und die Deutsche Bischofskonferenz finanzieren je zur Hälfte die Preisgelder.

Der von der Ökumenischen Jury preisgekrönte Film im Bereich Wettbewerb „Ae fond kiss“ von Ken Loach thematisiere am Beispiel der Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann pakistanischer Herkunft und einer irischen Lehrerin die kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Fronten, die es für ein gemeinsames Zusammenleben zu überwinden gilt. „Ein überzeugendes Plädoyer für Toleranz und interkulturelle Verständigung“, so die Jury in ihrer Begründung.

Außerdem sprach die Ökumenische Jury eine lobende Erwähnung für den Film „Witnesses“ von Vinko Bresan aus. Dazu die Jury: „Auf ausgezeichnete Weise setzt der Film künstlerische Mittel ein, um die moralischen Probleme in einer Kriegssituation darzustellen. Er zeigt, dass sogar in dieser Situation humanes Handeln möglich ist. Der einzige Weg zu einer friedlichen Zukunft gelingt nur dort, wo das Risiko übernommen wird, Leben zu schützen und sogar der Respekt gegenüber den Feinden als menschlichen Personen gewahrt bleibt.“

Im Bereich Panorama ging der mit 2500 Euro dotierte (gestiftet von der Deutschen Bischofkonferenz) Preis an: „Mi piace lavorare" (Mobbing) von Francesca Comencini. Der Film beschreibe eindrücklich das Leiden einer alleinerziehenden Frau, die an ihrem Arbeitsplatz ungerecht behandelt und dem Mobbing von Mitarbeitern ausgesetzt ist. Die Regisseurin betone auf herausfordernde und angemessene Weise das Recht auf Gerechtigkeit und menschliche Würde, begründet die Jury ihre Entscheidung.

Der Preis im Internationalen Forum des Jungen Films, der auch mit 2.500 Euro dotiert ist (gestiftet von der Evangelischen Kirche in Deutschland), geht an: „Folle embellie“ von Dominique Cabrera. „Folle embellie“ sei zugleich eine einfühlsame Geschichte und eine umfassende Metapher. Der Film setze den Wahnsinn des Krieges gegen die Krankheit von geistig Behinderten und frage nach den Möglichkeiten der Heilung durch gemeinsames Handeln und gelingende menschliche Beziehungen.

Seit 1992 gibt es die von evangelischer und katholischer Kirche gemeinsam eingesetzte, unabhängige Jury der Berlinale, die sich aus sechs Mitgliedern der internationalen kirchlichen Filmorganisationen Interfilm und Signis zusammensetzt. Sie verleiht ihre Preise den Filmschaffenden, denen es mit künstlerischer Begabung am besten gelingt, ein menschliches Verhalten oder Zeugnis zum Ausdruck zu bringen, das mit dem Evangelium in Einklang steht, oder die Zuschauer für spirituelle, menschliche oder soziale Werte zu sensibilisieren.

In diesem Jahr wirkten in der ökumenischen Jury mit: Werner Schneider-Quindeau Jurypräsident (Deutschland), Julienne N. Munyaneza (Ruanda) und Marjorie Suchocki (USA); Lothar Strüber (Deutschland), Frank Forst (USA) und Oldrich Selucky (Tschechische Republik).

Hannover/Berlin, 14. Februar 2004

Pressestelle der EKD
Christof Vetter